Neuer Raum für Schüler

Gewinner des Architekturwettbewerbs zum Bildungscampus Riem steht fest

So soll der neue Schulcampus in der Messestadt Riem aussehen – zumindest wenn der Gewinner des ersten Preises des Architekturwettbewerbs auch den Zuschlag für den Bau der Schulen für insgesamt 2.400 Schüler erhält.	Foto: Jens Weber, München

So soll der neue Schulcampus in der Messestadt Riem aussehen – zumindest wenn der Gewinner des ersten Preises des Architekturwettbewerbs auch den Zuschlag für den Bau der Schulen für insgesamt 2.400 Schüler erhält. Foto: Jens Weber, München

München/München Ost · Der Münchner Osten bekommt einen neuen Bil-dungscampus. Die Planung sieht ein sechszügiges Gymnasium, eine fünfzügige Realschule, Räumlichkeiten für die Münchner Volkshochschule, für ein Schulschwimmbad und für einen Sportpark mit zwei Dreifachsporthallen sowie Freisportanlagen in der Messestadt Riem vor.

Kürzlich wurde nun der Siegerentwurf des Architekten-Wettbewerbs vorgestellt, der eine Entlastung für alle Schulen des Münchner Ostens bringen soll.

Sowohl das Truderinger Gymnasium als auch das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium im angrenzenden Stadtteil Bogenhausen sind seit Jahren überfüllt. Ein Bildungscampus in der Messestadt Riem könnte daher die angespannte Schulsituation im Münchner Osten deutlich entschärfen.

»Wir kommen bisher deshalb klar, da wir noch vier zusätzliche Klassenzimmer in Unterrichtscontainern auf dem Pausenhof haben«, berichtet der Direktor des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG), Wolfgang Hansjakob. Am WHG gebe es recht konstante Einschreibezahlen und noch habe man keine Schüler abweisen müssen. Doch auch das WHG ist an seinen Kapazitätsgrenzen und das Gebäude seit Jahren nicht mehr zeitgemäß. Aber der geplante Neubau am Salzenderweg wird nicht vor dem Schuljahr 2021/22 fertig werden.

Bei dem Schulcampus in der benachbarten Messestadt Riem sind die Planungen bereits weiter fortgeschritten. Das Raumprogramm des Bildungscampus soll Platz für bis zu 2.400 Schüler bieten und entsprechend dem Münchner Lernhauskonzept geplant werden.

Nach Durchführung eines europaweiten Teilnahmewettbewerbs haben 25 Bewerbergemeinschaften aus jeweils einem Architekturbüro und einem Büro für Landschaftsarchitektur ihre Entwürfe für den Bildungscampus und für den Sportpark eingereicht. Das Preisgericht für den Wettbewerb mit Architekten, Landschaftsarchitekten, Vertretern des Stadtrats, des Bezirksausschusses Trudering-Riem und mit Vertretern der Stadtverwaltung hat in einer zweitägigen Sitzung sämtliche Entwürfe bewertet und drei Gewinner ermittelt, mit denen die MRG Maßnahmeträger München-Riem GmbH nun in Verhandlung treten wird. Der von der Jury favorisierte, erste Platz ging an H4A Gessert + Randecker Generalplaner GmbH mit Glück Landschaftsarchitektur BDLA aus Stuttgart. Die Verfasser teilen das Grundstück in einen nördlich gelegenen Ideenteil und den südlichen Schulcampus. »Mit dem Vorschlag, nichtschulische Nutzungen über die ganze Länge an der Straße Am Hüllgraben anzuordnen, werden die Auslobungsvorgaben weit, aber in vertretbarem Maß ausgelegt«, so die Jury. Der am Hüllgraben langgestreckte Baukörper schirmt das Grundstück auf einfache Weise von dem Lärm der Autobahn ab. Zwischen Gewerbe und Schule ist die Polizei und Rettungswache situiert, die gemäß der Auslobung folgerichtig von der Paul-Wassermann-Straße erschlossen wird.

Der Schulcampus besetzt mit seiner orthogonalen geordneten Pavillonstruktur die städtebaulichen Kanten des Schulareals.

