Internet-Gottesdienst

Landkreis Erding · Kirchen in Zeiten von Corona, Kreativität gefragt

Geöffnet für das stille Gebet: Die renovierte Erlöserkirche in Klettham ist eine der drei evangelischen Kirchen. Bild re.: Entschlossen, auch in dieser Zeit für Gläubige da zu sein: Dekan Michael Bayer steht vor unerwarteten Herausforderung. F: kw

Geöffnet für das stille Gebet: Die renovierte Erlöserkirche in Klettham ist eine der drei evangelischen Kirchen. Bild re.: Entschlossen, auch in dieser Zeit für Gläubige da zu sein: Dekan Michael Bayer steht vor unerwarteten Herausforderung. F: kw

Erding/Landkreis Erding · Ausnahmesituation im Landkreis Erding: Vieles, was bisher selbstverständlich gewesen ist, geht bereits seit Wochen nicht mehr. Dazu gehört für enorm viele Menschen auch der sonntägliche Gang zur Kirche. Die soziale Funktion, die die Kirche der Gesellschaft hat, ist teilweise abgeschnitten.

Das trifft die Menschen in einer Zeit, wo Verunsicherung und Angst um sich greift und darum die Menschen eigentlich mehr als sonst Zuspruch, Ermutigung und Orientierung nötig hätten. In einer solchen Lage entwickeln beide großen Kirchen im Kreis Erding neue Formen, neue Angebote, aber sie schaffen es plötzlich auch, in ganz anderer Weise als das bisher der Fall gewesen ist, moderne Kommunikationsmittel zu nutzen.

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Pfarrer Christoph Keller von der evangelischen Kirche in Erding beispielsweise sieht jetzt die Zeit der sozialen Medien. Hier ist sein Kollege Henning von Aschen zu einem regelrechten Pionier mutiert. Er baut einen YouTube-Kanal für die evangelische Kirche auf. So kommt die Kirche praktisch in jedes Wohnzimmer, auf jedes Handy, für jeden, der dieses Angebot nutzen möchte oder kann.

Gerade das mit dem Können ist für eine Generation, die zu den treuesten Kirchgängern gehört, ein Thema. Die Frage, wie die Kirchen auch diese Generation erreichen kann, treibt die Geistlichen und die Leitungsgremien beider Kirchen um. Und so geschieht etwas in der evangelischen Kirche, was bisher völlig ungewohnt war: Die Kirchen sind plötzlich offen. Was für die Katholiken eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich dass die Kirchen stets offen sind für das stille Gebet, muss die evangelische Kirche jetzt für sich neu erfinden.

Sie hat es getan, und das gleich richtig: Die evangelische Kirche betreibt drei Gotteshäuser in der großen Kreisstadt Erding. Alle drei sind, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten, jetzt geöffnet. Natürlich rechnet niemand mit Menschenansammlungen, das ist ja auch gewollt. Aber die Menschen, die in die Kirche kommen, finden dort Handreichungen vor für das religiöse Leben zu Hause.

Diese ständig aktualisierten Materialien werden von den Pfarrern erstellt. Gerade die Offenheit der Kirchen ist auch für die katholische Kirche in dieser Situation ganz besonders wichtig: „Wir sind da, in dem wir Räume öffnen.“

Pfarrer Martin Garmaier wurde, genau wie Dekan Michael Bayer, hier sehr deutlich. Die zentralistischere Struktur der katholischen Kirche macht es den katholischen Geistlichen in einem Punkt natürlich etwas leichter: Der Internet-Gottesdienst ist dort bereits Realität. Zelebriert wird er in der Seuchenschutz bedingt leeren Kirche von niemand geringerem als Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Ein Livestream, bereitgestellt vom erzbischöflichen Ordinariat und abrufbar auf dem Internetauftritt des Ordinariats überträgt die Messe in jedes Wohnzimmer.

Für den katholischen Stadtpfarrer jedoch ist das erkennbar zu wenig, vor allem vor dem Hintergrund, dass das Hochfest „Ostern“ plötzlich ohne Ostermesse oder Auferstehungsfeier ablaufen soll. Der bisher auf Ebene der Kirchengemeinde sträflich vernachlässigte Auftritt der katholischen Pfarrei in Erding in sozialen Netzwerken könnte plötzlich eine völlig neue Bedeutung erfahren.

Zumindest besteht die ernste Absicht, sich in guter ökumenischer Manier von dem evangelischen Kollegen, der hier schon viel weiter ist, beraten zu lassen. kw

Artikel vom 07.04.2020
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