Boarding-House mit 1.100 Betten?

Neuperlach · Bezirksausschuss 16 läuft Sturm gegen Pläne im Gewerbegebiet Perlach-Süd

Ablehnung durch alle Fraktionen: Geschockt reagiert der BA Ramersdorf-Perlach auf Pläne eines Investors, an der Hofer Str. 21 bis 25 in einem derzeit leerstehenden Gebäude nach einem Umbau ein Boarding House für 1.100 Arbeiter zu schaffen. F.: RedN

Ablehnung durch alle Fraktionen: Geschockt reagiert der BA Ramersdorf-Perlach auf Pläne eines Investors, an der Hofer Str. 21 bis 25 in einem derzeit leerstehenden Gebäude nach einem Umbau ein Boarding House für 1.100 Arbeiter zu schaffen. F.: RedN

Neuperlach · München baut mittlerweile in rasantem Tempo. Folge: Auch die vielen Bauarbeiter brauchen Wohnraum und Unterkunft. Was jetzt aber im Gewerbegebiet Perlach Süd entstehen soll, das treibt besonders den Mandataren im örtlichen Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach die Zornesröte ins Gesicht.

Ein Investor möchte das ehemalige Bürogebäude an der Hofer Straße 21 bis 25 derart umgestalten, dass hier in einem Boarding-House künftig 1.100 Arbeiter unterkommen sollen. In Mehrbetträumen: denn nur 230 Zimmer stehen für die Arbeiter zur Verfügung. Seitens der Stadtteilpolitik ist man sich in der Ablehnung des Projektes einig. »Käfighaltung für Menschen«, attestierte Christian Schmolka in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Perlacher Grünen.

»Einen Skandal« sieht der BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU) in den Plänen. Insgesamt befürchtet man im Bezirksausschuss, das Gewerbegebiet könne »endgültig abrutschen«. Im Bezirksausschuss war die Ablehnung des Projektes einstimmiges Votum. »Alles« in seiner Macht stehende will der BA tun, um das Projekt auf der planerischen Zielgeraden doch noch zu verhindern.

»Wir sind geschockt – Dieses Projekt ist für das Gewerbegebiet eine Katastrophe«, bemerkte Wolfgang Thalmeir (CSU) in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des zuständigen Bau-Unterausschusses. Dort hatten Investor und Architekt das ungeliebte Projekt vorab präsentiert. Auch im Unterausschuss war die Ablehnung einhelliges Votum gewesen. Die klare Ablehnung des Boarding-House macht sich für den BA an unterschiedlichen Eckpunkten fest. Zum einen sprenge die »schiere Größe« den Rahmen.

Weiterhin sei die Unterbringung der Arbeiter in Vier- bis Sechsbetträumen abzulehnen. Schließlich befindet sich die Immobilie in direkter Nachbarschaft mehrerer Bordelle und Saunaclubs. Thalmeir war bei seinem deutlichen Sarkasmus mit den Worten „Konjunkturprogramm fürs Rotlichtviertel“ nicht wirklich zum Lachen zumute. Aus Sicht des BA konterkariere auch dieses Projekt wieder die seit Jahren bestehende Absicht des Bezirksausschusses, die wuchernde Prostitution im Süden des Stadtteils einzudämmen. Aber auch die deutlich vermehrte Verkehrsbelastung im Zuge einer Realisierung dieser Unterkunft macht den Stadtteilpolitikern mit Blick auf die Menschen in der Umgebung zu schaffen. »Rund 550 zusätzliche Fahrzeugbewegungen pro Tag« wurden im BA hochgerechnet. Die bereits derzeit überlastete, enge Weidener Straße sei als einzig echte Zuwegeroute bereits heute überfordert. »Da sollte man heute mal an die Kreuzung Weidener- und Unterhachinger Straße schauen, was da los ist – Dauerstop-and-go« raunte ein Bürger am Rande der BA-Sitzung.

Doch inwieweit die Ablehnung des Stadtteils auch wirklich (noch) greift, muss skeptisch abgewartet werden. Denn bereits heute verfügt die geplante Umbaumaßnahme über einen gültigen Bau-Vorbescheid seitens der Stadt. Auch seitens der Lokalbaukommission wurde die geplante Maßnahme, im bestehenden Gewerbegebiet ein Boarding-House zu errichten, als zulässig eingestuft. Im BA ist man auch deshalb mächtig sauer. »Seit Jahren hat sich unser Gremium für eine planungsrechtliche Neuordnung eingesetzt«, so Thalmeir sauer. Mit dem Ergebnis, dass die Stadt bisher nicht auf die vielen Ansuchen, Einwände und Forderungen aus dem Stadtteil reagiert habe.

Mit einer Entscheidung pro Boarding-House und einer umfangreichen Bordell-Nutzung in der Nachbarschaft ergeben sich aus Sicht des BA echte Probleme für das gesamte Gewerbegebiet. »Denn für hochwertige Büronutzung und wichtige Wohnbebauung fallen diese Areale dann aus«, so der Tenor. Der BA will deshalb unbedingt die Reißlinie ziehen. »Alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, um dieses Projekt doch noch zu stoppen«, forderte das Stadtteilgremium. Doch die Uhr in Perlach Süd tickt. RedN

Artikel vom 12.12.2017
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