Gefahr nicht unterschätzen

Michael Welzel von der Wasserwacht am Feringasee im Interview

Mit der »Feringa« im Einsatz für die Sicherheit der Badegäste am Feringasee in Unterföhring.  Michael Welzel (re.), stellvertrender Leiter der Wasserwacht im Landkreis München berichtet im Interview über seine Arbeit. 	Fotos: Wasserwacht

Mit der »Feringa« im Einsatz für die Sicherheit der Badegäste am Feringasee in Unterföhring. Michael Welzel (re.), stellvertrender Leiter der Wasserwacht im Landkreis München berichtet im Interview über seine Arbeit. Fotos: Wasserwacht

Unterföhring · An heißen Sommertagen werden die Plätze am Feringasee knapp. Rund 30.000 Besucher zählt die Wasserwacht am Feringasee an einem Badetag. Jede Menge Arbeit für Michael Welzel und seine Kollegen von der Wasserwacht am Baggersee in Unterföhring.

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Der Bogenhausener Anzeiger hat mit dem stellvertretenden Leiter der Kreiswasserwacht München über seine Arbeit gesprochen.

Seit wann gibt es eine Wasserwacht Station am Feringasee?

Michael Welzel, stellvertrender Leiter der Wasserwacht: Wir Unterföhringer Wasserwachtler sind seit 1975 für die Badegäste am Feringasee da. Wir haben auch die ›wilden Zeiten‹ miterlebt, als hier außer dem Fahnenmast der Wasserwacht noch kein Bauwerk stand und die Autos noch bis zum Ufer fahren durften. Im ersten Schritt gab es einen Bauwagen, der als Rettungsstation diente. Erst später wurde die aktuelle Wache auf der Ostseite gegenüber der Halbinsel gebaut.

Die Aufgabe jeder Wasserwacht ist es, Menschen vor dem Ertrinkungstod zu retten. Wie oft müssen Sie pro Sommer durchschnittlich ausrücken, um in Not geratenen Schwimmern zu helfen?

Michael Welzel: Schwimmer in Not zu Retten ist zwar unsere Hauptaufgabe jedoch bei uns kein tägliches Ereignis – Gott sei Dank. Letztes Jahr wurden am Feringasee vier Personen vor dem Ertrinken gerettet. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Zum Beispiel ein Krampf, Kreislaufprobleme oder eine schlechte Kondition beziehungsweise die eigene Überschätzung sind meist die Gründe für so einen Notfall im Wasser. Deutlich öfter, nämlich achtmal, wurden wir alarmiert, weil eine Person vermisst wurde und wir davon ausgehen mussten, dass die Person eventuell untergegangen ist.

Leider suchen wir viel zu oft vermisste Kinder, die nicht schwimmen können und die Eltern das Kind aus den Augen verloren haben.

Auch wenn an einem anderen See im Münchner Landkreis eine Vermisstensuche läuft, fahren wir von unserer Station aus mit unserem Wassernotfahrzeug zu der Einsatzstelle, um weitere Taucher und Wasserretter für die Suche zu stellen. Insgesamt sind wir letztes Jahr 13 Mal zu einem Wasserrettungseinsatz zu einem anderen Gewässer gefahren.

Was sind die gefährlichen oder kritischen Stellen am Feringasee?

Michael Welzel: Wie die meisten Baggerseen hat auch der Feringasee viele Stellen, an denen das Wasser schnell tief wird. Praktisch um den ganzen See herum gibt es eine Abbruchkante, ab der man nicht mehr stehen kann. Für Nichtschwimmer kann das zu einem Problem werden. Außerdem gibt es einen Sportbereich, in dem man nicht Schwimmen darf, da er für den Wassersport gedacht ist. An diese Verbotszonen sollten sich die Schwimmer umbedingt halten. Kollissionen können tödlich enden!

Zu ihrer Arbeit gehört aber sicher noch mehr als die Wasserrettung.

Michael Welzel: Ja, alle unsere Rettungsschwimmer sind auch ausgebildete Sanitäter. Letztes Jahr haben wir in 127 Fällen Erste Hilfe geleistet. Davon mussten 11 Patienten mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Da sich an heißen Tagen bis zu 30.000 Badegäste am Feringasee befinden, haben wir hier alle Notfälle, die auch in einer Kleinstadt passieren – vom Insektenstich über Schürfwunden bis zu Kreislaufproblemen kommt alles vor.
Wenn Kinder vermisst werden, wird sofort die Wasserrettung eingesetzt, da wir immer erst einmal davon ausgehen, dass das vermisste Kind im oder unter Wasser ist. Hier ist für uns höchste Eile geboten, um eine Suche im Wasser zu starten.

