"Es ist mir wichtig, für andere da zu sein"

Der Münchner CSU-Stadtratskandidat Michael Dzeba im Interview

Michael Dzeba. Foto: Benedikt Kleinsasser

Michael Dzeba. Foto: Benedikt Kleinsasser

München · Michael Dzeba (44) hat ein großes Ziel: Ein München, in dem Seniorinnen und Senioren mittendrin und mobil sind und wieder mehr wertgeschätzt werden. Der CSU-Politiker, der in München BWL und Politik studiert hat, setzt sich auch ein für günstigen Wohnraum, gute Arbeitsplätze, Innere Sicherheit und eine Verkehrspolitik, die nicht autofeindlich ist.

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Vor allem aber will er im Stadtrat dafür kämpfen, dass in München alle Menschen in Würde und in die Gesellschaft integriert alt werden können. Hier erzählt er, warum.

Wie haben Sie Ihren politischen Schwerpunkt gefunden?

Michael Dzeba: Ich bin meinem Herzen gefolgt. Schon als junger Mensch war mir klar, dass wir den Frieden, den Wohlstand und die Freiheit, die meine Generation und die noch jüngeren genießen dürfen, - dass wir das alles den Generationen vor uns zu verdanken haben. Aber viele von ihnen leben im Alter allein, ausgegrenzt und arm. Ich bin auch in die Politik gegangen, um diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen.

Wann ist Ihnen diese Ungerechtigkeit erstmals begegnet?

Dzeba: Wir haben meine Großmutter, die nach einem Schlaganfall gelähmt war, bei uns daheim gepflegt. Ich war damals 14 und das war völlig normal für mich. Ich habe sie im Rollstuhl gefahren und war viel bei ihr. Ich erinnere mich bis heute an unsere Gespräche, an das, was sie mir beigebracht hat - was ich von niemand anderem hätte lernen können. Sie war noch immer heiter, lebensfroh, hat zu Hause oft gesungen. Ich bin überzeugt, dass es ihr so gut ging, weil sie bei uns war und wir bei ihr, weil wir sie als Familie gepflegt haben. Ich dachte damals, das sei normal. Wenige Jahre später fing ich an, mich beim Malteser Hilfsdienst zu engagieren und erkannte die Realität vieler älterer Menschen: Altersarmut, Pflegenotstand und das größte Problem in den Heimen: Einsamkeit.

Das geht mir bis heute sehr nah. Diese Menschen haben fast keine Lobby. Ich wollte und will für sie da sein.

Was haben Sie damals gemacht?

Dzeba: Als erstes, habe ich junge Leute zusammengetrommelt. Wir haben Seniorinnen und Senioren in den Heimen besucht, haben uns mit ihnen unterhalten, ihnen vorgelesen, uns um sie gekümmert. Der Besuchsdienst wurde ein Riesenerfolg. Ich habe alte Luis-Trenker-Filme mit einem Beamer an die Wand geworfen und quasi Kino ins Heim gebracht. Die Bewohner waren begeistert.

Und was machen Sie heute?

Dzeba: Zum einen bin ich immer noch bei den Maltesern - lange als Stadtbeauftragter München und jetzt als Botschafter für Kroatien, wo ich ein Hospiz aufbauen möchte. Ich bin beruflich sehr eingebunden, aber die Arbeit für die Malteser liegt mir sehr am Herzen. Es ist mir wichtig, für andere da zu sein. Seit über 15 Jahren begleite ich Alte, Kranke und Behinderte nach Lourdes. Ich sitze am Bett, halte Hände und höre zu. Ich helfe und lerne - wie bei meiner Großmutter. Es gibt nichts Schöneres, als diesen Menschen, die auf ein langes, nicht immer leichtes Leben zurückschauen, die zum Teil schwer krank sind, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Und zum anderen?

Dzeba: Zum anderen engagiere ich mich schon seit 30 Jahren in der Politik. Und auch hier ist mir die Gerechtigkeit für die älteren Generationen ein Herzensthema. Ich will, dass man ihre Kompetenzen wertschätzt, ihr Potenzial nicht verunglimpft und jenen hilft, die es alleine nicht mehr schaffen. Das ist ein Gebot der Nächstenliebe, der Menschlichkeit.

Wie sieht Ihre Vision aus?

Dzeba: Ich will nicht in einer Stadt leben, in der die Lebensleistung der älteren Menschen vergessen wird, in der Seniorinnen und Senioren alleine sind, sich überflüssig fühlen, oder sogar Jung gegen Alt ausgespielt werden. Ich stehe für eine Stadt, in der ältere und alte Menschen Teil der Gesellschaft sind, gemeinsam mit den Jungen Pläne schmieden und mobil bleiben.

Was sind Ihre konkreten Forderungen?

Dzeba: Ein ganz wichtiger Punkt ist die Mobilität. Wir dürfen nicht zulassen, dass ältere Menschen sich abgehängt fühlen, weil sie nicht mehr von A nach B kommen. Deswegen setze ich mich für eine deutliche Ermäßigung der IsarCard65 ein. Seniorinnen und Senioren sollen künftig für maximal 15 Euro pro Monatdas gesamte MVV-Netz nutzen können. Außerdem brauchen wir spezielle Parkausweisefür Seniorinnen und Senioren und für deren pflegende Angehörige. Ich denke da an Kurzzeitparken vor Krankenhäusern, Arzt- oder Physiotherapiepraxen.

