Mittendrin statt nur dabei

»Einsteigen bitte!«: Unterwegs mit dem Moosacher Faschingsclub

Mit dem MFC-Bus »auf Montage«: Die Garde des MFC und Redakteurin Katja Brenner (2. v. r.). 	Foto: Alex Staudinger

Mit dem MFC-Bus »auf Montage«: Die Garde des MFC und Redakteurin Katja Brenner (2. v. r.). Foto: Alex Staudinger

Moosach/München-Nord · Kleines Gardetreffen am Moosacher Maibaum, ein Geburtstag in Neuhausen, der Pfarrfasching in Allach, noch eine Geburtstagsfeier im Pelkovenschlössl, dann sofort weiter zu den Fasanen, und, und, und…

Klingt anstrengend? Ist es vermutlich auch. Selbst der wildeste Partylöwe würde bei diesem Programm wohl früher oder später kapitulieren und sich müde in seine Höhle verkriechen. Doch was, wenn man zu all diesen Feiern nicht als Gast im eigenlichen Sinne eingeladen, sondern für die Unterhaltung für die jeweilige Feierrunde zuständig ist?

Junge Frau zum Mitreisen gesucht

Um mir selbst ein Bild von den Anstrengungen zu machen, die die ehrenamtlichen Tänzerinnen und Tänzer des Moosacher Faschingsclubs (MFC) jedes Jahr aufs Neue auf sich nehmen, hieß es vergangenes Wochenende für Katja Brenner, Redakteurin des Moosacher Anzeigers und der Münchener Nordrundschau: »Einsteigen bitte!«

Auf Einladung des MFC fuhr ich einmal einen ganzen Abend und die halbe Nacht im Bus der Tanzgarde des Faschingsclubs mit. Doch wie kam ich zu der Ehre? Vor einigen Tagen erreichte mich in der Redaktion eine E-Mail mit dem Betreff »Einsteigen bitte!«. Helmut Staudinger, Pressesprecher des MFC, lud mich ein, einmal selbst einen ganzen Abend vor Ort live dabei zu sein. Ich konnte hautnah erleben, wie viel Arbeit hinter Koordination und Organisation steckt, wenn rund 40 Menschen gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten: Nämlich anderen eine Freude zu machen, ihnen zu einer guten Zeit zu verhelfen und sie dabei hoffentlich auch ein bisschen zu verzaubern.

Los ging es bei »Moosach narrisch« auf dem Moosacher St.-Martins-Platz. Der Faschingsclub hatte zusammen mit der örtlichen SPD zum bunten Faschingstreiben unter freiem Himmel rund um den Maibaum geladen.

Anläßlich des närrischen Jubiläums – der MFC wird heuer stolze 55 Jahre alt – fiel die Veranstaltung entsprechend größer aus als bisher: Selbst Petra IV. und Christian III. vom güldenen Maisfeld, das diesjährige Prinzenpaar der Münchner Narrhalla, kamen persönlich vorbei, um die Moosacher mit auf die heiße Phase der Saison einzustimmen.

»Wie eine große Familie«

Doch so ein Abend ist lang: Um sich vorab für die an diesem Abend anstehenden Auftritte zu stärken, gab es für die komplette Mannschaft erstmal Chilli con Carne im Hacklhaus. In gemütlicher Runde konnten hier erstmal die Akkus sowohl im übertragenen als auch im Wortsinn wieder aufgeladen werden.

Und schon hier wurde mir ziemlich klar: Ohne die gute Seele eines jeden Faschingsclubs geht da natürlich gar nichts. Für Außenstehende: Man nennt diese Seele gemeinhin Hofstaat. Dessen Arbeit beginnt, wenn sonst schon alles soweit in trockenen Tüchern ist: Die Tänze sind bis ins Detail einstudiert, die Kostüme genäht, die Show kann eigentlich beginnen.
Eigentlich.

