Benoit Dehais: Luftfahrt-Ingenieur und Raderfinder

Ottobrunn · Radeln bei Wind und Wetter

Erfinder Benoit Dehais mit seinem PedaloCab.	Foto: privat

Erfinder Benoit Dehais mit seinem PedaloCab. Foto: privat

Ottobrunn · Seit Herbst 2017 kann man auf Ottobrunns Straßen immer wieder ein grünes, überdachtes Fahrrad mit einer geschlossenen Verkleidung auf vier Rädern sehen. Sein Erfinder ist Benoit Dehais, der seit 2001 mit seiner Familie in Unterhaching lebt.

Der 51-jährige Franzose ist als Luftfahrt-Ingenieur bei einem Zulieferer von Airbus in Ottobrunn angestellt und beschäftigt sich dort schwerpunktmäßig mit Kohlefaserstrukturen. In seiner Freizeit ist er gerne kreativ und innovativ. Sein neuestes Projekt ist ein Velomobil, das er »PedaloCab« nennt (siehe Kasten). Mein Ottobrunn sprach mit dem Tüftler und Erfinder.

MO: Herr Dehais, haben Sie schon immer gerne getüftelt?
Benoit Dehais: Ja, seit ich denken kann, bin ich innovativ. Es macht mir Spaß, etwas Neues zu erforschen und zu entwickeln. Auch mein Vater war ein Bastler. Mit fünf Jahren habe ich ihm geholfen, den Lack eines Segelbootes mit Glasscherben abzukratzen. Mit 14 Jahren habe ich zusammen mit meinem Bruder Bruno einen Strandsegler gebaut. Auf der Straße lief er bis zu 80 km/h. Mit 17 habe ich dann mein erstes Segelboot gebaut. Damit und mit einem leichteren Nachfolgemodell haben Bruno und ich oft an Regatten teilgenommen. Segelboote haben mich mehr und mehr fasziniert.

MO: Wollten Sie aus dem Hobby einen Beruf machen?
Benoit Dehais: Ja, ich habe es nebenberuflich als staatlich geprüfter Bootsbauer versucht; 2009 habe ich bei der Handwerkskammer die Prüfung abgelegt. Mein Plan war es, Boote in Deutschland zu kaufen und zu restaurieren und in Frankreich zu verkaufen – und nach einer Weile davon zu leben. Leider kam die Finanzkrise dazwischen und die Branche ist seitdem in beiden Ländern am Boden. Ich hatte ein altes Segelboot aus Holz von 1932 restauriert und fand einfach keinen Käufer. 2014 habe ich den Traum vom Bootsbauer endgültig aufgegeben.

MO: Wann und wie ist Ihr Velomobil »PedaloCab« entstanden?
Benoit Dehais: Die erste Idee hatte ich schon 2005. Ich radle bei jedem Wetter von Unterhaching nach Ottobrunn zur Arbeit, und in diesem sehr kalten Winter bin ich 15 Mal vom Fahrrad gefallen, weil es so eisig war. Auf der Suche nach einer Alternative habe ich mich bei den Velomobilen auf dem Markt umgeschaut, die mich aber alle nicht überzeugten. Die Konstruktion mit drei Rädern und die niedrige Höhe der Fahrzeuge waren mir zu gefährlich, und es war zu wenig Platz für ein mitfahrendes Kind. Ich wollte aber weiterhin meinen Sohn in den Kindergarten bringen können.

MO: Sie haben 2016 den Prototyp Ihres PedaloCab bei der Erfindermesse im Rahmen der Innovationsstiftung U. Sauer (ISUS-Stiftung) in Oberhaching präsentiert. Wie waren die Reaktionen?
Benoit Dehais: Durchweg positiv. Zu diesem Zeitpunkt bin ich noch keinen Kilometer damit gefahren; inzwischen sind es 820 Kilometer. Die Stiftung war von meinem Konzept - stabiler, leichter, mehr Platz - so angetan, dass sie meine Erfindung an die umliegenden Universitäten weitergaben. Insgesamt haben drei Studententeams (zwei von der LMU, eines von der Universität der Bundeswehr) jeweils einen Businessplan für mein PedaloCab geschrieben. In allen Plänen heißt es, dass sich das PedaloCab drei bis fünf Jahre nach der Markteinführung rentieren würde.

MO: Wann kann man Ihr PedaloCab kaufen?
Benoit Dehais: Momentan bin ich in der Phase der Probefahrten. Noch fehlt mir etwas die Zeit, die Konstruktion zu perfektionieren und das Kapital für die notwendigen Investitionen. Aber ich bleibe dran.

MO: Sie sind 2001 von Paris nach Unterhaching umgezogen. Warum?
Benoit Dehais: Meine Frau ist Deutsche und ich wollte ihre Kultur und Sprache kennenlernen. Ich konnte kein Wort Deutsch und meine Söhne weigerten sich, Deutsch zu reden, als wir in Frankreich waren. MO

Das PedaloCab
  • Schließt die Lücke zwischen Fahrrad und Auto
  • Stoß- und wettergeschützt
  • Transportiert einen Erwachsenen und maximal zwei Kleinkinder oder Gepäck
  • Mehr Stabilität durch vier statt drei Räder (wie andere Velomobile das haben)
  • Kleiner Wendekreis aufgrund der Doppellenkung vorne und hinten
  • Stufenlose Gangschaltung mit einer Übersetzungsbandbreite von 360 Prozent
  • Höchstgeschwindigkeit 15 km/h; ab Sommer: 25 km/h mit Elektromotor
  • Cabrio-Variante möglich: Dach nach hinten verschiebbar
  • Zweiter Prototyp in Planung, bei dem in den Rädern Schaufeln integriert sind und der damit auch aufs Wasser kann

MO

Artikel vom 26.07.2018
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