Schnelles Handeln nötig

Bayern · Varieté, Theater und Freizeit brauchen Perspektiven

Bei GOP und Schuhbecks teatro wird der Ruf nach einem Zeitplan für die Öffnung von Theater und Variete-Veranstaltungen immer dringender. Foto: GOP/Schuhbecks teatro

Bei GOP und Schuhbecks teatro wird der Ruf nach einem Zeitplan für die Öffnung von Theater und Variete-Veranstaltungen immer dringender. Foto: GOP/Schuhbecks teatro

München/Bayern · Ministerpräsident Markus Söder hatte bei seinem Auftritt am vergangenen Dienstag für viele Branchen gute Nachrichten mit im Gepäck, so dürfen Biergärten ab dem 18. Mai öffnen, Restaurants ab dem 25. Mai und Hotels und Campingplätze ab Ende Mai. Einen Fahrplan für Theater und Freizeiteinrichtungen wie beispielsweise die Therme Erding waren indes nicht dabei.

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Dabei ist das Wichtigste, was diese Einrichtungen brauchen eine Perspektive, wie der Direktor des GOP Varieté-Theaters München, Peter Weil, betonte.

"Normalerweise spielen wir die zwölf Monate durch, zum Programmwechsel gibt es maximal fünf Tage Pause", berichtet er. Jetzt stehen seit Mitte März die Uhren still, da war das neue Programm gerade einmal drei Tage alt. "Wir haben gut gewirtschaftet in den letzten Jahren, und konnten Rücklagen bilden. Dennoch brauchen wir eine Perspektive und die klare Ansage, was geht und was nicht", betont Peter Weil. Verschiedene Konzepte zur Durchsetzung der Hygiene-Regeln habe er bereits in der Schublade, aber bislang habe ihm noch niemand sagen können, wohin die Reise für Varieté-Theater wie das GOP eines sei, gehen.

Staatliche Theater könnten die Zwangspause dank Subventionen besser wegstecken als privatwirtschaftliche Unternehmen, die hohe finanzielle Lasten zu tragen hätten, auch wenn keine Einnahmen flössen. Um dauerhaft wirtschaftlich arbeiten zu können brauche er eine Auslastung von über 70 Prozent, so Weil. Von heute auf morgen könne er das GOP dennoch nicht aufsperren, denn die Künstler, die er bereits lange im Voraus verpflichtet habe, säßen vielfach im Ausland fest, außerdem brauche es auch Regeln, wie auf der Bühne agiert werden könne. Die verschiedenen Artisten würden normalerweise Hand in Hand arbeiten, sollte die Abstandsregelung auch dort greifen, wären viele Nummern gar nicht mehr möglich.

Viele Fragen stehen damit also unbeantwortet im Raum, Fragen, für die derzeit nur schwer verantwortliche Entscheidungsträger gefunden werden können, wie Weil bedauert. "Am meisten betroffen sind aber unsere Servicemitarbeiter, die nicht nur auf Kurzarbeit sind, sondern auch den kompletten Ausfall des Trinkgeldes verkraften müssen", bedauert Peter Weil. Aus diesem Grund findet man auf der Homepage des GOP auch die Möglichkeit, dort für die Mitarbeiter zu spenden (www.variete.de).

Sehr berührt habe ihn die Tatsache, dass viele Stammbesucher ihr Mitgefühl und ihr Bedauern über die derzeitige Schließung ausgedrückt haben und darüber hinaus auch bereits jetzt wieder Gutscheine kaufen um das Unternehmen zu unterstützen. "Es gab auch einige, die die bereits gekauften Tickets gespendet haben und weder Gutscheine noch Rückerstattungen wollten, um uns zu unterstützen. Es tut gut zu wissen, dass unser Publikum an uns denkt", betont Peter Weil.

