Jetzt reicht's!

Breiter Widerstand gegen aufgezwungenen Strukturwandel

Scharfer Protest: Das angedachte Logistik-Zentrum von DHL stößt in Langenpreising nicht gerade auf viel Gegenliebe. In den Planungen ist die Rede von 13 Hektar, was etwa 18 Fußballfeldern entspricht. Auch nicht wenig. Foto: kw

Scharfer Protest: Das angedachte Logistik-Zentrum von DHL stößt in Langenpreising nicht gerade auf viel Gegenliebe. In den Planungen ist die Rede von 13 Hektar, was etwa 18 Fußballfeldern entspricht. Auch nicht wenig. Foto: kw

Erding · Der Widerspruch tritt für immer mehr Menschen im Kreis Erding offen zutage: Auf der einen Seite werden die Städte und Gemeinden gezwungen, bei Ausweisungen von Neubaugebieten darauf zu achten, dass die Grundstücke nicht zu groß und auch die Verkehrsflächen begrenzt werden.

Vor allem sollen möglichst wenig neue Baugebiete erschlossen werden, um die voranschreitende Flächenversiegelung zu bremsen. Die Zielvorgabe ist, zunächst im bereits bebauten Innenbereich zu verdichten.

Auf der anderen Seite ist da nicht nur die drohende dritte Startbahn am Münchener Flughafen, sondern auch der gewaltige Flächenbedarf von Logistik-Unternehmen, die sich im weiteren Umfeld des Flughafens ansiedeln wollen. Kaum noch ein Bürgermeister will diese riesigen Hallen wirklich, in denen oft kaum jemand arbeitet, die aber einen erheblichen Lastwagenverkehr generieren. Erst vor wenigen Wochen hat sich die Bürgermeisterin der Gemeinde Ottenhofen, Nicole Schley, in dieser Frage klar positioniert. Sie wolle zwar ein Gewerbegebiet für ihre Gemeinde, aber eben nur ein solches, das auch zu Ottenhofen passe. Dabei liegt Ottenhofen an der Flughafentangente und wäre für Logistiker damit durchaus interessant. Sowohl die A94 als auch die A92 und der Flughafen selbst wären von Ottenhofen aus leicht erreichbar.

Ganz anders dagegen im Norden des Landkreises in der Gemeinde Langenpreising. Dort hat eine leidenschaftliche Diskussion um eine Halle von DHL mit nicht weniger als 13 Hektar Flächenbedarf begonnen. Die Fläche gehört zu einem großen Teil der Gemeinde, die das Areal schon seit über zehn Jahren ganz gerne an den Markt bringen würde, schon um die klamme Gemeindekasse aufzubessern. Vor etlichen Jahren noch hatte sich die CSU an die Spitze dieser Bewegung gestellt, Termine mit dem Landrat organisiert, um diese Fläche aus dem geschützten regionalen Grünzug im Landesentwicklungsprogramm herausnehmen zu können. Das ist bislang nicht gelungen. Die Zeiten aber haben sich gewandelt.

Als jetzt Bürgermeister Peter Deimel (FW) mit der Idee der Ansiedlung eines Logistik-Unternehmens dieser Dimension an den Gemeinderat herantrat, gab es scharfen Widerstand auch und gerade aus der CSU. Umweltverbände schlossen sich an. Sie führten den Nachweis, dass hier nicht nur die Fläche von 18 Fußballfeldern zubetoniert würde, sondern auch eine geschützte Vogelart ihr Brutgebiet verlieren würde.

Ein einfacher Medientermin an dem angedachten Bauplatz wurde zu einer ausgewachsenen Versammlung unter freiem Himmel, einschließlich öffentlichem Protest. Der Versuch, das Thema in die öffentliche Sitzung zu zwingen, ist im Gemeinderat erst einmal gescheitert, obwohl die Rechtsaufsichtsbehörde den Kritikern hier Recht gegeben hat. Bei Redaktionsschluss hat darüber noch keine öffentliche Diskussion im Gemeinderat stattgefunden. Ob es überhaupt noch dazu kommt, war zumindest bis Donnerstag, 2. Mai, ebenfalls noch offen. Dabei ist in der Bevölkerung nicht zuletzt dank einer gezielten Indiskretion unbekannter Herkunft die Diskussion bereits im vollen Gange.

Die Ansiedlung eines Betriebes mit 700 Mitarbeitern, und diese Zahl wird in den Unterlagen genannt, verändert Strukturen in einer Gemeinde von der Größe von Langenpreising mit ihren knapp 3.000 Einwohnern. Schon gibt es die ersten Gemeinderäte, die auf vorsichtige Nachfrage unserer Redaktion den genauso vorsichtigen Rückzug antreten: Plötzlich ist nur noch von einer Idee die Rede.

Das Beispiel von Langenpreising zeigt aber, dass die Bevölkerung immer weniger gewillt ist, sich die Landschaft in dieser Weise zubauen zu lassen. Hier greifen die gleichen Argumente, die Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) auch im Fall der drohenden dritten Startbahn immer wieder ins Feld führt: In einer Region, die jetzt schon Vollbeschäftigung habe, sei weiteres von außen aufgezwungenes und unnatürliches Wachstum einfach ein handfestes Problem. kw

Artikel vom 03.05.2019
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