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Landkreis Erding · Schulsozialarbeit im Landkreis wird immer wichtiger

Setzten sich mit Erfolg für Schulsozialarbeit in Ottenhofen ein: Schulleiterin Susanne Techant (links) und Bürgermeisterin Nicole Schley. Foto: kw

Setzten sich mit Erfolg für Schulsozialarbeit in Ottenhofen ein: Schulleiterin Susanne Techant (links) und Bürgermeisterin Nicole Schley. Foto: kw

Landkreis Erding · Die Zeiten, in denen kleine Dorfschulen gewissermaßen eine heile Welt waren, sind endgültig vorbei. Auch in Schulen mit unter 100 Kindern wird zunehmend Schulsozialarbeit eingeführt. Zuletzt hat sich der Gemeinderat von Ottenhofen, im Süden des Landkreises Erding, zu diesem Schritt entschlossen.

Im Norden des Landkreises, an der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg, gibt es bereits erste positive Erfahrungsberichte. In beiden Fällen sind die Hintergründe dieselben. Die Pädagogen machen immer mehr die Erfahrung, dass pädagogische Arbeit zunehmend auf die Schulen verlegt wird, weg vom Elternhaus. Das ist eine Entwicklung, die in den zuständigen kommunalen Gremien, sei es der Schulverband in Wartenberg, sei es der Gemeinderat in Ottenhofen, nicht immer auf Verständnis stößt. Erziehungsarbeit müsse, so die allgemeine Meinung in allen Gremien, im Grunde von den Eltern geleistet werden, was diese aber tatsächlich immer weniger tun. Gleichzeitig steht für die Fachleute fest, dass es alle diese Probleme, um die es dort geht nicht erst seit gestern gibt. So musste die Leitung der Grundschule in Ottenhofen tatsächlich einigermaßen mühsam dem Eindruck entgegenwirken, die Grundschule habe plötzlich Probleme. Schulsozialarbeit soll zum einen präventiv wirken, also Hilfestellung geben, wenn es darum geht, Kinder bei der Entwicklung ihres Sozialverhaltens zu unterstützen. Zum anderen aber kann und soll sie akut eingreifen, wenn Problemlagen auftreten. Diese können enorm unterschiedlich sein. So gibt es bereits in Grundschulen Fälle von Mobbing über soziale Netzwerke. Schulangst tritt auch schon bei manchen Grundschülern auf. Gerade das ist so ein Fall, wo frühes Eingreifen den Kindern massiv helfen kann. Wo immer Schulsozialarbeit eingeführt wird, wird sie auch rege in Anspruch genommen. Das ist die Erfahrung, die alle Schulträger machen. Gleichwohl steigt die Kritik: Schulsozialarbeit wird als pädagogische Arbeit angesehen. Für diese ist nach Überzeugung aller kommunalen Gremien aber eigentlich der Freistaat zuständig und müsste diese auch bezahlen. Genau das geschieht aber nicht. So waren die Ottenhofener nicht alleine, als dieses Thema in der Sitzung des Gemeinderates mit aller Deutlichkeit angesprochen wurde. Seit Schulsozialarbeit in den Mittelschulen erstmals eingeführt wurde wird die Forderung seitens der Schulträger erhoben, dass der Freistaat als für die pädagogische Arbeit zuständiger, hierfür auch die Kosten zu tragen habe. Bisher ohne Erfolg. Was die konkrete Arbeit der Schulsozialarbeit angeht tun sich die Verantwortlichen regelmäßig etwas schwer mit dem Gang in die Öffentlichkeit, und zwar aus datenschutzrechtlichen Gründen. Zu groß ist die Gefahr, dass man aus bestimmten Einzelfällen auf die Namen der Betroffenen schließen kann. In einem Fall beispielsweise musste ein Grundschüler aufgefangen werden, der erst vor wenigen Tagen einen engen Angehörigen verloren hatte. Ein weiteres zentrales Problem der Schulsozialarbeit ist aus der Industrie sattsam bekannt: Facharbeitermangel. Schulen können oftmals gar nicht so viele Einsatzstunden dieser Fachkräfte buchen, wie sie brauchen. Der Verein „Die Brücke“ in Erding ist einer, der diese Fachkräfte bei sich bündelt, und den Einsatz organisiert. Das schafft Flexibilität für die Schulträger, die oft genug eine volle Stelle gar nicht finanzieren können oder wollen. kw

Artikel vom 17.06.2019
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