Große Sorge um Gartenstadt-Idylle

Harlaching · Bezirksausschuss 18 sind weitgehend die Hände gebunden

Harlaching · Der Ärger vieler Harlachinger Bürger aus der Menterschwaige über die aus ihrer Sicht überbordende Bauwut vor Ort erreichte einmal mehr den örtlichen Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching. Beim Kampf um den Erhalt der Gartenstädte wie hier, nahe der Isarauen, führen viele alteingesessene Bewohner längst einen Rückzugskampf.

Der aktuelle Fall rund um Schmorellplatz und Harthauser Straße rief ein knappes Dutzend Bürger im BA auf den Plan. An der Stelle einer alten Villa am Schmorellplatz plant ein Bauunternehmen derzeit einen vierstöckigen Neubau für ein Mehrfamilienhaus samt Tiefgarage. Die alte Villa soll weichen. Der Frust der Nachbarn ist groß. „Das Maß der geplanten baulichen Nutzung vor Ort ist jenseits von gut und böse“, schimpfte eine alte Dame als Wortführerin der Alteingesessenen. Seit vier Jahrzehnten lebe sie vor Ort in einem bislang harmonisch gewachsenen Umfeld „mit wunderschönen Villen in der Umgebung“. Jetzt sei der Zerstörung der Gartenstadt „Tür und Tor geöffnet“, so die Harlachingerin. Grund: Die städtische Lokalbaukommission (LBK) sieht sich außerstande, das umstrittene Projekt zu verhindern, das aus Sicht der Umgebungsanwohner so gar nicht ins Bild passt. Doch vor Gericht siegte der Bauwerber. „Die ganze Sache ging bis vor das Oberverwaltungsgericht“, betonte BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU). Crux aus Sicht vieler Anwohner und Stadtteilgremiums: Ausschlaggebend für den Erfolg des Bauherrn auf der Gerichtsbühne waren gleich zwei Referenzbauten im Umgriff. An der Harthauser Straße 87 gleich nebenan war vor wenigen Jahren ein Appartement-Block hoch gezogen worden, bei dem die Stadt zum ersten Mal in der hiesigen Gartenstadt vier Stockwerke an Höhenentwicklung genehmigt hatte. Unterschriftensammlungen und Protestaktionen der Bevölkerung zusammen mit dem Bündnis Gartenstadt München hatten schon damals den Bau nicht verhindern können. Auf Höhe und Umfänge dieses Bauköprers ebenso wie auf einen ähnlichen Gebäudekomplex am Schmorellplatz 9 berufen sich jetzt die aktuellen Bauherren – und bekamen juristisch Recht. „Jetzt droht uns endgültig Klein-Manhattan an der Menterschwaige“, betonte die Dame im BA. „Dauerverkehr in und aus den Tiefgaragen, den Verlust vieler alter Baumkulturen, angesichts von nur drei Meter Bauabstand zu den Nachbarn auch den Verlust jeder Intimität und damit auf Sicht den Tod der Gartenstadt“, befürchten die Menschen vor Ort. Doch BA-Chef Baumgärtner, selbst Jurist und frisch gebackener Wirtschaftsreferent der Stadt, weiß um die grassierende kommunale Ohnmacht. Die Stadt habe mit den ersten Sündenfällen vor Ort auch diesem Bauherrn Tür und Tor geöffnet. „Wir können nur noch retten, was zu retten ist“. Allzu viele Möglichkeiten bleiben kaum. Immerhin schloss sich das Gremium der zweiteiligen Forderung von Andreas Babor (CSU) an. Wenigstens solle die Stadt im weiteren Verlauf des Genehmigungsverfahrens alle bestehenden Möglichkeiten einer Reduzierung des Volumens ausschöpfen. Zudem soll die Kommune auf den Bauherren zugehen und mit diesem weitere Gespräche über eine maßvolle Bebauung in sensiblem Umfeld anberaumen. Die Erfolgsaussichten scheinen überschaubar. RedH

Artikel vom 23.05.2019
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