Der Vorsitzende der Ebersberger Wasserwacht im Gespräch

Ebersberg · Brennpunkt Badeweiher

Florian Hellmich in seinem Revier am Klostersee. Wir haben uns mit dem Vorsitzenden der Ebersberger Wasserwacht getroffen. Foto kl: Nur gemeinsam sind wir stark! Der Nachwuchs der Ebersberger Wasserwacht beim Walchensee-Ausflug. F: S. Dohl/Wasserwacht/BRK

Florian Hellmich in seinem Revier am Klostersee. Wir haben uns mit dem Vorsitzenden der Ebersberger Wasserwacht getroffen. Foto kl: Nur gemeinsam sind wir stark! Der Nachwuchs der Ebersberger Wasserwacht beim Walchensee-Ausflug. F: S. Dohl/Wasserwacht/BRK

Ebersberg · Der Sommer 2018 wird als einer der wärmsten in die Wettergeschichte eingehen. Erfrischung versprechen an heißen Tagen nur schattige Plätze und vor allem die verlockenden Badeweiher. Aber Obacht: Bayern ist nach wie vor das Bundesland mit den meisten tödlichen Badeunfällen in Deutschland.

Im vergangenem Jahr waren bundesweit laut Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) mindestens 404 tödliche Badeunfällen zu beklagen. 86 dieser Unglücke ereignete sich alleine in Bayern. Der Kurier Ebersberg hat sich mit Florian Hellmich – Vorsitzender der BRK Wasserwacht Ortsgruppe Ebersberg – über die tückischen Gefahren der Badeweiher unterhalten.

Kurier Ebersberg: Herr Hellmich, ein Badeweiher schaut ja an für sich idyllisch und harmlos aus. Doch warum kommt es trotzdem immer wieder zu tödlichen Badeunfällen? Wo lauert die größte Gefahr?

Florian Hellmich: Badeunfälle können immer und überall passieren. Da braucht es oft nicht viel. Schlecht geschlafen, zu wenig getrunken oder gesundheitlich angeschlagen. In Kombination mit der intensiven Sonneneinstrahlung eine gefährliche Kombination. Außerdem sind Eltern manchmal zu sorglos und achten zu wenig auf Ihre spielenden Kinder im Wasser.

Sind die Leute heutzutage schlechtere Schwimmer als früher?

Hellmich: Überall werden Hallenbäder und Freibäder geschlossen. In den Schulen gibt es keinen Schwimmunterricht mehr. Entweder weil es sich viele Lehrer nicht zutrauen oder einfach nur die Nähe zum nächsten Schwimmbad fehlt. Gott sei Dank ist die Situation im Landkreis Ebersberg nicht ganz so schlimm. Weitere Trainingszeiten für die Wasserwacht oder die Schwimmvereine sind aber nur mit zusätzlichen Bädern möglich.

Wie viele Helfer hat die Wasserwacht in Ebersberg?

Hellmich: Die Wasserwacht Ebersberg besteht aus ca. 15 aktiven Erwachsenen. Alle sind rein ehrenamtlich tätig. Zusätzlich konnte die Ortsgruppe Ebersberg in den letzten Jahren eine große Anzahl von Kindern und Jugendliche für die Wasserwacht gewinnen. Im Durchschnitt bleiben aber mit Eintritt der Volljährigkeit nur ein bis zwei von zehn übrig. Wir versuchen diese Quote durch Aktivitäten innerhalb der Ortsgruppe zu steigern und sind auf einem sehr guten Weg. Trotzdem ist jedes neue Mitglied herzlich willkommen.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, wenn man bei der Wasserwacht mitmachen möchte?

Hellmich: Grundsätzlich kann jeder bei der Wasserwacht mitmachen. Egal ob jung oder alt, Mädchen oder Buben, Männer oder Frauen. Reich wird man nicht, die Arbeit erfolgt ausschließlich ehrenamtlich. Das muss auch jedem bewusst sein. Der Spaß am Sport und die Freude am Helfen sollten im Vordergrund stehen. Außerdem findet man im Ehrenamt häufig Freunde fürs Leben. Und wer möchte nicht seine Freizeit mit Freunden verbringen?

Wie bereiten Sie sich auf den Ernstfall vor?

Hellmich: Mit Kuchen essen und Kaffee trinken. Das ist zumindest die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Was wir das ganze Jahr für die Sicherheit der Badegäste tun, bekommen die wenigstens Badegäste wirklich mit. Regelmäßiges Training sowie Fort- und Weiterbildung ALLER aktiven Mitglieder ist extrem wichtig. Nur durch intensives Üben der Abläufe sind wir für Notfälle gerüstet und können dann richtig reagieren. Auf das Jahr verteilt kommen allein dadurch viele Stunden zusammen.

Notfälle passieren oft unvermittelt

Wie erkennen Sie denn, ob es sich um solch einen Ernstfall handelt?

Hellmich: Der Ernstfall läuft nicht so ab wie man es aus Filmen kennt: wildes mit den Armen fuchteln und nach Hilfe rufen ist in den meisten Fällen gar nicht möglich. Fordern Sie sofort professionelle Hilfe an wenn Ihnen irgendetwas komisch vorkommt.

An den Badeseen ist heuer Hochsaison

Bis wann geht heuer die Badesaison? Gab es schon Vorfälle, bei denen Sie eingreifen mussten?

Hellmich: Außer bei kleineren Verletzungen durch Glasscherben gab es dieses Jahr noch keine Notfälle für die Mitglieder der Ortsgruppe. Wie schnell sich das aber ändern kann zeigt ein Fall aus dem letzten Jahr: Zwei Erwachsene spielten eine ganze Weile friedlich mit einem Ball in unmittelbarer Nähe des Wasserwachtstegs. Nach einer Weile hat sich einer der beiden verschluckt und sich panisch an seinen Freund geklammert. Was am Anfang noch nach einer lustigen Rangelei aus sah entwickelte sich zu einem Notfall mit drei beteiligten Badegästen. Gott sei Dank war die Wache an diesem Tag gut besetzt. Dadurch konnte Schlimmeres verhindert werden.

Wie viele Badegäste gehen an einem schönen Wochenende im Klostersee zum Schwimmen?

Hellmich: Genaue Zahlen gibt es keine. Am Klostersee wird kein Eintritt für das Familienbad berechnet. Geschätzt kommen an einem schönen Wochenende mehrere hundert Menschen an unseren wunderschönen Badesee mitten in Ebersberg. Oft war es auch im September noch so schön, dass es noch locker zum Baden gereicht hat. Wir haben dieses Jahr bis Mitte September die Wochenenden und Feiertage mit einer Wachmannschaft besetzt. Für manche Ebersberger ist aber (fast) das ganze Jahr über Badesaison. Sie schwimmen schon ab Anfang März bis Mitte Dezember jeden Tag im Klostersee!


Von Stefan Dohl

Artikel vom 03.08.2018
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