In München gibt es die Alten- und Service-Zentren (ASZ). Wie stehen Sie dazu?

Dzeba: Mit den ASZ verknüpfen wir präventive und versorgende Angebote und stehen bundesweit schon ganz gut da. Ich wünsche mir, dass wir dort haupt- und ehrenamtliche "Seniorenlotsen" einführen. Die sollen z.B. bei Behördengängen unterstützen. Sie können aber auch durch die digitale Welt lotsen. Viele ältere Semester sind bewundernswert fit mit Smartphone und Computer. Aber leider nicht alle. Und in unserer modernen Welt verliert man da schnell den Anschluss. Manches kann man heute schon nur noch online erledigen. Die Seniorenlotsen können da helfen. Niemanden abhängen, niemanden zurücklassen - das ist meine Devise.

Sie sprachen von Ehrenamt?

Dzeba: Ja, ich will das ehrenamtliche Engagement mit einer kleinen Vergütung belohnen, etwa in Form von Gutscheinen für städtische Angebote, auch für den MVV. Außerdem würde ich mir wünschen dass ehrenamtlich Engagierte für ihren Einsatz Rentenpunkte erhalten.

Ein Thema, das bewegt, ist das teure Wohnen. Gerade auch Ältere machen sich Sorgen. Was sind Ihre Pläne?

Dzeba: Wir brauchen Härtefallregelungen im Kündigungsschutz für Wohnungen von Seniorinnen und Senioren, die gekündigt werden sollen.

Mir ist es ganz grundsätzlich wichtig, Menschen in ihrem Wunsch zu unterstützen, so lange wie möglich selbständig in ihren eigenen vier Wänden zu leben.Dabei können einfache technische Möglichkeiten zum Erhalt von Selbständigkeit zu Hause weiterhelfen - ich denke an Sturz- und Bewegungsmelder, oder etwas wie den Malteser-Hausnotruf. Dabei ist die Einbindung von Angehörigen wichtig; ebenso auch die Förderung von Nachbarschaftshilfen.

Eine weitere Möglichkeit sind Mehrgenerationenhäuser oder generationenübergreifende Wohngemeinschaften z.B. von Auszubildenden, Studenten und Senioren. Da können alle Beteiligten nur gewinnen.

Generell müssen wir in einer Stadt wie München weiterdenken. Wir brauchen einfach flexiblere Wohnkonzepte.

Was bedeutet das?

Dzeba: Für Familien: Wohnraum, der mitwächst. Bei älteren Menschen: Wohnraum, der sich verkleinern lässt und so auch günstiger wird.

Ich denke auch an eine Online-Börse zum Wohnungstausch und natürlich ausreichende Alten- und Pflegeplätze in den Stadtvierteln,damit die Menschen nicht aus ihrem gewohnten Viertel herausgerissen werden.

Generationenübergreifende Projekte sind Ihnen wichtig?

Dzeba: Ja, Alt und Jung gehören zusammen. Deswegen will ich auch Kontakte ganzer Schulklassen mit Senioren fördern, etwa indem wir Besuchsdienste in Altenheimen koordinieren. Gemeinsam Lesen, Spielen, Reden, Lernen - das ist eine Bereicherung für alle Beteiligten! Auch Eltern und Erzieher werden entlastet.

Unsere Seniorinnen und Senioren werden dringend gebraucht.In Mentoren- und Patenschaftsprogrammensollen sie ihre Fähigkeiten und ihre Lebenserfahrung einbringen und an die Jüngeren weitergeben können.

Zwei Dinge sollten fester Bestandteil der Bildungsein: Das Miteinander der Generationen und das Bewusstsein, dass die guten Bedingungen, die unser Land heute bietet, von Menschen geschaffen wurden, die Respekt verdienen und in manchen Fällen unsere Hilfe benötigen!

Stichwort: Hilfe. Viele Menschen sind im Alter auf die Grundsicherung angewiesen.

Dzeba: In München haben über 15.000 Menschen nicht genug Rente und Vermögen, um davon leben zu können. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. München ist eine teure Stadt, da reicht die Grundsicherung vorne und hinten nicht. Schon gar nicht für das kleine Glück zwischendurch - Cafébesuch, Geschenke für die Enkel, oder Kino. Die meisten sind froh, wenn es am Monatsende noch für das Nötigste und Essen langt. Die Beträge sind zu niedrig und die Hürden für die staatlichen Leistungen zu hoch. Ich möchte, dass die eh sehr knapp bemessenen Regelsätze an die lokalen Preise und Kosten angepasst werden.

Was treibt Sie an?

Dzeba: Ich denke viel nach über unsere Gesellschaft, mein Leben, mein Tun, Politik, Kultur, Zukunft. Ich mache mir Gedanken, führe mir Probleme vor Augen, suche nach Lösungen und ich packe sie an.

Wie kann man Sie unterstützen?

Dzeba: Bitte unterstützen Sie mich bei der Stadtratswahl. Drei Stimmen für Michael Dzeba,Liste 1, Platz 18.

Artikel vom 11.03.2020
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