Ein erneuertes "Zelt"

Erlöserkirche wird bis Weihnachten grundlegend renoviert

Eingerüstet ist die Kletthamer Erlöserkirche. Bis Weihnachten wird der denkmalgeschützte Bau einer Generalsanierung unterzogen. Bild rechts: Verantwortlich für das Millionenprojekt zeichnen Pfarrer Christoph Keller (re.) und Architekt Jörg Rehm. F: kw

Eingerüstet ist die Kletthamer Erlöserkirche. Bis Weihnachten wird der denkmalgeschützte Bau einer Generalsanierung unterzogen. Bild rechts: Verantwortlich für das Millionenprojekt zeichnen Pfarrer Christoph Keller (re.) und Architekt Jörg Rehm. F: kw

Erding · Am Ostersonntag ist vorläufig Schluss mit Gottesdiensten in der denkmalgeschützten Erlöserkirche im Erdinger Stadtteil Klettham. In den dann folgenden Wochen und Monaten nämlich wird das 1963 eingeweihte und seit 2001 unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus einer grundlegenden Sanierung für 1,41 Millionen Euro unterzogen.

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Die grazil geschwungene Holzkonstruktion macht den Bau architekturgeschichtlich einmalig. Der Münchner Architekt Hans-Busso von Busse (1930 - 2009) hat sich mit diesem Werk schon im Alter von etwas über 30 Jahren bereits ein Denkmal gesetzt. Es ist jetzt die Aufgabe von Architekt Jörg Rehm, diese Konstruktion zu ertüchtigen. Bei dieser Gelegenheit muss natürlich auch den modernen Anforderungen einer energietechnisch vernünftigen Bauweise Rechnung getragen werden, ohne dabei jedoch die Eigenart des Gebäudes, die letztlich seinen Denkmalwert ausmacht, zu verändern. Alle Holzteile müssen behandelt werden, die Westfassade, also die Wetterseite, bekommt eine neue Verglasung.

Die Baukosten kann die Kirchengemeinde nicht alleine stemmen. Pfarrer Christoph Keller listet auf: 40 Prozent der Kosten, also über 560.000 Euro trägt die evangelische Landeskirche. Das Landesamt für Denkmalpflege ist mit weiteren 100.000 Euro dabei. Große Freude herrscht in der Kirchengemeinde, weil die Stadt Erding den Wert dieser Kirche für die Stadt anerkennt und 200.000 Euro als Zuschuss bereitgestellt hat. Weitere Zuschussgeber sind die Regierung von Oberbayern, der Landkreis Erding, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die bayerische Landesstiftung und weitere kleinere Geldquellen. Hört sich nach viel an, aber eine Viertelmillion Euro muss die Kirchengemeinde selbst stemmen.

In der Regel ist das die Voraussetzung für die Bereitstellung der Fördergelder. Das ist ein Kraftakt, wie Christoph Keller durchaus zugab - ein Kraftakt, der noch zu stemmen ist. "Wir haben mit der Spendenakquise jetzt gerade erst angefangen", berichtet Pfarrer Keller. Die Gemeinde hofft zur Finanzierung des großen Bauvorhabens auf Spenden aus der Bevölkerung. Das wollte Keller bei der Gelegenheit nicht verschweigen. Erreichen die Spendeneinnahmen die Höhe des Eigenanteils nicht, muss die Gemeinde den Rest zuschießen. Das Geld ist vorhanden, soll aber auch nicht in zu großem Umfang eingesetzt werden.

Keller: "Wir gehen hier in Vorleistung." Wer also bereit sei, das große Vorhaben finanziell zu unterstützen, sei eingeladen, dies zu tun. Nähere Informationen dazu gibt es direkt im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt in der Dr.-Henkel-Straße 10, Tel. 08122/9998090, oder online auf www.ev-kirche-erding.de Warum diese Kirche diese besondere Form hat, darüber gibt es unterschiedliche Interpretationen. Viele sehen darin ein Schiff, gewissermaßen Kiel oben auf dem schmalen Grundstück, das die Planer damals vor erhebliche Herausforderungen gestellt hat.

Diese Deutung erscheint angesichts des Kirchenliedes „ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ nachvollziehbar. Pfarrerin Andrea Oechslen, die sich mit der Geschichte des Bauwerks auch im Gemeindebrief befasst hat, sieht darin aber eher eine Zeltkonstruktion, ein Motiv, das damals sehr im Schwange gewesen sei. Auch hierzu gab und gibt es entsprechende Nachweise in der Bibel: „Wir haben keine bleibende Statt in dieser Welt.“ Sie ist auch die Pfarrerin, die jetzt vorübergehend gewissermaßen heimatlos wird, ist es doch „ihre“ Kirche, die jetzt renoviert wird und darum für die genannte Zeit nicht zur Verfügung steht. Wenn alles nach Plan läuft, wird Weihnachten wieder in der Erlöserkirche gefeiert. Dabei ist sich Christoph Keller durchaus dessen bewusst: „Das ist ganz schön sportlich.“

Weil die Erlöserkirche ein derart wichtiges Bauwerk für die Stadt Erding ist, hat auch das Museum Erding hier eine Möglichkeit geschaffen, sich mit der besonderen Architektur dieses Bauwerks zu beschäftigen. So läuft dort eine Sonderausstellung mit beeindruckenden Fotografien von Sigrid Neubert vom 10. Mai bis 2. Juni bei freiem Eintritt. Die Vernissage findet am Freitag, 10. Mai, ab 20 Uhr statt. kw

Artikel vom 19.04.2019
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