Gartenstadt bewahren

Harlaching · Jetzt soll der Bund helfen bei der Quartier-Erhaltung

Harlaching · Beim Kampf um den Erhalt der Gartenstadtstrukturen wie etwa in Harlaching wird der Ton rauer und auch vor innerparteilicher Kritik nicht mehr zurückgeschreckt. Einmal mehr enttäuscht von der Politik in Stadt und Freistaat zeigte sich der Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching.

Der selbst in Harlaching lebende BA-Vorsitzende Clemens Baumgärtner (CSU) sprach Stadt und Freistaat nahezu alle Erhaltungs-Kompetenz ab. Mit dem eigenen Begehren, die gewachsenen Quartier-Struk-turen in einer Zeit zunehmender baulicher Verdichtung bewahren zu wollen, wollen sich die Harlachinger jetzt vermehrt an den Bund wenden und in Berlin Gehör für ihre Sache verschaffen. Denn bisher hatte die Arbeit örtlicher Initiativgruppen zwar viel Aufmerksamkeit erregt und breite Zustimmung in der betroffenen Bevölkerung gefunden, doch Ambitionen einer flächendeckenden Gartenstadterhaltung prallen an der liberalen Gesetzgebung weitgehend ab. »Während der Stadtrat mit seinen kürzlich beschlossenen Rahmenplänen vor allem unverbindliche Vorgaben entwickelt und damit regelmäßig in der Sache ins Leere greift«, so Baumgärtner, habe der Bund mit allzu liberal abgefassten Passagen im Baugesetzbuch »den Kommunen und dem Freistaat alle wirksamen Steuerungsinstrumente aus der Hand genommen«. Folge: Immer wieder könnten sich Bauherren bei Neubauvorhaben aus städtischen Vorgaben lösen und spätestens auf dem Klageweg ihre geplanten, den Gartenstadtcharakter gefährdenden Bauumfänge durchsetzen.

Kämpferischer Bezirksausschuss

»Seien wir also mal großkotzig und wenden uns direkt an die Bundesregierung«, forderte Baumgärtner, dessen Kritik an den derzeitigen Zuständen und mangelnder Unterstützung auch vor den eigenen Parteifreunden zuvor nicht Halt gemacht hatte. Seinen Vorstoß, endlich den Bund für die Sache der Gartenstädter zu sensibilisieren, wurde er im Stadtteilgremium einstimmig unterstützt. Nächster Schritt soll demnach ein offener Brief an die zuständige bundesministerin Barbara Hendricks (SPD) im fernen Berlin sein. »Wir wollen der Bundespolitik das Versagen beim Bundes-Baurecht anhand des Beispiels Harlaching verdeutlichen«, beschrieb Baumgärtner seine Stoßrichtung. Negativbeispiele einer überdimensionierten und auf dem architektonischen Ruder gelaufenen Neubebauung gebe es gerade im 18. Stadtbezirk ausreichend.

Den verständlichen Anspruch der Harlachinger Gartenstädter auf ausreichendes Gehör will er auch mit einem »dezenten Hinweis« auf die Steuerkraft der Bürger vor Ort untermauern. Das Mandat des eigenen Gremiums hat Baumgärtner jedenfalls. Ob er im fernen Berlin das eingeforderte Gehör finden wird, bleibt abzuwarten. Gartenstädte soll es aber auch an der Spree zumindest derzeit noch geben. HH

Artikel vom 02.06.2015
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