Auch der Papst war da

Parsdorf feiert den 200. Jahrestag der Gemeindeerhebung

Dorfidylle im Münchner Speckgürtel: Der Vaterstettener Ortsteil Parsdorf hat morgen einen ganz besonderen Grund zum Feiern.	Foto: Stefan Dohl

Dorfidylle im Münchner Speckgürtel: Der Vaterstettener Ortsteil Parsdorf hat morgen einen ganz besonderen Grund zum Feiern. Foto: Stefan Dohl

Parsdorf · Der Vaterstettener Ortsteil Parsdorf ist genauso, wie man sich ein gewachsenes oberbayerisches Dorf vorstellt. Ein stattlicher Maibaum als Dorfzierde. Vis a vis das traditionsreiche Wirtshaus »Zur Alten Post« und direkt gegenüber die spätgotische Nikolauskirche. Wie Krimi-Autor Jörg Maurer sagen würde, die »heilige Dreifaltigkeit Bayerns« – Kirche, Wirtshaus und Maibaum.

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Damit steht Parsdorf auch optisch im starken Kontrast zu den umliegenden »Wachstumsgemeinden« wie dem heutigen Hauptort Vaterstetten oder etwa Poing. In diesen Tagen haben die Parsdorfer gleich mehrfachen Grund zur Freude. Nicht nur wegen der Fußball-WM. Denn zum einen ist die Traditionswirtschaft »Zur Alten Post« endlich wieder geöffnet, nachdem der Gaststättenbetrieb 2014 eingestellt wurde. Das historische Gebäude wurde rundum saniert und entkernt. Zudem ist ein neuer Besitzer gefunden worden. Im Herbst hat der Parsdorfer Karl Müller die Immobilie gekauft, die bis dato im Besitz der katholischen Kirche war. Und nun erstrahlt »das Herz von Parsdorf« wieder im neuen Glanz. Rechtzeitig zum 200. Geburtstag der Gemeinde Parsdorf. Denn 1818 wurde die Ortschaft 18 Kilometer östlich von München im Zuge der königlich, bayerischen Gebietsreform zur Gemeinde. Doch warum eigentlich Parsdorf und nicht Vaterstetten? Ganz einfach: Parsdorf war damals der bedeutendste Ort im Gemeindegebiet, weil er an der Fernstraße, der »oberen Wiener Route«, lag und eine wichtige Poststation (die eben erwähnte »Alte Post«) besaß. Erst als 1871 die Bahn von München nach Rosenheim gebaut und an Vaterstetten vorbeigeführt wurde, entwickelte sich Vaterstetten zum Hauptort. Immer mehr Gewerbe und Menschen siedelten sich an. Vaterstetten überflügelte nun schnell die anderen Dörfer. Als Konsequenz zog die Gemeindeverwaltung 1972 von Parsdorf nach Vaterstetten um. Nach der Gebietsreform 1978 wurde schließlich Vaterstetten zur Hauptgemeinde.

Die Anfänge der Parsdorfer

Geschichte indes lassen sich bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die erste Erwähnung eines Gasthauses stammt aus dem Jahr 1443. Seit 1771 befand sich in Parsdorf die erwähnte Posthalterei an der Hauptstrecke Wien – München. Am 26. April 1782 hat hier niemand geringeres als Papst Pius VI. gerastet. Der bislang letzte Papst-Besuch in Parsdorf und bis heute ein Höhepunkt in der Gemeindehistorie. Ein weiteres Schmankerl für Historiker: In Parsdorf wurde nach der Schlacht bei Hohenlinden am 15. Juli 1800 das Waffenstillstandsabkommen zwischen der französischen Rheinarmee und den bayerischen-österreichischen Truppen unterzeichnet. Zum Jubiläum der ehemaligen Hauptgemeinde wird im Lichthof des Vaterstettener Rathauses am kommenden Montag, ab 18 Uhr eine Ausstellung eröffnet. Anhand von Schautafeln sollen Fragen über das Leben in der Gemeinde im 19. Jahrhundert beantwortet werden. Außerdem werden seltene Fotos aus dem Archiv mit alten Aufnahmen gezeigt.

In Parsdorf selbst wird die Jubiläumsveranstaltung »200 Jahre Parsdorf – Vaterstetten« am Sonntag, 17. Juni gefeiert. Um 10 Uhr startet der Festgottesdienst in der St. Nikolaus Kirche. Im Anschluss wird zur Besichtigung der renovierten Gasträume im Gasthaus zur Alten Post eingeladen. Für Bewirtung ist natürlich gesorgt. Ergänzt wird das Programm von einer Buchvorstellung über die Geschichte der Alten Post und mit einem Gedenkmarkenverkauf der Briefmarkensammler Vaterstetten. Zwischen 9 und 14 Uhr kann man sich im Gasthaus sogar einen Sonderstempel und einen Schmuckumschlag als Erinnerungsstück besorgen. Von Stefan Dohl

Artikel vom 15.06.2018
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