Ein wenig mehr Luft für die Planungen hat indes noch Schuhbecks teatro, das mit der neuen Saison erst im Oktober beginnt. Als das teatro schließen musste, war die Hauptsaison bereits erfolgreich hinter sich gebracht, 1,5 Monate Spielzeit hätten noch zur Vollendung des Spielplans gefehlt. Auch hier hofft man auf einen baldigen Fahrplan und klare Regeln, wie ein derartiger Betrieb laufen könne und müsse. Christine Jakob vom Planungsteam bei Schuhbecks teatro erklärt, dass man natürlich bereits dabei sei, alle möglichen Szenarien durchzuplanen, wie man seine Gäste nach den derzeit geforderten Maßgaben platzieren könne. Daneben laufe aber immer noch die Aktion "teatro hilft", die die Mitarbeiter zu Beginn der Pandemie ins Leben gerufen haben.

Der ehrenamtliche Einkaufsdienst des teatro-Teams für Personen, die zu einer Risikogruppe angehören, erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, berichtet Christine Jakob zufrieden.

Aber nicht nur die Theater in München sind von den Schließungen betroffen, sondern auch beliebte Freizeiteinrichtungen wie beispielsweise die Therme Erding. Marcus Maier, Geschäftsleiter der Therme Erding erklärt auf die Frage, wie lange die Therme die Schließung noch finanziell verkraften kann: "Sicherlich schaffen wir das noch biss Ende Juni, ab Juli wird es sehr spannend, danach müssten dringend neue Finanzlösungen gefunden werden." 90 Prozent der 450 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, der Rest arbeitet derzeit an Sanierungs- und Reinigungsmaßnahmen. "Wir arbeiten mit Hochdruck an Revisionsarbeiten, es werden Fliesen verlegt Duschen saniert, Becken komplett gereinigt und alles wird auf Vordermann gebracht. Über 30 Handwerker sind hier jeden Tag beschäftigt. Wir haben aus Mitarbeitern ein paar Handwerker Trupps gebildet, die putzen, malen, schleifen, lackieren und hängen sich voll rein, damit die Therme Erding wieder wie neu aussieht", erklärt Marcus Maier weiter.

Wichtig sei jetzt auch hier ein rascher Maßnahmenfahrplan, damit man kalkulieren und planen könne. "Wir hoffen immer noch auf eine Öffnung zu Pfingsten. Wenn ich sehe, dass Tausende von Leuten an der Isar liegen oder an den Seen, dann kann ich in meinen Augen auch eine limitierte Öffnung der Therme erlauben. Bäder und Thermen sind für die Bevölkerung in Bezug auf die Lebensqualität sicher auch systemrelevant", erklärt Marcus Maier.

Selbstverständlich werde man sich an vorgegebene Maßnahmen halten. "Abstand halten ist natürlich das Gebot der Stunde. Platz haben wir mehr als jedes andere Bad in Europa, und Sonne über die großen Gärten und die zu öffnenden Dächer. Wir haben ein fertiges Konzept bei der Regierung abgegeben. Wir tun das Möglichste um das Risiko zu minimieren und Sicherheit ist das oberste Gebot. Wir haben über 100.0000 Quadratmeter Nutzfläche und 185.000 Quadratmeter Gesamtfläche. Hier wären zum Beispiel 2.000 Personen großzügiger verteilt als an irgendwelchen öffentlichen Seen. Umbau der Kassen analog den Supermärkten und Abstandsmarkierungen sind sowieso selbstverständlich. Wir haben über 150 einzelne Duschen und die Therme Erding steht seit jeher für hohe Qualitätsstandards in dem Bereich Reinigung", zählt Marcus Maier den Katalog an Vorschlägen auf, die seiner Meinung nach zu einer baldigen Öffnung der Therme Erding führen könnten.

Auch hier gebe es schon zahlreiche Nachfragen aus der Bevölkerung. Die Sehnsucht nach ein wenig Abwechslung und Entspannung ist groß in der Bevölkerung, egal ob trotz oder wegen Corona. hw

Artikel vom 08.05.2020
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