Der Krösus im Kreis

Oberding verzeichnet erneut Zuwachs bei Steuereinnahmen

Ein Bürgerhaus mit Bücherei, Saal und anderen Einrichtungen wie in Oberding kann sich nicht jede Gemeinde leisten. Bürgermeister Bernhard Mücke (Bild rechts) kann mit seinem prall gefüllten Gemeindesäckel Maßnahmen leichter realisieren. Fotos: kw

Ein Bürgerhaus mit Bücherei, Saal und anderen Einrichtungen wie in Oberding kann sich nicht jede Gemeinde leisten. Bürgermeister Bernhard Mücke (Bild rechts) kann mit seinem prall gefüllten Gemeindesäckel Maßnahmen leichter realisieren. Fotos: kw

Oberding · Im Landkreis Erding gibt es ein Gefälle, und zwar ein ökonomisches. Mit Augenzwinkern bezeichnet Vizelandrat Jakob Schwimmer aus St. Wolfgang den Oberdinger Bürgermeister Bernhard Mücke als "den reichen Onkel".

Auch wenn es sich um Gemeindefinanzen und nicht um Privatvermögen handelt, ist der Vergleich gar nicht so weit hergeholt. In der letzten Sitzung des Oberdinger Gemeinderats im vergangenen Jahr legte Mücke die aktuellen Zahlen vor, die der Planungsverband „Äußerer Wirtschaftsraum München“ erhoben hat. Das machte er in seiner üblichen, freundlich-kurzen Art: „Schaut euch das an, die Zahlen weisen alle nach oben.“ Sein Blick verfinsterte sich allerdings, als er daran erinnert wurde, dass das auch für die Kreisumlage gilt.

In der Tat: Die Unterschiede im Landkreis Erding zwischen den unmittelbaren Flughafengemeinden und etwa dem Erdinger Holzland werden immer größer statt kleiner. Oberding und Erding bringen zusammen mehr Kreisumlage in die Kreiskasse als alle 24 anderen Städte, Märkte und Gemeinden zusammen. Und Oberding lässt in einigen Kennzahlen sogar die große Kreisstadt noch alt aussehen: 5.409 Euro pro Einwohner und Jahr Steuereinnahmen, 1.701 mehr als im Jahr davor, das verweist die Herzogstadt mit 1.704 Euro (plus 156) derart deutlich auf den zweiten Rang, dass auch Oberbürgermeister Max Gotz blass wird. Schlusslicht in dieser kreisinternen Statistik ist Buch am Buchrain mit gerade mal 873 Euro Steuereinnahmen pro Person.

Wie massiv die Schere aufgeht, zeigen die weiteren Zahlen: Taufkirchen hat einen Rückgang von 110 Euro zu verkraften und steht trotz Unternehmen wie Himolla mit 908 Euro klar im unteren Drittel. Da findet sich auch Steinkirchen im Holzland mit einem Minus von 10 Euro und Einnahmen von je 981 Euro wieder. Pastetten mit 1.005 Euro (minus 54 Euro) steht ebenfalls auf der Verliererseite. Dabei hat Jakob Schwimmers Heimatgemeinde eigentlich wenig Grund zu meckern: Mit 193 Euro Zuwachs hat St. Wolfgang sogar ein größeres Plus gemacht als Erding und steht jetzt unter den ersten zehn Gemeinden im Kreis. Das ändert aber nichts daran, dass Oberding uneinholbar davonzieht und de facto in einer anderen Liga spielt.

Der Flughafen hat die Gemeinde tatsächlich radikal verändert: Schwaig mit seinen Logistikern, den Hotels, den unmittelbar dem Flughafen zuzuordnenden Service-Unternehmen, ist beredtes Beispiel dafür. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Schaut man in die Versammlung etwa der örtlichen Feuerwehr und hört sich um, ist von hoher Fluktuation die Rede, bedingt auch dadurch, dass die Flughafennähe einen Geräuschpegel mit sich bringt, der von immer mehr Menschen als mindestens störend empfunden wird.

Auch die Zahl der Zu- und Fortzüge hat der Planungsverband erfasst: Im Erhebungsjahr 2017 gab es pro 1.000 Einwohner 120 Zu- und 100 Fortzüge. Und das ist noch wenig. Im bisherigen Spitzenjahr 2014 wurden 140 Zu- und 125 Fortzüge pro 1.000 Einwohner gezählt. So etwas verändert jede Gemeinde massiv, zumal, wenn sie insgesamt nur 6.325 Einwohner zählt. Und doch gelingt es nach wie vor, ein enorm lebendiges Vereinswesen aufrecht zu erhalten. Erst die Weihnachtszeit hat das wieder gezeigt. Die Gemeinde kann es sich leisten, die Jugendförderung für die Vereine spürbar aufzustocken. Im Februar sollen die neuen Richtlinien dafür stehen.

Auch wenn die Kreisumlage für Oberding überdurchschnittlich steigt, so kann und wird sie auch künftig nichts dagegen machen können, dass das Gefälle im Landkreis überwunden wird. Fleißig sind sie alle im Landkreis. Aber aus wirtschaftlicher Sicht hat Oberding mit dem Flughafen einfach Glück gehabt. kw

Artikel vom 04.01.2019
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