Wie zu Stahls Lebzeiten

Erding · Sein Atelier wurde »konserviert« und ist heute ein Museum

Das Museum Franz Xaver Stahl ist ein besonderer Kulturort: Die Besucher können direkt Anteil nehmen am Leben des Malers, der derart viele ausgezeichnete Tierportraits gestaltet hat.	Foto: kw

Das Museum Franz Xaver Stahl ist ein besonderer Kulturort: Die Besucher können direkt Anteil nehmen am Leben des Malers, der derart viele ausgezeichnete Tierportraits gestaltet hat. Foto: kw

Erding · Die große Kreisstadt Erding schmückt sich mit einem neuen Museum. Es ist hauptsächlich einem Maler gewidmet, der wie wenige andere das Portraitieren von Tieren zur Perfektion geführt hat: Franz Xaver Stahl lebte und arbeitete hier bis zu seinem Tode im Jahr 1977.

Sein Haus samt Atelier fiel nach dem Tod seiner Witwe im vergangenen Jahr durch Erbschaft an die Stadt, die es schonend und liebevoll zu einem reinen Kunstmuseum ausbaute, dabei aber das Kernstück des ganzen Lebens und Schaffens dieses Malers, das Atelier, unangetastet ließ. Das konnte die Stadt Erding, weil auch die Witwe des Malers so verfahren war. Und so findet der Besucher hier etwas, was vielleicht einmalig in der Museumslandschaft ist: Ein lebendiges Atelier, als habe der Künstler den Raum gerade erst verlassen. Die Pinsel sind ausgewaschen, die Farbtuben verschlossen, die Taschenuhr in einen Ständer gestellt, der letzte Zigarillo ausgedrückt. Jeden Moment, so scheint es, könnte er wieder hereinkommen, die begonnene Arbeit auf der Staffelei fortsetzen. Aber seit dem 16. November 1977 war Franz Xaver Stahl nicht mehr da. »An diesem Tag ist er ganz normal ins Bett gegangen und gestorben«, erzählte es jetzt die von der Stadt eingestellte Museumsleiterin Heike Schmidt-Krons­eder bei einer Führung. Und so blieb eben alles, wie es war. Bei den Führungen erleben die Gäste, wie der Maler gelebt hat. Die Küche war der Hauptort, wo er sich aufhielt, wenn er nicht malte. »Hier hat er vielleicht auch mal die Füße auf den Tisch gelegt«, so die Kunsthistorikerin. Einzig der Herd wurde heraus geräumt. Alles andere blieb, wo und wie es war. Das gleiche galt auch für den Salon nebenan, ein repräsentatives Zimmer, in dem ein Klavier steht, schicke Möbel… ein Raum, in dem es immer gut aufgeräumt war. Hier hat der Maler Interessenten seine Bilder gezeigt, natürlich mit dem Ziel, diese zu verkaufen. Schon allein darum musste dieser Raum was hermachen.

Stahl hat viele Bilder verkauft. Schon früh gingen etliche Bilder an den Freistaat Bayern. Er war Professor an der Kunstakademie und galt als Meister seines Faches – auch in jener Zeit, in der von Staats wegen festgelegt wurde, was Kunst ist und was nicht. Tierportraits waren und sind unpolitisch, der schnörkellose, zumeist auf absolute Perfektion ausgerichtete Stil Stahls war den Nazis unverdächtig. Er war immer dabei, wenn die Ausstellung der deutschen Kunst stattfand. Es ist schon erstaunlich, wie wenig sich der Stil des Malers verändert hat in den ganzen Jahren. Für Tierportraits gab es einen Markt. Den hat er bedient. »Stahl hat gut verdient dabei«, so die Museumsleiterin und tritt den Beweis an: Der Geschirrschrank enthält Porzellan, das einen enormen Wert darstellt. Rund 2.000 Bilder sind in der denkmalgeschützten Biedermeier-Villa zu sehen, und sie sind nicht alle von Franz Xaver Stahl: Der zweite Kunstschatz ist das Erbe von Johann Georg Schlech (1899 – 1952), dem ersten Ehemann von Margarethe Stahl. Wer das Museum erleben will sollte sich an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr an der Landshuter Straße 31 einfinden. Parkmöglichkeiten sind quasi um die Ecke: Der Großparkplatz am Mühlgraben ist keine 50 Meter entfernt und sonntags auch noch gebührenfrei. Gruppen können Sonderführungen von Heike Kronseder bekommen. Sie sollten sich am besten vorab per E-Mail mit ihr in Verbindung setzen: Heike.Kronseder@t-online.de

kw

Artikel vom 06.03.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...