Denn eine so große Gruppe will, wenn ein Auftritt den nächsten jagt, verpflegt werden. Die beiden Hofdamen Rebecca und Ramona standen an diesem Samstag stundenlang in der Küche. Die Garde eines Faschingsclubs zu versorgen, grenzt schließlich an eine Herkulesaufgabe. Prinzessin Bettina I. von Moosach, närrische Jubiläumsprinzessin, erklärt: »Ich bin unserem Hofstaat unendlich dankbar. Die machen wirklich alles für uns. Ohne sie sähen wir ganz schön alt aus.« Und sie denken wirklich an Alles, wenn es dann in die Vollen, sprich auf Bustour durchs nächtliche München geht, nicht nur an den Proviant für unterwegs. Unverzichtbar im Gepäck: Nähzeug, falls mal ein Kostüm reist.

Die eigentliche Reise durchs Wunderland begann schließlich um 19:30 Uhr. Der Bus des MFC, gefahren vom Moosacher Faschingsprinzen von 1989, setzte sich Richtung Neuhausen in Bewegung. Während der Fahrt ließ es sich Prinzessin Bettina I. nicht nehmen, selbst mit Tanz und Gesang dafür zu sorgen, dass die Stimmung im Bus nicht absackte. Was auch zwischen keinem der Auftritte passierte, eher im Gegenteil. Denn, um anderen gemeinsam eine Freude zu machen, müssen alle gut zusammenspielen: Hat jeder sein Kostüm? Ist die gesamte Technik an Bord? Was ist der Plan B, falls etwas oder jemand ausfällt?

Gute Organisation ist die halbe Miete

Es ist mehr als beeindruckend, wie ruhig, gelassen und professionell die Crew des MFC bleibt, selbst wenn es schnell gehen muss. Denn an diesem Abend stand einiges auf dem Plan. Gleich zwei der Veranstaltungen, bei denen die Garde ihr Programm »Moosach im Wunderland« präsentierte, waren sogar Heimspiele: Vom Pfarrball in Allach ging es nochmal direkt zurück zum Pelkoven­schlössl, wo die Gruppe bei einer Geburtstagsfeier unter anderem vor dem vierten Moosacher Faschingsprinzen tanzte.

Danach ging es weiter zum FC Fasanerie Nord. Prinz Ralph I. von Moosach freute sich bei seiner Dankesrede nach dem Auftritt sehr – schließlich ist der Faschingsprinz und selbstständige Elektrotechnikermeister ein waschechter Feldmochinger. Auch mal auf heimischer Bühne auftreten zu dürfen, ist da natürlich etwas ganz Besonderes. Szenenapplaus für die faszinierenden Tanzeinlagen des MFC gab es übrigens bei allen der vier abendlichen Auftritte immer wieder. Um das Publikum ins Wunderland zu entführen, tanzen sich die Tänzerinnen und Tänzer die Füße wund. Und all das ehrenamtlich, denn ihnen ist der Applaus Lohn genug.

Mir taten zugegebenermaßen schon allein vom Mitreisen die Füße weh. Und ich bekam einen Einblick, was hinter den Kulissen alles passieren muss, damit so eine Show überhaupt reibungslos über die Bühne geht. Doch die Saison fängt für den MFC gerade erst an: »Geplant waren für das Jubiläumsjahr eigentlich 55 Auftritte. Spontan ist jetzt noch einer dazu gekommen. Nun werden es halt 56«, erklärt Pressesprecher Helmut Staudinger. Denn nun geht es in sogenannte »Sechs-Tage-Rennen«: An einem Tag stehen während dieser kurzen Woche sogar elf Auftritte an.

In Moosach selbst feiert der MFC neben dem Kehraus auch noch seinen traditionellen Trachtenball und einen Mottoball, diesmal freilich zum Thema »Moosach im Wunderland«. Auch den Weiberfasching und den Tanztee im Alten Wirt sollten sich die Moosacher Narren nicht entgehen lassen.

Bleibt mir nur euch, meinen lieben Schmetterlingen, Spielkarten, Hutmachern und natürlich dem Prinzenpaar sowie all jenen, die vor und hinter den Kulissen mitwirken, viel Kraft und Ausdauer für die kommenden Tage mit auf den Weg zu geben. Für diesen großartigen Abend ein riesiges Dankeschön und ein dreifaches »Moosach, Helau!« kb

Artikel vom 22.02.2017
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