Theologe über Umwege

Neuer Pfarrer in St. Johannes folgte erst spät seiner Berufung

Peter Dölfel (kleines Bild) hat die zweite Pfarrerstelle in der evangelischen Kirche St. Johannes am Preysingplatz übernommen.	Fotos: Martin Eichler, js

Peter Dölfel (kleines Bild) hat die zweite Pfarrerstelle in der evangelischen Kirche St. Johannes am Preysingplatz übernommen. Fotos: Martin Eichler, js

Haidhausen · In der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Johannes mit Sitz am Preysingplatz hat ein neuer Pfarrer seinen Dienst angetreten. Mit einem Festgottesdienst wurde Peter Dölfel kürzlich in sein Amt eingeführt.

Schwerpunkte des 58-Jährigen, der die zweite Pfarrerstelle der Gemeinde übernimmt, werden die Seniorenarbeit und der Bereich Meditation sein. Sein Werdegang ist indes außergewöhnlich: Zur Theologie kam Dölfel auf dem zweiten Bildungsweg.

»Hört man das immer noch?«, fragt Dölfel scherzhaft und lacht. Auch nach knapp zwei Jahrzehnten in der Region München lässt sich die fränkische Herkunft des neuen evangelischen Pfarrers in Haidhausen nicht leugnen. Geboren in Weißenburg und aufgewachsen in Fürth, studierte Dölfel Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.

Bis er seine Berufung als Pfarrer verwirklichen konnte, war es jedoch ein weiter Weg. Inspiriert durch die kirchliche Jugendarbeit, bei der er Jugendgruppen leitete, habe er sich zwar schon früh für eine Tätigkeit im Dienst der christlichen Gemeinschaft interessiert, erzählt er: »Aber mit einem Hauptschulabschluss ging das nicht so leicht.«

Zunächst schien seine berufliche Laufbahn daher erst in eine ganz andere Richtung zu führen. Dölfel absolvierte eine Ausbildung als Energieelektroniker und arbeitete bei Siemens. »Von dieser Zeit profitiere ich noch heute«, sagt er. Der respektvolle Umgang mit den Mitarbeitern, das Zusammenwirken im Team und auch der Aspekt der Kundenorientierung seien wertvolle Erfahrungen für ihn gewesen. Jedoch sei der Wunsch, Pfarrer zu werden, in ihm mehr und mehr gewachsen: »Also habe ich auf dem zweiten Bildungsweg erst die Mittlere Reife und dann das Abitur nachgeholt.« Sein Vater sei über seine berufliche Neuorientierung zunächst erstaunt gewesen, erinnert sich Dölfel: »Er sah mich eher im technischen Bereich.« Allerdings sei er bei seinem Vorhaben, Theologie zu studieren, letztlich von beiden Eltern unterstützt worden.

Nach seinem Vikariat in Baiersdorf, einer Kleinstadt bei Erlangen, trat er in dem unterfränkischen Dorf Ober-eisenheim seine erste Stelle als Pfarrer an. Mitte der 1990er Jahre bewarb er sich nach München und kam an die Dankeskirche in Milbertshofen, wo er acht Jahre blieb. Danach folgte eine elfjährige Tätigkeit in der evangelischen Gemeinde in Petershausen. Schwerpunkt seiner Arbeit dort sei vor allem der Kirchbau gewesen, berichtet Dölfel: »Umso mehr freue ich mich, hier in Haidhausen wieder zur klassischen Gemeindearbeit zurückkehren zu können.«

Zuständig ist er in St. Johannes vor allem für die Senioren: »Ich mache viele Besuche, auch in den Altenheimen im Viertel.« So war er bereits im St. Josefsheim in der Preysingstraße und dem Haus der AWO in der Gravelottestraße. Zu den Projekten des neuen Pfarrers zählt außerdem der Seniorenkreis, der immer dienstags um 14.30 Uhr in der Kirche stattfindet. »Heutzutage ist so etwas aber kein Kaffeekränzchen mehr«, erklärt er. Auf dem Programm stünden eher gemeinsame Unternehmungen oder Vorträge.

Auch der Bereich der Meditation fällt in seine Verantwortung. »Glauben und Kirche kann eine ganz neue Welt eröffnen. Aber vielen Menschen fehlt inzwischen leider der Zugang dazu«, sagt Dölfel. Aufgabe des Theologen sei hier, Brücken zu bauen und Wege zu öffnen: »Das bedeutet, einerseits Halt und Orientierung, und andererseits Weite im Denken zu schaffen.«

Angetan haben es Dölfel aber auch die weltlichen Vorzüge seiner neuen Stelle. »Ich bin gerade dabei, die kulturelle Vielfalt des Viertels zu entdecken«, erzählt er begeistert. Bisher habe er nur den Gasteig gekannt. Anzutreffen ist der Pfarrer auch in so mancher der urigen Kultkneipen Haidhausens. In welchen? Das will er nicht verraten. Julia Stark

Artikel vom 16.11.2016
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