Wenn nichts mehr geht: Neustart wagen

Diakonie Hasenbergl bietet Clearinggruppe für 12- bis 16-jährige Jugendliche an

Die Wohngruppe in einem kleinen Einfamilienhaus bietet mit Gemeinschaftsräumen und naturnahen großen Garten die Möglichkeit für einen Neustart. Foto links: Luis Teuber leitet die intensiv sozialpädagogische Clearinggruppe für 12- bis 16-Jährige. F: dh

Die Wohngruppe in einem kleinen Einfamilienhaus bietet mit Gemeinschaftsräumen und naturnahen großen Garten die Möglichkeit für einen Neustart. Foto links: Luis Teuber leitet die intensiv sozialpädagogische Clearinggruppe für 12- bis 16-Jährige. F: dh

Hasenbergl · Bei ausweglosen Krisen oder langanhaltenden Konflikten ist eine räumliche Trennung häufig sinnvoll. Mit Abstand können sich die Gemüter beruhigen, Antworten auf strittige Fragen gefunden werden.

Genau darauf setzt „restart“, eine neue Einrichtung der Diakonie Hasenbergl. Die intensiv sozialpädagogische Clearinggruppe bietet Kindern und Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren nämlich genau das: einen Neustart, wenn nichts mehr geht. Seit Januar 2019 ist die Wohngruppe mit fünf Betreuungsplätzen geöffnet. Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen werden durch das neue Angebot unterstützt: restart hat die ganze Familie im Blick.

Neustart durch Abstand

Streit gehört zum Leben dazu. Krisen und Konflikte in unterschiedlichem Ausmaß gibt es in jeder Familie. Abhängig von den materiellen und psychosozialen Möglichkeiten der Familienmitglieder können sie meist auch gelöst werden. „Wenn sich ein Konflikt aber verschärft und eine Lösung auf absehbare Zeit nicht mehr möglich scheint, kann eine räumliche Trennung der Beteiligten sinnvoll sein“, erläutert Luis Teuber, Leiter des Bereichs Kinder- und Jugendhilfe der Diakonie Hasenbergl, den Hintergrund des neuen Betreuungsangebotes. „restart“ heißt die intensiv sozialpädagogische Clearinggruppe, die die Sozialexperten und Sozialexpertinnen im Münchner Norden für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren eingerichtet haben.

„Mit dem notwendigen Abstand können die Gefühle beruhigt und die Streitthemen geklärt werden“, führt Luis Teuber weiter aus. „Wenn die Familienmitglieder diese Möglichkeiten einer zeitweiligen Trennung nicht haben, oder erst geklärt werden muss, ob im Sinne des Kindeswohl in absehbarer Zeit ein gemeinsamer Weg möglich ist, bietet unser multiprofessionelles Team mit sozialpädagogischem und psychologischen Know How Unterstützung.“

Im Mittelpunkt des Betreuungsangebotes stehen Kinder und Jugendliche – insgesamt fünf Plätze zur stationären Betreuung gibt es. Dennoch richtet sich das Angebot an die ganze Familie. „Wir arbeiten zeitnah und intensiv mit dem ganzen Familiensystem in unserer Clearingeinrichtung. Denn es sind alle Familienmitglieder, auf die wir im Krisenfall in den Blick richten müssen: Kinder und Jugendliche brauchen Unterstützung, aber auch Mütter, Väter und Geschwister. Dann können für alle geeignete und gemeinsame Lösungen und Regelungen gefunden werden“.

Neben den Kindern, die Abstand von familiären Konflikten finden sollen, sind es auch die Jugendlichen, die etwa Einrichtungen der Jugendhilfe wegen Fehlverhalten verlassen müssen, oder alleine auf der Flucht sind. Sie alle verbindet der Schmerz über den Verlust von Familie und Elternhaus und das Gefühl des Scheiterns in sozialen und schulischen Zusammenhängen und oft ein nicht aufgearbeitetes Trauma.

Unterbringung: Wohngruppe mit Garten

„Natürlich sind Menschen keine Geräte. Dennoch beschreibt das Ziel eines „restarts“ genau die Handlungsziele und Vision unserer Einrichtung: In einer kritischen Phase im System innezuhalten, zu stabilisieren und in der fachlichen und menschlichen Begegnung und Begleitung sowie in der Zusammenarbeit mit den Eltern und dem Helfersystem Vergangenes abzuschließen und Bedarfe zu erkennen“, informiert Luis Teuber. Zum Angebot gehört eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung mit den Schwerpunkten sozialpädagogisches Clearing, Elternarbeit und pädagogisch psychologischer Förderung der Kinder und Jugendlichen und ggf. Beschulung mit einer eigenen Lehrkraft.

Maximal vier Monate sollen die Kinder und Jugendlichen bei restart verweilen. Für ihre Sicherheit, Schutz und eine maßgeschneiderte Förderung steht das sozialpädagogische Personal bereit. Untergebracht in einer kleinen, familienähnlichen Gruppe, helfen ein individuell strukturierter Tagesablauf, individuelle Zielvereinbarungen und Regelkonsistenz, den Kindern und Jugendlichen, sich zu orientieren und zu entfalten. „Die jungen Menschen lernen bei uns, wieder Verantwortung zu übernehmen und den Alltag mitzugestalten. Gemeinsames Kochen und gemeinsame Gestaltung der Freizeit und die Mitgestaltung des Hauses zum Beispiel, gehört dazu“.

Das Angebot der Krisenarbeit mit den jungen Menschen und den Familien wird vom Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München gefördert.

Weitere Informationen gibt es unter www.diakonie-hasenbergl.de/restart

Artikel vom 12.08.2019
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