Gegen Spekulationsverkäufe

Fraktion von SPD und Parteilosen fordert ein Umdenken in Egmating

Johannes Roiger, Bernhard Wagner und Magdalena Wagner wünschen sich, dass bereits im Baugebiet „Am Wolframweg“ Bauland für Einheimische entsteht. Foto: Privat

Johannes Roiger, Bernhard Wagner und Magdalena Wagner wünschen sich, dass bereits im Baugebiet „Am Wolframweg“ Bauland für Einheimische entsteht. Foto: Privat

Egmating · Die Gemeinde Egmating ist die südwestlichste Gemeinde im Landkreis Ebersberg, eingebettet in eine romantische Landschaft und mit schönen Blick auf die Alpen. 2.400 Einwohner wohnen in diesem idyllischen Fleckchen, der nachweislich zu den ältesten Ortschaften in Bayern zählt.

Doch wie in vielen anderen Gemeinden im Münchner Umland ist das Wohnen in Egmating zu einer teueren Angelegenheit geworden. Und das obwohl der Ort etwas abgeschieden liegt und 5 Kilometer zum nächsten S-Bahn-Halt in Aying entfernt ist.

Auch in Immobilienportalen werden über 1.400 Euro für eine 3,5 Zimmer-Wohnung verlangt. Ans Bauen ist da für viele gar nicht erst zu denken. "Wer als junger Egmatinger in seinem Heimatort wohnen bleiben und ein Eigenheim bauen möchte, muss viel Glück oder viel Geld haben. Bauland ist rar, und wer nicht von seinen Eltern Grund bekommen kann, muss sehr viel Geld auf den Tisch legen, um ein Grundstück zu erwerben," bemängelt Bernhard Wagner, dritter Bürgermeister von Egmating in einer Pressemeldung seiner Fraktion.

"Einheimischenmodelle können hier die Möglichkeit bieten, Gemeindebürger beim Erwerb von Bauland zu subventionieren", heißt es in den Schreiben weiter. Viele Kommunen in starken Zuzugsgebieten hätten bei der Vermarktung von Bauland für Einheimische allerdings ein Problem: Zum einen möchte man für die nachwachsende Bevölkerung Bauland zu bezahlbaren und erschwinglichen Preisen zur Verfügung zu stellen. Anderseits stellt subventioniertes Bauland ein immer lukrativeres Spekulationsobjekt für die Käufer dar. Grund hierfür sei auch eine EU-Vorgabe, der zu Folge das Bauland nur einer 10-jährigen Bindungsfrist unterworfen ist.

Als Beispiel wird der Verkauf einer Immobilie Am Ried angeführt, wo der Verkäufer einen mittleren sechsstelligen Gewinnbetrag erwirtschaftete. „Die Subventionierung einzelner Personen kann natürlich nicht die Aufgabe einer Kommune sein“, meint Wagner. „Zudem können bei der Vergabe von Einheimischenbauland ja immer nicht alle berücksichtigt werden.“ Dies bemängelte auch der Egmatinger Franz Novotny in der letzten Bürgerversammlung im Januar.

Zur Gemeinderatssitzung am 16. April will die Fraktion von SPD und Parteilose deshalb einen Antrag stellen, der eine Vergabe von einheimischen Bauland ausschließlich auf Erbpachtbasis vorsieht. „Aus unserer Sicht stellt dies die Lösung des Dilemmas dar. Junge Familien erhalten die Möglichkeit, sich Wohneigentum zu schaffen und die Gemeinde hat die Sicherheit, dass nach Ende der Bindungspflicht ein Verkauf aus Spekulationsgründen ausgeschlossen wird“, erklärt Gemeinderätin Magdalena Wagner.

Beim "Erbpachtmodell" wird der Baugrund nicht übereignet, sondern für zum Beispiel 99 Jahre zu festgeschrieben Preisbedingungen zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde hat hierbei regelmäßige Einnahmen. Sobald eine Eigentumsübertragung stattfindet, steht es im Ermessen der Gemeinde, das Erbpachtniveau auf dem üblichen Baulandpreis anzupassen. Der Erbpachtberechtigte ist zwar nicht Eigentümer, kann als Nutzungsberechtigter jedoch uneingeschränkt über das Grundstück verfügen. Johannes Roiger, der in Egmating aufgewachsen ist und als Grundschullehrer im Landkreis München arbeitet, findet die Idee überzeugend.

„Ein Grundstück zu kaufen käme für mich aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Ich kann mir aber gut vorstellen, mich für ein Grundstück auf Erbpachtbasis zu bewerben, um mir so meinen Wunsch, langfristig in meiner Heimatgemeinde zu leben, zu erfüllen.“

Artikel vom 20.02.2019
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