Im Haus der Eigenarbeit kann man Kreativität ausleben

Ein Haus für den Stadtteil

Haidhausen · "Das HEI ist ein sozial-kulturelles Bürgerzentrum, in dem Eigenarbeit ergänzend und bereichernd zur Erwerbsarbeit, Ausbildung, Rente und Familienarbeit ausprobiert, gelebt, erfahren, gelernt, genossen und beobachtet werden kann", so steht es im Programmheft des Hauses der Eigenarbeit, kurz HEI.

Im Klartext heißt das: Das HEI ist offen für Jeden. Vom Kindergartenkind bis zum Rentner ist jeder willkommen, um kreativ tätig zu werden. In verschiedenen, gut ausgestatteten, Werkstätten können Ideen umgesetzt und der Fantasie freien Lauf gelassen werden. Ob Bildhauern, Töpfern, Schneidern, mit Holz, Metall oder Papier arbeiten – unter Anleitung von qualifizierten Fachberatern entstehen kleine Meisterwerke.

In der Polsterwerkstatt kann Omas alter Sessel neu aufgepolstert werden. Während des Projektes "Reparieren statt wegwerfen" erhalten auch alle anderen Möbel und Einrichtungsgegenstände neuen Schliff.

Wer schon immer seinen eigenen Schmuck designen und anfertigen wollte ist im HEI genauso richtig, wie jemand der sich ein Bett ganz nach seinem eigenen Geschmack schreinern möchte. "Wir sind kein Dienstleistungsbetrieb", so Eva Fahlbusch die Leiterin des Hauses. "Aber es ist immer jemand da, der berät und weiterhilft. Der zeigt wie es geht."

Auch Kinder und Jugendliche sind im HEI gern gesehene Gäste. Speziell für die ganz Kleinen wird eine Kinderwerkstatt angeboten in der aus Pappmaché, Ton und anderen Materialien die kühnsten Kunstwerke entstehen.

"Material und Werkzeuge für alle Projekte stehen zur Verfügung, können aber auch mitgebracht werden", erklärt die Leiterin. Eine Anmeldung ist in der Regel nicht notwendig.

Jeder kann sofort loslegen. Doch nicht nur zum werken kommt man ins HEI. Die Einrichtung bietet auch kulturelle Anreize. Ausstellungen junger Künstler, Theater, Vorträge und Versammlungen stehen genauso auf dem Programm wie Dichterlesungen und Tanzkurse. Ein beliebter Treffpunkt für Alt und Jung ist auch das gemütliche Werkstattcafé, das zu einer schöpferischen Pause vor, während oder nach der Arbeit einlädt.

Jeden Samstag ab 10 Uhr wird dort ein Werkstattfrühstück angeboten. Jeden Mittwoch ab 18 Uhr wird der Werkstattschmaus, ein leckeres, selbst zubereitetes Abendessen serviert. »Zirka 50 Personen besuchen das HEI jeden Tag«, weiß Eva Fahlbusch.

Auch feste Treffs wie eine japanische Kindergruppe, eine Krabbelgruppe oder der Baubiologische Arbeitskreis haben im HEI ein Forum gefunden. Und auch für sogenannte "Randgruppen" wie Langzeitarbeitslose ist das HEI eine Anlaufstelle. Kurz, das Haus der Eigenarbeit ist in den 15 Jahren seines Bestehens zu einer festen Institution im Stadtteil geworden. Ob das jedoch auch in Zukunft so bleiben kann, ist zur Zeit fraglich. Denn der Sparkurs der Stadt macht auch vor dem HEI nicht halt.

Die Einrichtung wird vom Referat für Arbeit und Wirtschaft, vom Sozialreferat, Kulturreferat und der Ertomis-Stiftung Wuppertal finanziert. 40 Prozent des Jahresbudget erarbeitet das HEI, trotz geringer Einnahmen und knapp kalkulierter Kursgebühren, selbst.

Die Ertomis-Stiftung hat nun angekündigt, sich als Zuschussgeber zurück zuziehen. Die Leitung des HEI beantragte daraufhin mehr Fördermittel bei der Stadt, was jedoch abgelehnt wurde.

Schuld sei die allgemein bekannte finanzielle Situation der Stadt, wurde dem Haidhausener Anzeiger auf Nachfrage vom Referat für Arbeit und Wirtschaft mitgeteilt. "Es liegen viele Anfragen vor und wir möchten möglichst alle Projekte im nächsten Jahr weiter finanzieren", so Günther Weingärtner, Projektleiter des Referats. "Natürlich hofft auch die Stadt, dass das HEI weiter besteht." Sollte die Stiftung jedoch wirklich ernst machen, sieht es schlecht aus, so dass der HEI auf der Suche nach neuen Förderern und Spendern ist.

Übrigens: Das HEI sucht dringend noch einen Zivildienstleistenden. Wer Interesse hat, kann sich im HEI, unter Tel: 448 06 23 melden. Dort gibt es auch das aktuelle Programm und Infos zu allen Angeboten! ct

Artikel vom 05.12.2001
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