Damit Fußgänger rot sehen

»Ampelmonster« sollen sensibilisieren und die Kreativität fördern

An dieser Ampel am Tegernseer Platz hat alles angefangen: »Bulo« ärgerte sich, dass Passanten bei Rot gingen – und rief eine kreative Aktion ins Leben. So entstanden die »Ampelmonster« (kleine Bilder), die Grundschüler gemalt haben.	Fotos: bs, Gary Glotz

An dieser Ampel am Tegernseer Platz hat alles angefangen: »Bulo« ärgerte sich, dass Passanten bei Rot gingen – und rief eine kreative Aktion ins Leben. So entstanden die »Ampelmonster« (kleine Bilder), die Grundschüler gemalt haben. Fotos: bs, Gary Glotz

München/Giesing · Vielleicht kennt die Ampelmonster eines Tages das ganze Land. Vielleicht trägt irgendwann sogar Kanzlerin Angela Merkel ein T-Shirt mit einem der fantasievollen Wesen.

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Der Giesinger Peter Böhling, genannt »Bulo«, hat große Pläne. Weil er sich darüber ärgerte, dass Fußgänger – vor den Augen von Grundschülern wohlgemerkt – bei Rot über die Straße gingen, hat der Familienvater eine Aktion gestartet, die er jetzt münchen- und dann deutschlandweit bekanntmachen will. »Bulo« möchte aber nicht nur Erwachsene sensibilisieren, sondern vor allem die Kreativität der Kinder fördern.

Doch was ist überhaupt ein Ampelmonster? Schwer zu beschreiben – man muss sie selbst sehen. Rund 300 Monster haben die Kinder der Grundschule an der Ichostraße gemalt. Manche wirken menschlich, manche nicht, keines gleicht dem anderen. Eines aber haben alle Monster gemeinsam: Sie gehen über die Straße, obwohl die Fußgängerampel auf Rot steht. »Ampelmonster« – ein origineller Spitzname für Menschen, die eine der einfachsten, jedoch wichtigsten Verkehrsregeln missachten.

Die Idee zu den Ampelmonstern sei spontan entstanden, berichtet »Bulo« Böhling. Als er eines morgens mit seinem sechsjährigen Sohn an der Fußgängerampel Ecke Ichostraße/Tegernseer Platz stand, beobachtete er, wie manche Erwachsene nicht bis Grün warteten, sondern bei Rot losliefen. »Kinder im Grundschulalter gehen reflexmäßig mit, wenn andere gehen«, erläutert Bulo. »Sie achten oft nicht auf die Farbe der Ampel.« Die Gefahr, dass die Kleinen den Großen nachlaufen und unter die Räder geraten, ist immens – gerade an einer stark befahrenen Kreuzung wie der am Tegernseer Platz, wo zu den Schulwegzeiten haufenweise Radfahrer, Autos und Busse abbiegen.

Manchen Passanten wäre es egal, ob sie mit ihrem Verhalten ein schlechtes Vorbild für die Kinder seien, meint Peter Böhling. »Ich bin kein Moralapostel und wollte nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen!« Der Giesinger, ein erfahrener Karikaturist und Publizist, ging anders an das Thema ran: kreativ. Er fragte den Direktor der Ichoschule, Martin Rothenaicher, ob es denn möglich wäre, im Kunstunterricht »Ampelmonster« zeichnen zu lassen. Bulo stieß damit auf offene Ohren: Alle zwölf Klassen der Schule, die gleich um die Ecke liegt, malten fleißig darauf los. Besondere Vorgaben für die Monster gab es nicht.

Seit kurzem ist nun die Homepage www.ampelmonster.de online. Wer will, kann hier ein T-Shirt kaufen. Zu sehen darauf ist Glotzke, das »Monster des Monats«, ein rotes Wesen mit drei Augen und scharfen Zähnen. Gemalt hat es Carla, die die Klasse 4ci an der Ichoschule besucht. Für jedes verkaufte T-Shirt fließen 10 Euro an die Schule. Das Geld kann zum Beispiel für Kunstprojekte und Verkehrserziehung eingesetzt werden. Andere Schulen, die mitmalen möchten, seien willkommen, betont Bulo. Gewinn macht er mit den T-Shirts nicht.

In Giesing hat die Aktion also ihren Anfang genommen. »Sie wurde nicht auf einem Reißbrett von einem Marketingfuzzi geplant«, lacht Böhling. Der Medienprofi plant, seine Ampelmonster in München, Bayern und ganz Deutschland bekannt zu machen. Dafür sucht er starke Partner, denkt an Versicherungen, Autohändler oder den ADAC. Auch hofft Bulo, irgendwann die Aufmerksamkeit des neuen deutschen Verkehrsministers Andreas Scheuer zu wecken.

Besonders wichtig ist ihm aber, mit den Monstern die Kinder zu begeistern. »Wenn man spielerisch an ein Thema rangeht, bleibt mehr hängen«, sagt Bulo. Und wenn mehr Erwachsene bei »Rot« einfach mal stehen bleiben, ist viel erreicht.


Benjamin Schuldt

Artikel vom 26.03.2018
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