Hausaufgaben gemacht

Frauenquote bei den Kreis-Feuerwehren über dem Schnitt

Ulrike Scharf kommt eigentlich von der Wasserwacht. In Langenpreising zeigte die Ministerin jedoch, dass sie auch in der Feuerwehr bestehen kann.	Foto: kw

Ulrike Scharf kommt eigentlich von der Wasserwacht. In Langenpreising zeigte die Ministerin jedoch, dass sie auch in der Feuerwehr bestehen kann. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Frauen können das! – Wer hätte daran gezweifelt? Sie können Menschen aus Autowracks herausschneiden. Sie können ein modernes Tanklöschfahrzeug »TLF 4000« mit Blaulicht und Martinshorn zur Unfallstelle auf der Autobahn bringen.

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Sie können auch ein »B-Strahlrohr« gezielt in den Brandherd halten und das Feuer ­löschen. Bei der Feuerwehr weiß man das und setzt gezielt auf die Anwerbung von Frauen für die Freiwilligen Feuer­wehren.

Im Landkreis Erding sind 386 der rund 3.500 Feuerwehrangehörigen Frauen. Das sind 11 Prozent. Damit ist der Frauenanteil unter den Freiwilligen in Bayern derart weit über dem Durchschnitt, dass es weiterer Werbemaßnahmen eigentlich nicht bedurft hätte. Immerhin hatte Innenminister Joachim Hermann eine Frauenquote von landesweit 8 Prozent angepeilt. Das toppen die Floriansjünger im Kreis Erding leicht, und so gedieh der Besuch von Ministerin Ulrike Scharf anlässlich einer entsprechenden Werbe- und Informationsveranstaltung eher zu einem kollektiven Schulterklopfen: »Hausaufgaben gemacht, weiter so, wir sind gut!«

So sah es auch Kreisbrandrat Willi Vogl, der aber durchaus auch ernst werden konnte: Die sogenannte Tagesalarmsicherheit, also die Gewissheit, dass auch zur Kernarbeitszeit alle Fahrzeuge sicher besetzt werden können, ist vielerorts ohne Frauen gar nicht mehr zu gewährleisten. Die Atemschutzgeräteträgerausbildung, die wahrlich kein Zuckerschlecken ist, fingen die Frauen in den Feuerwehren gleich ein Jahr nach deren Einführung an, erzählte Vogl. Und nicht alle Einsätze sind vergnügungssteuerpflichtig, wie die Ministerin sehr wohl wusste. Immerhin ist sie Landesvorsitzende der Wasserwacht und Leichenbergungen, die eben auch zu den traurigen Aufgaben dieser Organisation gehören, stellen auch für erfahrene und gestandene Einsatzkräfte immer eine Belastung dar.

Trotz der ernsten Worte fanden die Beteiligten wieder zum eigentlich erfreulichen Teil der Veranstaltung zurück. Eine der aktiven Feuerwehrfrauen musste bekennen: »Jetzt werd’ ich aber gleich rot!« Dabei hatten mehrere Redner nur aufgelistet, was sie alles ist: Kreisfrauenbeauftragte, stellvertretende Bezirksfrauenbeauftragte, stellvertretende Vorsitzende, Öffentlichkeitsreferentin, und Jugendleiterin der Feuerwehr Langenpreising, der Gastgeber bei dem Event. Natalie Kienmüller-Stadler war es, die diese Veranstaltung organisiert und dazu alle Feuerwehren des Landkreises eingeladen hatte.

Und es waren viele da, darunter die Feuerwehr Altenerding mit ihrem Hubrettungsgerät, mit dem die fröhlichen Frauen ihren hohen Gast aus dem bayerischen Kabinett wirklich in die Höhe brachten. Vorher aber musste die Umweltministerin ausstaffiert werden: mit einer Schutzjacke und einem Helm. Letzterer war ein Thema, denn der erste Versuch ging daneben. »Ich sag’ doch, dass ich einen großen Kopf habe«, meinte die Ministerin lachend. Der passende Helm wurde gefunden, und ab ging’s in den regenverhangenen Himmel über Langenpreising.

Später zeigte die Ministerin, dass sie als Wasserwachtlerin auch das Element »Feuer« beherrscht: Nach einer kurzen Einweisung am Feuerlöscher – natürlich durch Natalie Kienmüller-Stadler – war der »Brand« an der Übungsanlage der Verwaltungsgemeinschaft Wartenberg in Sekunden gelöscht. Das kann man lernen und das Problem ist auch nicht, dass Frauen das nicht könnten. Oftmals trauen sich Frauen das selbst nicht zu. Sicher: Der eine oder andere Macho-Spruch macht’s nicht leichter. Dabei steht es außer Frage, wie schon eingangs festgestellt: Frauen können das.

Artikel vom 22.04.2016
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