Japaner entdecken Erding

Wie der Landkreis mit den Übernachtungszahlen umgeht

Erding macht Werbung und dreht kräftig auf, auch am Zapfhahn. 18 Messen und Kongresse sollen heuer besucht werden, um wieder mehr Gäste anzuziehen.	Foto: kw

Erding macht Werbung und dreht kräftig auf, auch am Zapfhahn. 18 Messen und Kongresse sollen heuer besucht werden, um wieder mehr Gäste anzuziehen. Foto: kw

Erding · Werbung muss sein. Das gilt im Wettbewerb in jeder Branche, ganz besonders im Tourismus. Will der Landkreis Erding weiter Wachstumsraten messen, müssen er und die Kommunen ihre Angebote im Wettbewerb mit den ober- und niederbayerischen Nachbarn zielgerichtet an die Zielgruppe bringen. Die Ergebnisse lassen sich an den Zahlen ablesen.

2016 stagnierten die Zahlen bei den Übernachtungen im Landkreis annähernd: 446.436 waren es, ein Plus von 0,8 Prozent. Die Zahl der Gästeankünfte ging sogar um 3,1 Prozent auf 253.347 zurück. Und schon ist von »Flaute« die Rede, davon, dass die Zahlen »eingebrochen« seien. Dabei heißen die Zahlen zunächst, dass die Verweildauer der Gäste gestiegen ist. Sonst könnte nicht bei sinkenden Ankünften eine immer noch steigende Zahl von Übernachtungen vorliegen. Und das wiederum legt den Schluss nahe, dass die Gäste sich wohler fühlen. Gleichwohl: Die Zeiten zweistelliger Zuwachsraten sind (erst einmal) vorbei, und darum wird die Werbetrommel gerührt. 18 Messen und Kongresse sind es, die heuer von den Touristikern aus Erding beschickt werden. Die f.re.e in München war gewissermaßen ein Heimspiel und da drehten die Erdinger auch kräftig auf. Das taten sie vor allem am Zapfhahn: Bier (alkoholfrei) floss in Strömen, dazu gab es Brezn und das alles am Gemeinschaftsstand von Oberbayern, wo das interessierte Publikum auch Informationsmaterial erhielt. Keine 50 Meter weiter in der selben Halle hatte sich die Therme Erding mit einem eigenen Stand etabliert. Nicht weniger als zehn Mitarbeiter hatte die Therme allein am letzten Messetag in die Hallen geschickt und die hatten alle Hände voll zu tun. Am Stand kredenzten sie leckere Cocktails und verteilten Gutscheine für ein Gewinnspiel. Wie die Mitarbeiter auf dem Messestand berichteten, sei das Echo sehr gut gewesen. Vor allem das Gewinnspiel, bei dem es Eintrittskarten zu gewinnen gab, sei ausgezeichnet angekommen.

Die Therme Erding ist die Touristenattraktion Nummer eins in Erding und Landrat Martin Bayerstorfer wird nicht müde zu erzählen, dass hier mehr Menschen hinkommen als nach Neuschwanstein. 2015 hatte die Therme mit 1,65 Millionen zu 1,52 Millionen Besuchern die Nase vorn. Das will was heißen. Hinter den Kulissen hat die Ursachenforschung für die vermeintlich beunruhigenden Zahlen aus dem Gastgewerbe bereits begonnen und hier betrachtet man zunächst die Statistiken: Aus welchen Regionen sind die Besucherzahlen deutlich messbar gewesen? Herausgekommen ist zunächst, dass es einen signifikanten Einbruch bei den Gästen aus Italien gegeben hat. Auch kamen weniger aus Österreich. Hier könnten, so eine Vermutung, die Grenzkontrollen eine Mitschuld haben. Die könnten Tagesausflügler abgeschreckt haben. Auch München hat einen solchen Effekt für sich festgestellt. Allerdings ist Erding für einen kurzen Tagesausflug für Österreich schon recht weit weg, für Italien erst recht. Dramatisch ist der Rückgang der Gästeankünfte aus England: minus 36,6 Prozent. Der beschlossene »Brexit« kann hier nicht direkt schuld sein, allerdings müssen die Briten seit dem Wertverlust des Pfunds gegenüber dem Euro für den Urlaub in der EU mehr bezahlen.

Dafür entdecken seit Neuestem die Japaner die Herzogstadt und ihre Umgebung: Ein Plus 46,5 Prozent wurde hier festgestellt. Das kann den Rückgang aus dem Vereinigten Königreich zwar nicht kompensieren, zeigt aber, dass Erding den Touristen grundsätzlich attraktive Angebote machen kann. Der Tourismus ist und bleibt ein wichtiges Standbein mit einem Umsatz von rund 77 Millionen Euro brutto. Neben der Therme sind es vor allem die Messe München und der Flughafen, die für eine gute Auslastung der Bettenkapazitäten sorgen. Jedes Mal, wenn in München die ganz großen Messen stattfinden, wird weit ins Umland hinein jedes Hotelbett belegt, vorzugsweise in den Städten mit S-Bahn-Anschluss und dazu gehört Erding nun mal. Das gilt auch fürs Oktoberfest: immer ein Höhepunkt auch in der Hotel-Branche. Das größte Volksfest der Welt lockte im vergangenen Jahr nach dem offiziellen Abschlussbericht rund 300.000 Gäste weniger an als noch 2015. Ein Anteil dieser Abwesenden fließt auch in die Erdinger Übernachtungsstatistik ein. Es scheint, als spüre auch der Landkreis, zwar relativ gering, dafür aber schon früh, wie die Grenzen weltweit eher geschlossen als geöffnet werden.

Artikel vom 10.03.2017
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