Mehr Sicherheit, Licht und weniger Müll

Dunkle Jahreszeit kommt: viele angsteinflößende Gegenden für Mädchen

Die Themenfelder behandelten: Beleuchtung, Müll, Verkehr / Öffentlicher Personennahverkehr, Nutzungskonflikte, soziale Einrichtungen und beliebte Orte. Foto: VA

Die Themenfelder behandelten: Beleuchtung, Müll, Verkehr / Öffentlicher Personennahverkehr, Nutzungskonflikte, soziale Einrichtungen und beliebte Orte. Foto: VA

München/Freimann · Manche Orte in München flößen Mädchen und jungen Frauen Angst ein - obwohl sie eigentlich gerne da sind. Zum Beispiel die Halfpipe in Laim, nördlich des Abenteuerspielplatzes an der Von-der-Pfordten-Straße. “Hier fahre ich gerne Inline-Skates“, sagt eine Besucherin des benachbarten Jugendzentrums. „Aber das geht nur tagsüber, sonst ist es stockdunkel.“

Nicht nur die abendliche Dunkelheit macht ihr Angst, sondern auch die vielen freilaufenden Hunde. „Einer hat mich fast angegriffen, sein Herrchen hat nichts gemacht”, beklagt die junge Münchnerin.

Auch der Weg vom Lucia-Popp-Bogen zum Jugendtreff an der Schäferwiese in Pasing - Obermenzing ist nach Sonnenuntergang ein echter Angstraum. „Hier mache ich immer das Handylicht an, es ist zu dunkel und ich sehe nicht, ob jemand im Park ist“, sagt ein Mädchen, das regelmäßig den Jugendtreff besucht.

Solche unheimlichen Orte für Mädchen und junge Frauen gibt es in München viele. Genau 88 Orte in 14 Stadtvierteln haben nun die Teilnehmerinnen der Aktion „Platz da für Mädchen und junge Frauen“ zusammengetragen. Angsteinflößende Gegenden sind ebenso darunter wie Wohlfühlorte.

Alarmierende Ergebnisse: München wirklich so sicher?

Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) hatte junge Frauen eingeladen, mit Fotos zu zeigen, wo sie sich sicher fühlen und in welchen Situationen sie Angst haben. Denn die Ergebnisse der 2. Münchner Jugendbefragung aus dem Jahr 2016 hatten ihn alarmiert. München ist zwar statistisch die sicherste Großstadt Deutschlands. Dennoch gaben mehr als die Hälfte aller Teilnehmerinnen der Befragung an, sich in München manchmal nicht sicher zu fühlen oder keine öffentlichen Orte zu kennen, an denen sie sich wohlfühlen.

Gründe dafür sind unter anderem fehlende Beleuchtung, Müll oder die Anwesenheit zwielichtiger Personengruppen. Spitzenreiter bei den 88 Beiträgen ist das oft unzureichende oder ganz fehlende Licht in den Abendstunden. Mit 25 Anliegen beschäftigte sich fast jeder dritte Beitrag damit. Dunkelheit flößt vielen Mädchen und jungen Frauen Angst ein und verunsichert sie. „Das führt dazu, dass sie bestimmte Wege und Plätze vermeiden“, sagt die KJR-Mädchenbeauftragte Bettina von Hoyningen-Huene. „Und das schränkt ihren Lebensraum stark ein“. Bereits in der 2. Münchner Jugendbefragung wünschten sich 49 Prozent mehr Beleuchtung auf einsamen Wegen oder an Sportanlagen.

Parks und Grünanlagen wie der Nußbaumpark oder der alten Botanischen Garten: Die Teilnehmerinnen würden diese Orte gerne besuchen, fühlen sich allerdings durch Obdachlose oder alkoholisierte Gruppen eingeschüchtert und verängstigt.

An Wünschen und Lösungsvorschlägen mangelt es nicht

Daneben wünschen sich die Mädchen auch weniger Müll am Hauptbahnhof, SOS-Notfallknöpfe an Bushaltestellen oder Fahrplanerweiterungen bei Bussen. „Der letzte 170er Bus fährt an der Haltestelle Kieferngarten um 20:33 Uhr“, sagt eine 15-jährige Besucherin des Freizeittreff Freimann. „Ich bin aber meistens bis 21:00 Uhr im Freizi.“ Zwar gibt es zu der Uhrzeit noch eine andere Busverbindung. „Aber dann muss ich umsteigen und 20 Minuten auf den Anschluss warten, dabei fühle ich mich unwohl. Ich fände es gut, wenn der 170er noch länger dieselbe Strecke fahren würde.”

So wie diese konkrete Idee kamen viele Vorschläge bei dem Projekt zusammen. „An Wünschen und Lösungsvorschlägen mangelt es nicht“, sagt von Hoyningen-Huene. „Wir geben die Ergebnisse an die Münchner Stadtpolitik und -verwaltung weiter.“ Ihr geht es vor allem darum, den Lebensraum von Mädchen und jungen Frauen in München sicherer zu gestalten.

Trotz vieler furchteinflößender Ecken gibt es in München auch viele Orte, an denen sich die Teilnehmerinnen wohlfühlen und die sie entsprechend gerne besuchen. Für den KJR erfreulich ist, dass die sozialen Einrichtungen wie beispielsweise Freizeitstätten hier ganz vorne mit dabei sind. Aber auch Spielplätze und Plätze vor Schulen oder Einfkaufsmeilen stellen für die Teilnehmerinnen sichere Orte dar.

Alle Orte und Ergebnisse sind mit Fotos und Link zu Google Maps unter www.platz-da-fuer-madchen.de veröffentlicht.

Artikel vom 26.10.2019
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