MVG-Vorschlag findet Unterstützer, stößt aber auch auf Skepsis

Busspuren für bessere Luft?

Schon »Ende«, bevor es losgeht? Im Stadtrat sieht man den Vorschlag für mehr Busspuren in München überwiegend skeptisch.	Foto: Hans, CC0

Schon »Ende«, bevor es losgeht? Im Stadtrat sieht man den Vorschlag für mehr Busspuren in München überwiegend skeptisch. Foto: Hans, CC0

München · Normalerweise ist dünne Luft ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. In München (und vielen anderen Städten auch) ist das Gegenteil der Fall. Hier sorgt die dicke Luft für Handlungsbedarf. Dafür wurde vor über zwölf Jahren der Luftreinhalteplan erstellt.

Das Ziel einer nachhaltigen Verbesserung der Luftqualität wurde bislang nicht erreicht. Inzwischen ist die sechste Fortschreibung des Plans in Kraft. Es besteht weiterhin Handlungsbedarf.

Um den Zielen des Luftreinhalteplans näherzukommen, hat die MVG die Einrichtung von weiteren Busspuren in der Stadt vorgeschlagen. 80 solcher Busspuren gibt es in München bereits, 51 weitere Abschnitte hat die Verkehrsgesellschaft jetzt zur Diskussion gestellt. Verteidigt wird der Vorschlag mit dem Argument, die Busse würden dadurch weniger im Stau stehen. Somit werde die Nutzung des Öffentlicher Personennahverkehr attraktiver.

Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) im Münchner Forum unterstützt die Initiative. Dazu erklärt Matthias Hintzen vom AAN-Sprecherkreis: »Der entscheidende Beitrag des Öffentlichen Personennahverkehrs zur Luftreinhaltung ist, dass durch ein gutes Angebot Autofahrten verhindert werden, indem Autofahrer den ÖPNV nutzen. Gutes Angebot heißt: Dichte Takte und ein möglichst zuverlässiger Betrieb. Zuverlässiger Betrieb beim Bus heißt: Eigene Busspuren und Beschleunigung an den Ampeln.« Da sich Busspuren relativ schnell umsetzen ließen, solle der Vorschlag der MVG rasch umgesetzt werden. Berthold Maier vom AAN ergänzt: »Neue U-Bahnen würden ein rundes Jahrzehnt von der ersten Planung bis zur Umsetzung benötigen. Hinzu kommt, dass auf vielen tangentialen Strecken U-Bahnen schlichtweg eine Nummer zu groß sind. Benötigt wird nicht eine U-Bahn an einer Stelle, sondern viele Busse, um den Fahrgästen überall in der Stadt ein gutes Angebot bieten zu können. Bei steigendem Fahrgastaufkommen ist es mittelfristig sicherlich sinnvoll, einen Teil der Buslinien auf Tram umzustellen. Wichtig ist aber, dass jetzt beim Bus schnell etwas passiert.«

Pro: Busspuren ließen sich relativ schnell realisieren
Contra: Der Verkehrsraum wird dadurch verengt

Voraussetzung dafür wäre auch die politische Bereitschaft im Rathaus. Die Stadtratsfraktionen von CSU und SPD haben jedoch skeptisch reagiert. Die Einrichtung von Busspuren würde den Raum für den Individualverkehr, also für Autos, verringern, was im Umkehrschluss zu noch mehr Stau führt – damit würde der Effekt der Luftreinhaltung ad absurdum geführt. Funktionieren könnte das nur, wenn deutlich mehr Menschen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Ob die Einrichtung von Busspuren die entsprechende Motivation bei den Verkehrsteilnehmern entwickeln kann, ist fraglich. Insofern müsste das Angebot Teil eines Maßnahmenpakets sein.

Artikel vom 09.02.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...