Wenn nicht wir, wer dann?

Grafing · Schüler gehen für mehr Klimaschutz auf die Straße

Zur ersten Grafinger Klima-Demo kamen schätzungsweise bis zu 500 Kinder und Jugendliche. Am 31. Mai haben die Schüler eine weitere Demo angekündigt. Foto: Friday for Future

Zur ersten Grafinger Klima-Demo kamen schätzungsweise bis zu 500 Kinder und Jugendliche. Am 31. Mai haben die Schüler eine weitere Demo angekündigt. Foto: Friday for Future

Grafing · “Why should I be studying for a future that soon may be no more, when no one is doing anything to save that future?”. Das sind die Worte von Greta Thunberg, der wohl bekanntesten 16-jährigen Klima-Aktivistin. Sie bestreikt bereits seit Monaten freitags die Schule, um für echten Klimaschutz zu kämpfen.

Diesem Vorbild schlossen sich weltweit immer mehr junge Menschen an. Statt in die Schule gehen die Schüler auf die Straße. Das erklärte Ziel der Demonstrationen ist die Einhaltung des Pariser Abkommens (1,5 Grad Ziel). Die Forderungen an die Politik reichen dabei vom sofortigen Kohleausstieg, die Umrüstung auf 100 Prozent erneuerbarer Energieversorgung bis hin zu einer Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Anfang Mai rief das Bündnis "Fridays for Future" auch in Grafing zu einer Demonstration für nachhaltigen Klimaschutz auf. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, skandierten die Schüler zum ersten Mal im Landkreis Ebersberg. Die erste Grafinger Klima-Demonstration war trotz des kalten Dauerregens gut besucht. Mit selbst gebastelten Plakaten, Megafonen und voller Überzeugungswillen drehen mehr als 400 Kinder und Jugendlichen eine Runde durch das Zentrum der Bärenstadt. Mit dabei waren auch rund 50 Schüler der Montessori-Schule Niederseeon. Das Besondere: Während sich die Schüler anderer Landkreisschulen selbst organisieren mussten und dadurch teilweise nur rar kamen, hat die Montessorischule eigens einen Bus gechartert, mit dem die Kinder nach Schulschluss nach Grafing transportiert wurden. „Wenn nicht wir, wer dann?“, fragt Schulleiterin Angelika Oedingen, als sie gemeinsam mit ihren Schülern und der Schulgeschäftsführerin Birgit Meyer marschiert. Hauptsächlich nahmen Fünft- und Sechstklässler dieses Angebot der Schule gerne an. Ein paar Kinder der Grundstufe fuhren auch mit. Die älteren Schüler der Projekt- und der Oberstufe waren bereits mehrere Male in Eigenregie bei den wöchentlich stattfindenden Demonstrationen in München mit dabei gewesen. Von ihnen war das Engagement ursprünglich ausgegangen und das Thema an die Schule gebracht worden, erzählt Oedingen. Die mitmarschierenden Schüler wissen genau, warum sie bei der Demonstration in Grafing ihre Meinung vertraten: „Ich will der Umwelt helfen“, sagt eine Sechstklässlerin der Montessorischule. „Ich will mich informieren, was man tun kann für den Klimaschutz, und mich für die Natur engagieren“, ergänzt ihre Freundin. „Ich will eine Zukunft haben“, proklamiert eine Mitschülerin. „Die Tiere müssen geschützt werden“, fordert eine weitere und spielt auf den durch den Klimawandel schrumpfenden Lebensraum von Tieren an. Eine weitere Niederseeoner Schülerin führt einen anderen Aspekt als Grund für ihre Fahrt nach Grafing an: „Ich wollte mal demonstrieren“, sagt sie. Schulleiterin Oedingen bestätigt, dass neben ihrer persönlichen Überzeugung für den Klimaschutz viele Schüler auch die Neugierde nach Grafing gelockt hat. „Sie wollen mal sehen, was ist eine Demo überhaupt, was machen die da eigentlich?“, erzählt Oedingen. Schließlich erleben die allermeisten Kinder hier die erste Demonstration ihres Lebens. Also ist es auch ein gutes Stück politische Bildung, das die Schüler hier mitbekommen; ein einprägsames Erlebnis, das bestärkt, seine Meinung zu vertreten und kundzutun.

Unterstützung bekamen die Schüler auch vom Kreisjugendring Ebersberg: "Die Demonstrierenden setzen ein Zeichen und zeigen der Politik, dass sich auch die junge Generation Gedanken über die Zukunft unseres Planeten macht und Interesse an Europapolitik hat", heißt es in einer Stellungnahme. Im Hinblick auf die geäußerten angedrohten Sanktionen wegen der "Verletzung der Schulpflicht" hat der KJR auch eine klare Meinung: "Wir begrüßen, dass sich junge Menschen trotz aller widriger Umstände für ihr politisches Interesse einsetzen." In Grafing zeigte die Demonstration bereits einen ersten Erfolg. Die Grafinger Friday for Future-Gruppe wurde in der vergangenen Woche von Bürgermeisterin Angelika Obermayr ins Rathaus eingeladen. Am letzten Samstag konnte die Gruppe der Bürgermeisterin ihre Klimaschutz-Forderungen überreichen. "Auch eine weitere Demonstration ist schon angemeldet", heißt es von der Grafinger FFF-Truppe. "Das Programm für den 31. Mai sieht ungefähr so aus: 13.00 Uhr Start mit Musik und Kundgebungen im Stadtpark. Um 14.00 wird sich der Demozug in Bewegung setzten." Eine Facebook-Gruppe informiert darüber hinaus über alle weiteren Aktivitäten. Weitere Hintergrundinfos findet man ebenso unter https://fridaysforfuture.de im Internet.

Artikel vom 24.05.2019
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