Kolumne von Robert Niedergesäß, Landrat des Landkreises Ebersberg

»Was den Landkreis bewegt« - Biene braucht Bauer

Robert Niedergesäß. Foto: LRA Ebersberg

Robert Niedergesäß. Foto: LRA Ebersberg

Ebersberg · Das Volksbegehren »Rettet die Bienen!« hat uns in den letzten Wochen sehr bewegt, mit vielen Argumenten und auch hohen, zum Teil überzogenen Emotionen. Der Artenrückgang bei den Insekten und das Aussterben von Bienen hat auch unsere Bürger im Landkreis sehr beschäftigt.

Im Ziel sind wir uns wohl alle einig, wer will die Bienen und Insektenwelt nicht retten?
Der vorgeschlagene Gesetzes­vorschlag hat sicher richtige Elemente – ja, es muss was gemacht werden – aber eben auch solche, die in der Praxis untauglich sind, dem Ziel kaum dienen und die Landwirtschaft einseitig belasten.

Der Landkreis Ebersberg hat ­dieses Thema auf meine Initiative hin bereits 2018 in den Mittelpunkt gestellt und das »Jahr der Biene« ausgerufen – »der Landkreis summt«. Ebersberg war übrigens der erste Landkreis in Deutschland, der sich der Bundesinitiative »Deutschland summt« angeschlossen hat. Gemeinden, Schulen, Vereine, Verbände, Privatbürger und Firmen haben sich unserem Aktionsbündnis im Landkreis ­angeschlossen und sich freiwillig verpflichtet, für den ­Erhalt der Artenvielfalt einzusetzen, es hat sich viel bewegt und viele Flächen sind aufgeblüht.

In hervorragender Weise engagiert haben sich dabei auch viele Landwirte.
Über 30 Kilometer Blühstreifen haben sie angesät, Hecken mit bienenfreundlichen Sträuchern gepflanzt und Flächen mit blühenden Pflanzen in Paradiese für Biene und Co. ­verwandelt – alles auf freiwilliger Basis.

Es ist deshalb nicht richtig, dass unsere Landwirte nun ­einseitig zu den Sündenböcken für das Artensterben ­gemacht werden. Was ist mit den Gärten vor dem eigenen Haus? Was ist mit dem Mähroboter hinter dem Haus? Sind wir ehrlich zueinander: Finden wir in unseren Gärten noch Wildblumen?

Wir alle, Private und auch die Kommunen, sind mitverantwortlich, wir dürfen das Bienensterben nicht allein auf die Landwirtschaft abschieben! Wir alle müssen uns besinnen, unsere Natur zu schützen!

Die Bienen und ihre wilden Verwandten brauchen funktionierende Lebensräume. Angefangen von kleinen Dingen, zu denen jeder beitragen kann wie Insektenhotels, Nistmöglichkeiten für Wildinsekten und Blühpflanzen in Gärten und auf Bal­konen als Nahrungsangebot, bis hin zum Wiederaufbau von Ökosystemen, der Vernetzung von Lebensräumen, der Schaffung von funktionierenden Ausgleichsflächen und vielleicht auch mal wieder dem ein oder anderen ­»Unkraut« in unserem Garten!

Wir dürfen es nicht zulassen, dass Naturschützer auf der einen Seite und unsere Landwirte auf der anderen Seite stehen – so ist das nicht!
Wir alle brauchen einander und sind zur Kooperation ­verpflichtet! Jetzt brauchen wir besonnene Akteure und ­geeignete Kompromisse um die Fronten wieder abzubauen und uns in einem tragfähigen Kompromiss zielgerichtet für das gemeinsame Ziel zu vereinen.

Jetzt müssen alle Interessensvertreter an einen Tisch: Landwirtschaft, Naturschutzverbände, Staatsregierung, Kommunen, nicht gegen­einander, sondern miteinander. Und jeder, der das Volks­begehren unterzeichnet hat, sollte sich auch selber fragen, was er persönlich dazu beitragen kann.

Der Frühling steht vor der Tür – was kann man im eigenen Garten und am eigenen Verhalten verändern? So können z. B. die Landwirte Bioprodukte nur verkaufen, wenn sie die Kunden auch nachfragen. Wir im Landkreis wollen weitersummen, das Jahr der Biene wird fortgeführt, z. B. in dem wir mit den Bauhöfen der Gemeinden enger zusammen­arbeiten und diese schulen, z. B. indem wir auch mit unseren Landwirten weiter an einem Strang ziehen und bienenfreundliche Projekte umsetzen.
V.i.S.d.P.: Robert Niedergesäß

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Artikel vom 14.02.2019
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