Noch offene Fragen

Klinikum Erding soll Kinderheilkunde bekommen

Will die Kinderheilkunde in den Landkreis holen: Landrat Martin Bayerstorfer, hier bei der Bürgerversammlung in Oberding. Foto: kw

Will die Kinderheilkunde in den Landkreis holen: Landrat Martin Bayerstorfer, hier bei der Bürgerversammlung in Oberding. Foto: kw

Erding · Das Kreiskrankenhaus Erding mit seinen Häusern in Erding und Dorfen macht erneut von sich reden. Bekanntlich ist das Kreisklinikum das wahrscheinlich einzige in der ganzen Bundesrepublik, in dem eine Geburtshilfeabteilung erst geschlossen und dann auf massiven Druck aus der Bevölkerung und der Politik nach Übernahme der Verantwortung durch den Landkreis wieder geöffnet wurde.

Dies geschah sogar in einer modernisierten Form. Die Schließung der Geburtshilfeabteilung war der Anlass, dass der Landkreis das Heft wieder mehr in die Hand genommen hat. Bis heute ist die Mehrheit im Kreistag stolz auf diesen Schritt, wurde es doch allgemein als völlig unzumutbar angesehen, dass hochschwangere Frauen kurz vor der Entbindung noch 60 Kilometer weit gefahren werden müssen. Man versteht sich als Krankenhaus für die Grundversorgung und hat sich darum politisch entschlossen, es damit auch wirklich ernst zu nehmen.

Jetzt ist den politisch Verantwortlichen aufgefallen, dass es mit einer reinen Geburtshilfeabteilung möglicherweise nicht getan ist. In Landshut gibt es eine voll ausgebaute Neonatologie und darüber hinaus ein Kinderkrankenhaus mit einem ganz ausgezeichneten Ruf. Erding hat derlei nicht. Landrat Martin Bayerstorfer hat darum nach einer Pressekonferenz noch am selben Tag die Bürgerversammlung in Oberding genutzt, um diesbezüglich in die Offensive zu gehen.

Neben Landshut gäbe es derartige Möglichkeiten nur in München, Traunstein, Deggendorf, Passau und Altötting. „Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass wir da nichts haben!“ Er verwies in diesem Zusammenhang auf das große Wachstum in diesem Raum und berichtete, dass die Verhandlungen mit den Kostenträgern begonnen worden sind. „Wir wollen Kinderheilkunde am Krankenhaus Erding!“

Er hat einen einstimmigen Beschluss des Krankenhausausschusses im Rücken. Ob das allerdings was wird ist ausdrücklich noch offen. Hans Schreiner (FW), Herausforderer von Martin Bayerstorfer im anstehenden Kommunalwahlkampf, äußerte wenige Tage später: „Ich habe da so meine Zweifel.“ Die übrigen Fraktionen im Kreistag wollten dem Vorhaben zwar keine Steine in den Weg legen, stellten aber kritische Fragen. So ist aktuell nicht geklärt, wo das Personal herkommen soll.

Außerdem ist den übrigen Fraktionen im Kreistag nicht entgangen, dass andernorts Kinderkliniken schließen müssten. Krankenhausdirektor Dirk Last kannte diese Vorgänge natürlich auch: Schließen müssten nach seinen Worten solche Häuser, die aufgrund von erhöhten Personalanforderungen dann auch deutlich höhere Personalkosten hätten. Derlei sei für Erding nicht zu befürchten, orakelte der Mediziner. Allen ist bewusst, dass es bis zur Realisierung einer solchen eigenen Pädiatrie ein weiter Weg ist. Alle sprachen denn auch von einem ersten Schritt.

Immerhin: Das Krankenhaus Erding steht mit einem Defizit von etwas über 2 Millionen Euro besser da als Pessimisten befürchtet haben. Über 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Klinikum, das zudem Ausbildungsbetrieb ist. kw

Artikel vom 25.10.2019
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