Was das wieder kostet…

Gemeinden müssen mehr investieren als geplant

Keine fünf Jahre alt und schon zu klein: Die Kindertagesstätte „Villa Regenbogen“ in Langenpreising. Foto: kw

Keine fünf Jahre alt und schon zu klein: Die Kindertagesstätte „Villa Regenbogen“ in Langenpreising. Foto: kw

Erding · Der Landkreis Erding wächst, nicht flächenmäßig, wohl aber seine Einwohnerzahl. So weit, so bekannt. Erst kürzlich war Landrat Martin Bayerstorfer unterwegs in Bürgerversammlungen, um zum wiederholten Mal die ausgezeichnete Lage dieser Region zum Thema zu machen.

Selbst in den Teilen des Landkreises, wo noch vor zehn Jahren der ernsthafte Versuch unternommen worden ist, diesen eine Art Ausgleichsfunktion für den unmittelbaren Bereich rund um den Flughafen zuzuweisen, gibt es steigende Bevölkerungszahlen.

In den Bürgerversammlungen, wo die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit schöner Regelmäßigkeit Geburten und Sterbefälle, Zuzüge und Wegzüge einander gegenüberstellen, ist durch den ganzen Landkreis eine Tendenz zu sogenannten Wanderungsgewinnen nachweisbar. Dieser Bevölkerungszuwachs schlägt unmittelbar durch auf die kommunale Infrastruktur, und zwar ganz besonders dort, wo es am teuersten ist: Bei den Kinderbetreuungseinrichtungen. Und das wird immer mehr zum Problem für die Gemeinden.

Bürgermeisterin Ursula Eibl aus Steinkirchen im Holzland ist da noch in einer vergleichsweise glücklichen Situation. Dort kann der Kindergarten mit einigen Umbaumaßnahmen mit einer weiteren Gruppe bestückt werden. Diese ist aber auch notwendig, um dem auch hier wachsenden Bedarf gerecht zu werden.

Keine zehn Kilometer weiter, in der Gemeinde Langenpreising, musste der dortige Bürgermeister Peter Deimel dem Gemeinderat eine Vorlage schreiben, die nicht weniger als sechs Neueinstellungen von pädagogischem Personal in der gründlich zu erweiternden kommunalen Kinderbetreuungseinrichtung „Villa Regenbogen“ zum Inhalt hatte. Eine Kindergartengruppe muss geteilt werden genau wie eine Hortgruppe. Überdies steigt die Gemeinde Langenpreising mit einer Kinderkrippe auch in dieser Altersgruppe ein. Bisher war die einzige Krippe in kirchlicher Trägerschaft. Zu diesem Zweck muss das Gebäude deutlich erweitert werden.

Die genannte Vorlage an den Gemeinderat war ein wesentliches Element bei der Bedarfserhebung, die letztlich einfließt in das Raumprogramm, das wiederum entscheidend ist für die Größe des Anbaus und damit für die Kosten. Das alles passiert in einer Gemeinde, die erst vor zwei Jahren einen großen Grundschulneubau hat ins Werk setzen müssen. Die ersten Neueinstellungen müssen bereits zum neuen Kindergartenjahr erfolgen, also im Spätsommer. Der Haushalt für 2019 enthält diese Mittel allerdings noch nicht, sodass in Zwischenrufen im Gemeinderat bereits von einem Nachtragshaushalt die Rede war.

Zwanzig Kilometer weiter im Süden des Landkreises bekommt Ottenhofens Bürgermeisterin Nicole Schley ein ganz ähnliches Problem. Zunächst war man dort in Rat und Verwaltung sehr glücklich über das Projekt eines Waldkindergartens, das jetzt tatsächlich gelingen könnte und einen erheblichen Teil des Bedarfs abfangen kann. Jetzt aber muss doch noch eine zusätzliche Lösung für die kleinen Ottenhofener her. Mittelfristig wird die Gemeinde hier nicht um einen Neubau herumkommen. Dabei kann sie sich noch glücklich schätzen: Sie ist bereits im Besitz eines ausreichend großen Grundstückes.

Sowohl Langenpreising als auch Ottenhofen hatten alles getan, um bei der Ausweisung von Neubaugebieten eine Überlastung der kommunalen Infrastruktur zu vermeiden. Größere Neubaugebiete werden nämlich nur noch in Abschnitten erschlossen und zur Bebauung freigegeben, damit die Einwohnerzahlen eben nicht explosionsartig zunehmen und entsprechende Anforderungen an die Infrastruktur stellen. Dass diese Maßnahmen jetzt doch nicht ausreichen, lässt Bürgermeistern und Gemeinderäten graue Haare wachsen. kw

Artikel vom 26.04.2019
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