Kein ganz normaler (Wahl)tag

Milbertshofen · Mittelschule hat gewählt

In der Hoffnung, dass die Erwachsenen sich ein Vorbild nehmen, haben sie die Wahlen einfach mal vorgemacht. 	F.: privat

In der Hoffnung, dass die Erwachsenen sich ein Vorbild nehmen, haben sie die Wahlen einfach mal vorgemacht. F.: privat

Milbertshofen · 8 Uhr morgens an der Mittelschule an der Schleißheimer Straße: Im Raum der alten Mensa herrscht ein reges Treiben. Vor dem Raum sind Standwände aufgebaut, die Informationen über einige Parteien geben.

Klassenweise stehen die Schülerinnen und Schüler vor dem Raum an und werfen noch einen letzten Blick auf die Standwände, um auf Nummer Sicher zu gehen, dass sie auch die richtige Wahl treffen. Denn heute ist kein gewöhnlicher Tag an der Milbertshofener Mittelschule – heute ist der Tag der Juniorwahl, der 11. Oktober 2018. Zum ersten Mal in ihrem Leben dürfen die Knaben und Mädchen der 7. bis 10. Klasse wählen gehen.

So richtig wählen gehen?

Mit einer richtigen Wahlbenachrichtigung, richtigen Ausweisdokumenten wie beispielsweise dem Schülerausweis, richtigen Wahlzetteln, einer richtigen Wahlurne und einem richtigen Wahlergebnis? Die Antwort lautet schlicht: Ja, genau so ist es. Obwohl es nur eine Abbildung der richtigen Landtagswahl in Bayern am kommenden Sonntag ist, und die jungen Menschen mit ihrer Stimme faktisch nichts in ihrem Umfeld verändern können – wie beispielsweise die Abschaffung der Schulpflicht einzufordern – sind sie ganz aufgeregt vor ihrem ersten Ausfüllen der Wahlzettel und nehmen die Juniorwahl, ihre Wahl, sehr ernst. Die ersten beiden Schüler der Klasse 7a, die vor dem Wahllokal ansteht, werden von einem der Wahlhelfer (Schüler der 10. Jahrgangsstufe) in den Raum der alten Mensa hineingebeten.

Etwas übermotiviert wirken sie schon und würden am liebsten geradewegs auf die Wahlkabinen zustürmen, um ihre beiden Kreuze zu setzen. Wäre da nicht der korrekte Ablauf der Wahl zu beachten: »Stopp, ihr müsst euch erst ausweisen«, ertönt die Stimme einer Wahlhelferin sogleich. Die Schüler/innen zucken kurz zusammen, finden aber schnell die Orientierung wieder und zücken sogleich ihre Wahlbenachrichtigung und ihr Ausweisdokument (Schülerausweis).

An der nächsten Station bekommen sie dann von einem weiteren Wahlhelfer eine kurze Einweisung in das richtige Ausfüllen der Wahlzettel, bevor sie mit diesen zu einer der vier Wahlkabinen marschieren. Bei den Wahlzetteln handelt es sich im Übrigen um die originalen Wahlzettel, mit denen am Sonntag auch die Erwachsenen wählen. Die Wahl soll so echt wie möglich nachgestellt werden. Die kleinen Körper der Kinder verschwinden nun hinter dem Sichtschutz der vier Wahlkabinen, schließlich soll ihre Wahl ja getreu den Wahlgrundsätzen eine geheime Wahl sein. Nachdem die beiden Kreuze gesetzt worden sind, falten die jungen Wählerinnen und Wähler die Wahlzettel so, dass sie durch den Schlitz der Wahlurne passen, die vorschriftsmäßig verplombt ist, sodass der Deckel nicht einfach so abgenommen werden kann – es soll ja ein möglichst professioneller Ablauf der Wahl gewährleistet sein. Dieses Prozedere hat jedes Kind der teilnehmenden Klassen zu durchlaufen bis die gesamte Klasse gewählt hat. Dann folgt die nächste Klasse und der Prozess beginnt von vorn. Währenddessen machen es sich die Wahlzettel in der Wahlurne bequem, bis sie am Ende von weiteren Wahlhelfern ausgezählt werden.

Das Ergebnis wird in den Computer eingegeben und automatisch ein Diagramm der Stimmverteilung erstellt. Zum Schluss wird es an das Juniorwahl-Team in Berlin übersendet, das die Ergebnisse aller teilnehmenden Schulen verwaltet. Bis zum kommenden Montag müssen sich die Wählerinnen und Wähler nun gedulden, um das Wahlergebnis ihrer Schule mitgeteilt zu bekommen, das viele Lehrerinnen und Lehrer für ihren Unterricht heranziehen werden, um mit ihren Schülerinnen und Schülern den Wahlausgang einzuordnen und zu reflektieren.

Von einer Wahlbeteiligung von über 87% sind die Erwachsenen bei ihren Wahlen oft weit entfernt. Bei der Juniorwahl an der Mittelschule an der Schleißheimer Straße ist dies allerdings möglich, was sicherlich auch auf die Umstände der Wahl an einer Schule zurückzuführen ist. Allerdings wurden die jungen Wähler während der Woche vor der Wahl auch im Unterricht von engagierten Kolleginnen und Kollegen auf den Wahltag und den Wahlablauf explizit vorbereitet. Dass die Juniorwahl an der Schleißheimer Straße ein voller Erfolg war, darüber sind sich die Lehrkräfte einig. Aber kann es auch als ein Erfolg unter den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern verbucht werden?

Die Antwort einer Schülerin auf die Frage, wie denn nun die Teilnahme an der ersten Wahl in ihrem Leben gewesen sei, lässt darüber einige Rückschlüsse zu: »Am Anfang dachte ich, wählen ist kompliziert, aber als ich heute selbst gewählt habe, fand ich es kinderleicht«.

Artikel vom 17.10.2018
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