Das Ende der Kultfabrik

Neuer Konzertsaal: Die Bauarbeiten im Werksviertel schreiten voran

Auf dem Gelände der Kultfabrik hat eine neue Epoche begonnen. Beim Abriss des Werks 2 saß Eigentümer Werner Eckart selbst im Bagger.	Foto: Julia Stark

Auf dem Gelände der Kultfabrik hat eine neue Epoche begonnen. Beim Abriss des Werks 2 saß Eigentümer Werner Eckart selbst im Bagger. Foto: Julia Stark

Haidhausen · In der Kultfabrik ist in der vergangenen Woche eine Ära zu Ende gegangen – und eine neue wurde eingeleitet. Der Abriss des Gebäudes von Werk 2, der ehemaligen Heimat vieler legendärer Clubs, hat begonnen.

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Am Bagger saß der Eigentümer des Areals, Werner Eckart, höchstpersönlich. Ebenfalls vor Ort: Peter Meisel, Sprecher des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BR). Auf der Fläche, die nun geräumt wird, soll nämlich der neue Konzertsaal entstehen, in den das Orchester einmal einziehen wird. »Toll, hier gibt’s vier Pedale«, sagt Eckart und lacht. Es ist das erste Mal, dass er einen Bagger bedient. »Womit soll ich denn anfangen?«, fragt er den Baggerführer Mike Dilans. Wenig später frisst sich die Schaufel krachend durch Holz, Metall und Glas. Eine Szene, die so manchen Partygänger mit Wehmut erfüllen dürfte.

Geburtsstätte des Pfanni-Flockenpürees

Doch nicht immer wurden an diesem Ort rauschende Feste gefeiert. Im Gebäudeteil am Bereich des Eingangs an der Grafinger Straße seien früher Kochbeutel produziert worden, erinnert sich Eckart: »Und hinten an der anderen Seite wurde das Kartoffelpüree gemacht.« Das Ende der 1950er Jahre errichtete Gebäude war damals Teil der Pfanni-Werke. Das Haus sei der »Geburtsort des bekannten Pfanni Flockenpürees«, berichtet Markus Wiegand, Sprecher der Otec GmbH, die das Gelände im Auftrag von Eckart betreut. Das Fertiggericht sei im Werk 2 entwickelt worden.

Mitte der 1990er Jahre wurde der Bau Domizil von Clubs wie der Milchbar, dem Babylon und dem Starsky's. »Auch ich habe hier damals meine Drinks zu mir genommen«, erzählt Meisel. Erst kürzlich habe er das Gelände wegen eines Auftritts der Band »Massive Attack« wieder besucht. Schon in wenigen Jahren werden dort aber auch ganz andere Klänge zu hören sein. »Es ist kaum zu glauben, dass bald wir hier spielen werden«, so der Sprecher des BR-Orchesters.

Das räumliche Nebeneinander von klassischer Musik und Pop-Musik berge jedoch große Chancen. Seit Jahren arbeite die Hochkultur daran, vermehrt auch das junge Publikum zu gewinnen. Dies könne im Werksviertel, dem Neubaugebiet, das auf dem Grundstück der Kultfabrik errichtet werden soll, gelingen. Neben Wohnungen und Büros für Start-up Unternehmen und die Kreativbranche wird es dort weiterhin einige Clubs und Konzerthallen geben. »Die Besucher klassischer und moderner Musikveranstaltungen werden sich dann in der S-Bahn treffen«, sagt Meisel.

Der Konzertsaal als »i-Tüpfelchen«

Auch Eckart freut sich über das Projekt. Der Konzertsaal sei das »i-Tüpfelchen« des Werksviertels: »Jetzt hoffen wir auf einen guten Entwurf.« Fertiggestellt sein soll das Haus bereits in fünf Jahren. Geplant sei jedoch, mit dem BR-Orchester schon im Vorfeld immer wieder am Standort des künftigen Stammhauses aktiv zu werden. Im Gespräch seien unter anderem soziale Projekte wie Aktionen mit Flüchtlingen. Mit 100 Musikern vor Ort war das Orchester übrigens schon einmal in Februar. »Alle inklusive der Dirigent Marris Jansons haben sich auf dem Dach von Werk 2 versammelt«, erzählt Meisel. Anfangs hätten manche der Musiker zwar mit dem Standort »gefremdelt«, verrät er: »Aber inzwischen stehen alle voll hinter der Entscheidung.« Julia Stark

Artikel vom 16.05.2016
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