Als Auftakt für die aus südöstlicher Richtung ankommenden Schüler befindet sich ein Platz, der als einladende Geste von der Mensa begrenzt und belebt wird. Der Platz leitet über in den offenen gemeinsamen Schulcampus, der sich zwischen den beiden Schulen aufspannt. Von dem Pausenhof führen getrennte leicht aufzufindende Eingänge in die verschiedenen Bereiche Realschule, Gymnasium und Sport.

Das Erdgeschoss nimmt mit dem MINT-Bereich im Gymnasium und dem Kreativbereich in der Realschule die synergetischen Funktionen der beiden Schulen auf und ermöglicht so auf natürliche Weise einen Kontakt zwischen den Schülern. Von den Eingangsbereichen führen großzügige Treppen in die darüber liegenden Clusterhäuser, die sich fingerartig zum Pausenhof hin öffnen. Das geforderte Lernhauskonzept ist vollständig umgesetzt. »Die integrierten Lichthöfe sind zu knapp bemessen und müssten zur Verbesserung der Belichtung und Belüftung vergrößert werden«, kritisiert die Jury. Im ersten Obergeschoss verbindet ein schmaler Brückenbau geschickt die Schulen und beinhaltet die beiden Verwaltungen und Lehrerbereiche. So ist eine einfache Zusammenarbeit der Pädagogen möglich. Die Mensa am öffentlichen Vorplatz mit dem zweigeschossigen Speisesaal als Versammlungsstätte kann unter Einbeziehung des davorliegenden Freibereiches für bürgerschaftliche Veranstaltungen genutzt werden. Ein Kritikpunkt der Jury: Der Eingang der Volkshochschule an der nordöstlichen Ecke des Schulgrundstücks erfüllt nicht die gewünschte leichte Auffindbarkeit von der nahegelegenen U-Bahn. Die Unterbringung der Räume im 2. OG führt zwar zu einer autarken Einheit, lässt aber einen Identifikationspunkt hinsichtlich des Eingangs im Erdgeschoss vermissen.

Durch die großzügige Anordnung der Schwimm- und Sporthalle mit den externen Zugängen entlang der Planstraße im Osten verteilen sich die Zuschauer- und Sportlerströme. »Leider haben die Sporthallen im Gegensatz zur Schwimmhalle keinen einladenden Eingangsbereich im Untergeschoss und werden lediglich über schmale Treppen erschlossen«, bemängelt die Jury. Die Situierung der Betriebsräume, die sich teilweise in der Unterführung und teilweise als eigenständiges Gebäude im Sportpark befinden, sei laut Jury aber gut und ansprechend gelöst. Die Unterführung zum Sportpark sei schulseitig knapp bemessen, öffne sich jedoch zum Sportpark hin großzügig und schaffe so eine angstfreie Zone.

Lob für die Freiraumkonzeption

Lobend erwähnten die Planer die Freiraumkonzeption. Sie sei stimmig und richtig ausgerichtet. »Die Linienführung ist aus dem Städtebau und der Landschaft abgeleitet. Die Ost-West-Ausrichtung ist richtig gewählt.« Gleichzeitig geben die Experten jedoch zu bedenken, dass der Schulhof von den Proportionen im Vergleich zum Platzgefüge breiter sein sollte. Wünschenswert wäre eine Verschiebung der Mensa nach Norden. Die Achse Plattenmeile sollte aus dem Straßenraum nach Westen verschoben werden. Auf die Holzobjekte sollte aus stilistischen Gründen besser verzichtet werden. Die Position der Streetballanlage im Eingangsbereich des Gymnasiums solle auch überdacht werden. Der Schulgarten sollte vom großen Pausenhof abgesetzt werden. Der Sportpark im Süden sei jedoch gut gelöst.

Anordnung und Ausrichtung der Sportfelder entsprechen den Vorgaben. Trotz einiger Verbesserungswünsche befindet die Jury, die Pläne der Architekten insgesamt als »wertvollen Beitrag zu der gestellten Aufgabe«, die auch »hinsichtlich der Pädagogik durch die gute Verbindung der beiden Schulen« die gewünschten Erwartungen erfüllt. ahi

Artikel vom 07.06.2017
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