Gemeinsam gegen Armut

Die Gemeinde Sauerlach plant die Einführung eines Sauerlacher Tisches

Freuen sich gemeinsam einen Tisch für Sauerlach zu etablieren: (v. l.) Rosi Kahl (Agenda 21) , Claudia Mammach (Caritas), Bürgermeisterin Barbara Bogner, Heidrun Niedermaier (Caritas) und Bettina Sontheimer (Rathaus Sauerlach). Foto: hw

Freuen sich gemeinsam einen Tisch für Sauerlach zu etablieren: (v. l.) Rosi Kahl (Agenda 21) , Claudia Mammach (Caritas), Bürgermeisterin Barbara Bogner, Heidrun Niedermaier (Caritas) und Bettina Sontheimer (Rathaus Sauerlach). Foto: hw

Sauerlach · Für ihr neuestes Projekt hat sich die Gemeinde Sauerlach mit der Caritas einen kompetenten Partner an die Seite geholt. Die Rede ist von der Einführungen eines Sauerlacher Tisches für bedürftige Sauerlacher Bürger. Dabei wollen sie dem Beispiels folgen, das bereits im Hachinger Tal und auch in den südöstlichen Gemeinden wie Ottobrunn, Aying und Höhenkirchen-Siegertsbrunn Schule gemacht hat.

Dort gibt es den Caritas Tisch bereits seit mehr als zehn Jahren. Wenn alles glatt läuft, startet der Sauerlacher Tisch im Herbst diesen Jahres. Ideengeber war der AK Soziales der lokalen Agenda 21, der mit seiner Idee offene Türen in der Gemeinde einrannte. Die nötigen Räumlichkeiten stellt die Gemeinde aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses zur Verfügung. Der Sauerlacher Tisch wird in einem Anbau der Volkshochschule untergebracht. Dort werden alle nötigen Einrichtungsgegenstände wie beispielsweise Kühlschränke, Tisch und Regale von der Gemeinde gestellt. Bei einem Treffen im Rathaus vor der Sommerpause konnten Interessenten Fragen sowohl an Gemeinde als auch an Heidrun Niedermaier, die den Tisch federführend im Auftrag der Caritas betreuen wird, stellen. Was es jetzt braucht sind neben Helfern auch entsprechende Spender, die dafür sorgen, dass es auch etwas zu verteilen gibt. Der Ausgabetag wird vermutlich der Donnerstagnachmittag sein. In Stein gemeißelt ist dieser Termin aber noch nicht, betonten beide Frauen. Als Vorteil für diesen Zeitpunkt nannten Claudia Mammach und Heidrun Niedermaier von der Caritas unter anderem die Tatsache, dass man damit anderen Tischen beim Einsammeln nicht in die Quere komme, gleichzeitig aber auch Synergien mit anderen Tischen in der Region nutzen könne. In Holzkirchen beispielsweise werde am Samstag verteilt und in Taufkirchen am Freitag, sodass ein wenig Luft zwischen den Sammelterminen liegen würde. Um überhaupt etwas verteilen zu können, brauche es aber erst einmal Läden, die ihre Überschüsse und nicht verkaufte Ware auch zur Verfügung stellten. Ein entsprechendes Schreiben sei schon rausgegangen, die Resonanz aber noch eher verhalten, berichteten die Caritas-Vertreterinnen. Bürgermeisterin Barbara Bogner versprach persönlich bei den Lebensmittelhändlern für die gute Sache vorsprechen zu wollen, um dem Anliegen so mehr Bedeutung zu verleihen.

Nach den Berechnungen der Gemeinde kommen etwa 250 Personen für einen Berechtigungsschein für den Sauerlacher Tisch in Frage. Einen Berechtigungsschein können Personen beantragen, die entweder Grundsicherung beziehen, Arbeitslosengeld II, Wohngeld bekommen oder stark verschuldet sind. Personen, die mit ihrem Einkommen bis 20 Prozent über Hartz IV liegen, gehören ebenfalls zum ausgewählten Personenkreis. Die Gemeinde hat ebenfalls das Recht Berechtigungsscheine auszustellen, wenn Personen in Not geraten. Allerdings wolle man langsam starten und erst einmal nur einen kleinen Kreis an potenziellen Tisch-Besuchern anschreiben, erklärten Barbara Bogner und Bettina Sontheimer vom Rathaus-Team. Erst einmal müssten sich die Abläufe einspielen, und auch die Helfer, die diese Tätigkeit zum ersten Mal ausübten, ein wenig mehr Sicherheit gewinnen, bevor man den Bezieherkreis nach und nach ausweiten will. „Es gibt kein Recht auf einen Bezieherausweis für den Tisch“, betonte Mammach. Das sei eine freiwillige Leistung, die jederzeit auch wieder beendet werden könne. Die Caritas wird die organisatorischen und administrativen Aufgaben rund um den Tisch übernehmen. Außerdem wird sie die Schulung der Helfer organisieren. „Leider gibt es viele bürokratische Vorgänge zu beachten, aber darum kümmern wir uns“, erklärte Claudia Mammach, Fachdienstleitung bei der Caritas. Die Caritas, so erklärte sie weiter, habe mit der Einführung der Hartz IV-Gesetze selber Tische eingerichtet, denn viele Leute seien mit der Selbstorganisation, die Hartz IV im Gegensatz zur vorherigen Sozialgesetzgebung verlange, überfordert. Ein gewisser Teil des Geldes sei nämlich für die Anschaffung für Kleidung oder andere notwendige Dinge vorgesehen. Der Bezieher sei selbst dafür verantwortlich, diesen Teil für Anschaffungen oder Ähnliches wegzusparen, bis die erforderliche Summe beisammen sei.

Da dass nur wenige schafften, werde eben am Essen gespart, damit nötige Anschaffungen ermöglicht würden, erläuterte Claudia Mammach die Intention der Caritas sich in diesem Aufgabengebiet zu engagieren. Allerdings, so betonte sie, müsse man als Tisch klar machen, dass man kein Vollversorger sei und diese Rolle auch nicht übernehmen wolle. Man könne nur das verteilen, was zuvor gespendet würde. Neben der Versorgung mit Lebensmitteln dienten die Tische auch als Treffpunkt mit Gleichgesinnten beziehungsweise mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden. „Viele der Hartz IV-Empfänger vereinsamen, da sie aus finanziellen Gründen nicht am sozialen Leben teilnehmen können. Hier haben sie die Möglichkeit in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Betreibung eines Tisches“, referierte Claudia Mammach weiter. Jetzt fehlt es neben Spendern auch noch an Mitarbeitern, damit im Herbst mit der Ausgabe begonnen werden kann. Wer sich über eine Mitarbeit am Sauerlacher Tisch informieren möchte, erreicht Heidrun Niedermaier unter Tel. 089/9605170 oder in der Gemeinde Sauerlach Bettina Sontheimer unter Tel. 08104/664612. hw

Artikel vom 12.09.2019
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...