Wie viele Mitglieder unterstützen die Wasserwacht Unterföhring?

Michael Welzel: Derzeit haben wir 34 aktive Wasserwachtler und 200 Fördermitglieder. Wir besetzten die Sation immer mit mindestens vier Aktiven. Darunter ein Wachleiter, der die Einsätze koordiniert, einem Bootsführer und zwei Wasserrettern oder Rettungsschwimmern. Für einem heißen Badetag brauchen wir allerdings mehr Personal, um die Einsätze gut abwickeln zu können. Aber das reguliert sich ganz von selbst. Denn bei schönem Wetter zieht es nicht nur viele Leute zum See, sondern auch viele Wasserwachtler.

Haben Sie Nachwuchs-Sorgen oder gibt es genug junge Leute, die sich für die Wasserrettung interessieren?

Michael Welzel: In der Jungendarbeit sind wir sehr aktiv. Derzeit haben wir 26 Kids in unserer Jugendgruppe, die ab ihrem achten Lebensjahr entsprechend ihres Alters langsam an die Wasserrettung, Erste Hilfe und den Naturschutz herangeführt werden. Im Fokus steht dabei das wöchentliche Schwimm- und Rettungsschwimmtraining. Die Ausbildung kann über Jahre hinweg absolviert werden, so dass wir im Idealfall einen komplett ausgebildeten, aktiven Rettungsschwimmer aus der Jugend übernehmen können.

Arbeiten alle Rettungsschwimmer am Feringasee ehrenamtlich und unentgeltlich?

Michael Welzel: Ja, alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und komplett unentgeltlich. Der Aufwand dieses Ehrenamts ist natürlich sehr hoch, aber man wird auch belohnt mit einer tollen Kameradschaft und einem sehr abwechslungsreichen Hobby. Die Finanzierung läuft über Mitgliedsbeiträge der Fördermitglieder, Spenden und Zuschüsse durch das BRK, des Erholungsflächenvereins und der Gemeinde Unterföhring.

Welche Rettungsboote haben Sie am Feringasee?

Michael Welzel: Am Feringasee haben wir ein 4,5 Meter langes Alu Rettungsboot. Für die Schnelleinsatzgruppe, mit der wir auch an andere Gewässer zu Einsätzen fahren, haben wir zusätzlich ein kleines, mobiles Schlauchboot, das zusammen mit einem weiterem Einsatzfahrzeug an unserem »SEG«- Stützpunkt in Ismaning stationiert ist.

Können Sie sich an einen Einsatz erinnern, der Sie besonders berührt hat, ob positiv oder negativ?

Michael Welzel: Ja, da gibt es in der Tat viele. Ich denke am erschreckendsten waren Einsätze, bei denen ein Kind ertrunken ist. Das belastet alle Einsatzkräfte sehr. Aber es gibt natürlich auch sehr viele Einsätze, bei denen alles gut ausgeht und man einem Menschen das Leben rettet. Das ist dann wirklich ein tolles Gefühl! Gerade aktuell habe ich mich sehr gefreut, dass wir zwei Stand Up Paddels (SUPs) als zusätzliches Einsatzmittel in den Dienst genommen haben. Schon am ersten Tag, als wir die beiden neuen Wasserwacht SUPs am See hatten, haben wir zwei Schwimmer gerettet. Beide wurden jeweils von den Rettungsschwimmeren auf den SUPs gerettet, während sie eine Streife um den See fuhren. Das ist wirklich großartig!

Welchen Tipp oder welche Bitte hätten Sie aus Sicht der Wasserwacht an die Badegäste des Feringasees?

Michael Welzel: Ich denke unsere größte Bitte ist ganz einfach: Bitte unterschätzt nicht die Gefahren des Wassers! Es gibt ganz einfache Baderegeln, die jedes Kind lernt. Daran sollte sich jeder halten.
Und eine Bitte an die Eltern: Ein Kind das nicht oder nur schlecht schwimmen kann, hat ohne Schwimmflügel und unbeaufsichtigt nichts in der Nähe vom Wasser zu suchen! ahi

Artikel vom 15.08.2018
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