Das Erinnern bewahren

Alexander Glasunow-Stiftung in Harlaching stellt sich vor

Der Vorsitzende der Alexander-Glasunow-Stiftung, Nikolai Worontsow, freut sich über Interessenten an der Arbeit des berühmten russischen Komponisten. Foto: hw

Der Vorsitzende der Alexander-Glasunow-Stiftung, Nikolai Worontsow, freut sich über Interessenten an der Arbeit des berühmten russischen Komponisten. Foto: hw

Harlaching · Fast ein wenig verwunschen wirkt das Haus in der Perlacher Forststraße, in dem die Alexander Glasunow-Stiftung untergebracht ist. Hier wird die Erinnerung an den bekannten russischen und zu seiner Zeit europaweit berühmten Komponisten gepflegt.

Dabei hat der Künstler, der am 10. August 1865 in Sankt Petersburg geboren, und am 21. März 1936 in Paris gestorben ist, in München nie gelebt oder gewirkt. Seine Tochter Elena Glasunow hatte sich aber hier mit ihrem Mann, dem deutschen Schriftsteller Herbert Günther bereits 1961 niedergelassen und das Haus bis zu ihrem Tod im Jahr 1999 bewohnt. 2001 wurde das Haus schließlich auf Wunsch der Tochter zum Sitz der Stiftung, die aber nicht nur Andenken an den berühmten Komponisten ausstellt, sondern auch den umfangreichen Briefschatz seiner Tochter und deren Ehemann, Herbert Günther, der als deutscher Autor Kontakt zu vielen namhaften anderen Deutschen Nachkriegsautoren, wie beispielsweise Joachim Ringelnatz oder Oskar Maria Graf hatte, beherbergt.

Der Löwenanteil der Besitztümer und Andenken an Alexander Glasunow war allerdings bereits 2001 nach St. Petersburg überführt worden, wo er im Museum für Tanz und Musik zu sehen ist. Ein Teil ist jedoch in München verblieben um auch hier an den „Letzten Klassiker der russischen Musik“ zu gedenken. Schon in jungen Jahren wurde seine Umwelt auf das außergewöhnliche musikalische Talent von Alexander Glasunow aufmerksam. Seine Ausbildung absolvierte er bei Nikolai Rimsky-Korsakov. Bereits mit 16 Jahren verhalf ihm seine erste Sinfonie zum Durchbruch als Komponist. Das war 1882. Zahlreiche weitere Kompositionen folgten und Alexander Glasunow erwarb sich in dessen Folge in den 1890er Jahren internationale Anerkennung. Schon 1899 wurde er Professor am Petersburger Konservatorium, 1905 übernahm er die Leitung des Instituts. Zu seinem umfangreichen Werk gehören auch Ballett-Kompositionen wie beispielsweise Raimonda, die international große Erfolge feierte.

An der Wiener Staatsoper wurde die Choreografie zwischen 1985 und 1999 unglaubliche 40 Mal gezeigt. 1928 reiste Glasunow als Jurymitglied zum Internationalen Schubert-Wettbewerb nach Wien. Seine angegriffene Gesundheit verhinderte seine Rückkehr in die Heimat. 1928 zog er nach Paris, wo er am 21. März 1936 starb. Seine Frau Olga konnte seinen Tod nicht verwinden und trat daraufhin in ein Kloster ein und lebte schließlich in Israel. Um ihrer Mutter eine gebührende Heimat in ihrem Haus in München bieten zu können, ließ Elena Glasunow eines der Zimmer ihres Hauses in eine Kapelle umbauen. Diese existiert bis heute. Dort zu finden ist unter anderem die wundertätige Ikone des Heiligen Nikolaus, die einst der im Jahre 1981 heilig gesprochenen Großfürstin Elisabeth gehörte. „Noch heute kommen russische Mitbürger hierher um zu beten“; erklärt der Leiter der Alexander Glasunow-Stiftung, Nikolai Worontsow.

Die Stiftung will nicht nur das Andenken an den großen russischen Musiker aufrecht erhalten, sondern ist auch beschäftigt, den wertvollen brieflichen Nachlass zu ordnen, den Elena Glasunow und Herbert Günther hinterlassen haben. Wie berühmt Alexander Glasunow zu seiner Zeit und darüber hinaus war, kann man den illustren Besuchern sehen, die Elena Glasunow im so genannten "Russenhaus am Perlacher Forst" besuchten: Dazu zählten der Tänzer Rudolf Nurejew, der Cellist Mstilaw Rostropowitsch oder die ehemalige Kultusministerin der UdSSR Ekaterina Furtsewa. Man nannte den bekannten Musiker nicht umsonst auch „den russischen Brahms“. Er schrieb neun Sinfonien, Ouvertüren und Fantasien für Orchester, ein Violinkonzert, zwei Klavierkonzerte, sieben Streichquartette, Ballette, Kantaten, Kammermusik und Klavierwerke.

Zu den Aufgaben der Stiftung gehört neben der Nachlassverwaltung auch die Förderung junger, talentierter russischer Musiker. „Nachdem die Tantiemen aber 80 Jahre nach dem Tod von Alexander Glasunow entfallen sind, ist die Stiftung in ihren Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Früher konnten wir 20 Stipendien vergeben, heute sind es nur mehr sechs“, bedauert Nikolai Worontsow.

Der Eifer, mit dem die Stiftung aber ihre Arbeit vorantreibt ist ungebrochen. Neben dem Arbeiten und Wirken des berühmten russischen Komponisten beschäftigt sich die Stiftung auch mit dem Thema der russischen Emigration bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. „Immer wieder erhalten wir aus Nachlässen interessante Dokumente, Briefe oder Fotos, die etwas zur Geschichte der russischen Emigration beitragen können. Wir freuen uns, wenn uns jemand solche Dokumente überlassen möchte.

Wer Interesse am Leben und Wirken von Alexander Glasunow hat, in der Stiftung ehrenamtlich mitarbeiten möchte oder Fragen zum Künstler hat, kann sich gerne bei Nikolai Worontsow melden.

Zu erreichen ist er unter der E-Mail: foundation@glasunow.orga hw

Artikel vom 16.10.2019
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