Die Schäffler kommen

Wo Sie den traditionellen Tanz im Münchner Osten sehen können

Am 6. Januar haben die Schäffler die Tanzsaison auf dem Marienplatz eröffnet. Demnächst tanzen sie auch mehrmals in Au-Haidhausen, Giesing und Ramersdorf. Foto: Robert Bösl

Am 6. Januar haben die Schäffler die Tanzsaison auf dem Marienplatz eröffnet. Demnächst tanzen sie auch mehrmals in Au-Haidhausen, Giesing und Ramersdorf. Foto: Robert Bösl

Haidhausen/Giesing · 2019 ist Schäfflerjahr: Seit dem Dreikönigstag und noch bis Faschingsdienstag führen die Fassmacher an vielen Orten in und um München ihren traditionellen Tanz auf. In den kommen Wochen sind die Schäffler verstärkt "rechts der Isar" in Aktion zu bewundern.

Münchner Tradition: Die Schäffler tanzen alle 7 Jahre
2019 ist Schäffler-Jahr: Die Schäffler kommen
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Wer in der Au oder in Haidhausen wohnt, hat gleich mehrmals die Gelegenheit, einen echten Schäfflertanz (fast) vor der eigenen Haustür zu erleben: So tanzen die rotgekleideten, traditionellen Fassmacher zum Beispiel am 19. Januar im Hofbräukeller (13 Uhr) und am Mariahilfplatz (16 Uhr), am 20. Januar um 13.30 Uhr in der Lothringer Straße 17, am 30. Januar auf dem Orleansplatz (16 Uhr), am 15. Februar wieder auf dem Mariahilfplatz (15 Uhr) und am 26. Februar um 17 Uhr auf dem Weißenburger Platz.

Doch auch die Giesinger kommen auf ihre Kosten: Am 28. Januar tanzen die Schäffler um 17 Uhr auf dem Tegernseer Platz und zu guter Letzt am 2. März auf dem Hans-Mielich-Platz (16 Uhr). In Ramersdorf kann man die Münchner Schäffler am 16. Februar ab 10 Uhr in der Ungsteiner Straße 27 erleben. Zudem treten sie am 15. Februar um 17 Uhr auf dem Wochenmarkt Berg am Laim in der Baumkirchner Straße auf.

Kaum ein Münchner Verein kann auf so eine lange Tradition zurück blicken wie die Schäffler: Die Entstehung des Tanzes wird auf das Jahr 1517 datiert. Der Grund für den Tanz, der bis heute alle sieben Jahre in und um die Isarmetropole gezeigt wird, war allerdings kein fröhlicher. Nach dem die Pest in München schlimm gewütet und mehr als 15.000 Menschen in den Tod gerissen hatte, schlossen sich die Bürger zuhause ein, um sich vor Ansteckung und Krankheit zu schützen.

Um das Leben in der Stadt München wieder in Schwung zu bringen, beschlossen die Schäffler, der Angst ein Ende zu bereiten und die Menschen wieder auf die Straße zu locken. Sie studierten einen kunstvollen Tanz ein und zeigten diesen bei lauter Musik auf den Straßen. Angelockt von fröhlichen Klängen sollen die Menschen sich wieder nach draußen getraut haben – so heißt es zumindest in der Überlieferung.

Seitdem tanzen die Schäffler alle sieben Jahre, angefangen vom 6. Januar bis zum Faschingsdienstag. Allerdings, verrät Christian Härtl von den Münchner Schäfflern, gäbe es den Verein schon lange nicht mehr, wenn nur noch gelernte Fassmacher mit von der Partie sein dürften. 35 Mann gehören zu den Münchner Schäfflern, wobei immer 25 davon den traditionsreichen Tanz zeigen.

Aber auch im Hintergrund gibt es viel zu tun: Da müssen die Kostüme genäht, die Schuhe mit den glatten Ledersohlen ständig neu besohlt, das Equipment herbei geschafft, die Termine verwaltet und der Tourbus gefahren werden. "Die Arbeit geht in diesen Wochen nie aus", weiß Christian Härtl zu berichten. "Viele der Schäffler nehmen ihren Urlaub für diese Zeit, um voll und ganz bei der Sache sein zu können. Nach den zahlreichen Wochen des gemeinsamen Auftretens ist man als Familie zusammengewachsen."

Neben den 20 Tänzern gibt es bei den Münchner Schäfflern auch noch zwei Kasperl, zwei Reifenschwinger und einen Fähnrich. "Der Kasperl geht auf Tuchfühlung mit den Zuschauern. Er schmiert sie mit Ruß ein, was Glück für das neue Jahr bringen soll", erläutert Härtl das Prozedere. Damit ein Auftritt klappt, müssen alle an einem Strang ziehen. "Egal, wie oft man den Schäfflertanz auch schon absolviert hat – für die Zuschauer soll es immer frisch und unverbraucht aussehen", betont der langjährige Schäffler Härtl, der bei den Vorführungen als Reifenschwinger auftritt. H. Woschée/red

Artikel vom 09.01.2019
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