"Verbeugung vor der Natur"

Lehel · Temporäres Kunstprojekt „Bridge Sprout“ an der Isar

Die Nordspitze der Praterinsel ist auch als Schwindinsel bekannt. Foto: Picasa 2.0, CC BY-SA 3.0

Die Nordspitze der Praterinsel ist auch als Schwindinsel bekannt. Foto: Picasa 2.0, CC BY-SA 3.0

Lehel · An der Isar wird mit dem temporären Kunstprojekt „Bridge Sprout“ eine mittig unterbrochene Holzbrücke entstehen. Die Idee dazu stammt vom international renommierten japanischen Architekturbüro Atelier Bow Wow, Tokio.

Der Kulturausschuss des Stadtrats hat dafür jetzt Mittel in Höhe von 250.000 Euro aus dem Budget für Kunst im Öffentlichen Raum bewilligt.

Das Konzept sieht vor, zwei Brückenköpfe am Isarufer zu errichten. Sie sind Aussichtspunkte, die eine neue Perspektive ermöglichen. Einer entsteht auf der westlichen Seite der Isar auf Höhe der Gewürzmühlstraße, der zweite gegenüber auf der Schwindinsel. Die Brückenköpfe werden begehbar sein und die Isar als Naturraum neu erlebbar machen. Wie bei japanischen Garten- und Landschaftsplanungen plant Bow Wow eine „Verbeugung vor der Natur“, in dem Fall eine Verbeugung vor der Schwindinsel als ganz besonderem Naturidyll. Diese Insel ist ein besonderer Naturraum, der geschützt und nicht begehbar ist. Mit „Bridge Sprout“ kann man temporär in Verbindung treten mit diesem Idyll.

Das Unvollendete der Brücke steht nach der Idee von Atelier Bow Wow für die oft unerfüllte Sehnsucht der Großstadtbevölkerung nach der Natur. Das Atelier nimmt das lokale handwerkliche Wissen für den Bau traditioneller Holzbrücken in den Alpen auf, um es mit einer eigenen Formensprache zu verbinden.

„Die Isar ist ein wichtiger Ort für die Münchnerinnen und Münchner. Daher drehen sich viele Überlegungen zur Stadtentwicklung auch um den Stadtfluss. Er trennt Viertel und ermöglicht gleichzeitig Begegnungen. Die Isar steht für Natur, Erholung, Muße – und für Großstadt, wenn man sieht, wie viele Menschen sich dort aufhalten. Bow Wow nimmt alle diese Aspekte künstlerisch auf und ermöglicht uns eine neue Perspektive auf die Isar als einzigartigen urbanen Raum“, so Kulturreferent Anton Biebl. Er hat dem Stadtrat das Kunstprojekt auf Empfehlung des Programmbeirats für Kunst im Öffentlichen Raum zur Realisierung vorgeschlagen.

Atelier Bow Wow zählt zu den renommiertesten japanischen Architekturbüros. Es wurde 1992 durch Yoshiharu Tsukamoto und Momoyo Kajima gegründet. Momoyo Kajima ist Professorin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, Yoshiharu Tsukamoto am Tokyo Institute of Technology.

Ihr Werk umfasst Wohnhäuser, öffentliche Bauten sowie zahlreiche Installationen, unter anderem für die Architekturbiennale von Venedig oder die São Paulo Biennale. In Linz errichteten sie den „Linz Super Branch“, eine spektakuläre Stegarchitektur über den Dächern des OK (Offenes Kulturhaus Oberösterreich).

Das BMW Guggenheim Lab in New York diente 2011 für drei Monate als Forum, um Herausforderungen des städtischen Lebens zu thematisieren. In München hat Bow Wow gemeinsam mit Hannes Rössler das Studentenwohnheim „Reserl“ an der Brudermühlstraße erbaut (2017), das münchnerische und japanische Stilelemente aufnimmt.

Artikel vom 24.09.2019
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