Ein Raum fürs Gebet

Erdinger Muslime arbeiten an neuer Moschee

Baustelle Stadttheater: Hier sind die Mitglieder des Moscheevereins aktuell dabei, ihre Moschee einzurichten. Endlich hat der Verein eine neue Heimat gefunden.	Foto: kw

Baustelle Stadttheater: Hier sind die Mitglieder des Moscheevereins aktuell dabei, ihre Moschee einzurichten. Endlich hat der Verein eine neue Heimat gefunden. Foto: kw

Erding · Die rund 2.000 Muslime in Erding und Umgebung haben bald ein neues Gotteshaus. Das altehrwürdige Stadttheater wird derzeit umgebaut.

Vor Monaten hatte der Verein unter seinem Vorsitzenden Kemal Imamoglu sich mit dem Besitzer geeinigt, aber dann waren noch eine Menge baurechtlicher Klippen zu umschiffen bis hin etwa zum Brandschutz. Erst als diese ganzen Hausaufgaben gemacht waren, konnte der Bauausschuss des Erdinger Stadtrates zustimmen.

Hintergrund war unter anderem, dass die Mitglieder den Haupteingang auf die Rückseite verlegt haben, auch um das leidige Parkplatzproblem angehen zu können. Hinten sind nämlich leichter Stellplätze zu bekommen als von vorn, von der Langen Zeile her. »Jetzt haben wir erst mal Ruhe«, kommentierte Imamoglu zufrieden die neue Lage. Seit Monaten ist nämlich die Eigenbedarfskündigung für die bestehende Moschee am Rätschenbach im Haus. Das alte Gebäude war einmal ein Stall und kann diese ursprüngliche Nutzung trotz der vielen liebevollen Um- und Einbauten im Laufe der immerhin 35 Jahre, in denen hier die Moschee eingerichtet war, nicht verleugnen. Die Suche nach einem neuen Objekt gestaltete sich über ein Jahr enorm schwierig, was unmittelbar mit dem erheblichen Platzbedarf zu tun hat. Entweder die Objekte waren zu klein oder zu teuer, oder beides. »Es ist zum Verzweifeln«, hatte Imamoglu einmal gegenüber Medienvertretern gestöhnt.

In ihrer neuen Heimat haben die Muslime viel mehr Platz, ihre Gebete zu verrichten. Wann allerdings die Moschee »bezugsfertig« ist, ist noch offen. Grund: »Wir machen alles selbst!« Tatsächlich opfern die Vereinsmitglieder viel Freizeit, schleppen Spanplatten und hantieren mit Bohrschraubern und anderen Werkzeugen. Die Gebetsnische muss aufgebaut werden und natürlich Richtung Mekka zeigen. Auch die Kanzel und der Lehrstuhl, alles basteln die Vereinsmitglieder selbst.

Das Stadttheater hat lange leer gestanden, galt vorher aber als einer der Erdinger Kulturtempel. Nur hat es sich einfach nicht mehr getragen. Obendrein ist es mit dem Gebetsraum alleine nicht getan. Bei den Muslimen verrichten Männer und Frauen getrennt ihre Gebete, sodass der Raum auch noch eine deutliche Zweiteilung erfahren muss. Und dann ist immer auch eine Koranschule dabei, für die die Infrastruktur einfach da sein muss. Obendrein gehört zu einer Moschee in Deutschland immer auch die Möglichkeit, sich bei einer Tasse Tee zusammenzusetzen. Alles das muss hier neu geschaffen werden, und doch wird es nur eine vorübergehende Bleibe werden. Das große Ziel eines Neubaus auf einem eigenen Grundstück hat der Verein nämlich nach wie vor nicht aus den Augen verloren. Dabei haben die Vorstandsmitglieder ein Grundstück im Gewerbegebiet etwas außerhalb des Stadtzentrums im Auge, wissen aber zugleich, dass das schwierig sein wird, Das gilt nicht zuletzt deshalb, weil die Grundstückspreise in und um Erding enorm hoch sind und weiter steigen werden. kw

Artikel vom 19.03.2015
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