Neues Stadtteilzentrum?

»Massive Baumängel« am bestehenden Gebäude in Milbertshofen

Der Bezirksausschuss stimmte im Grundsatz zu (v. l.): Antonie Thomsen (SPD), Erich Tomsche (CSU) und Jutta Koller (Grüne). 	Fotos: ws/Archiv

Der Bezirksausschuss stimmte im Grundsatz zu (v. l.): Antonie Thomsen (SPD), Erich Tomsche (CSU) und Jutta Koller (Grüne). Fotos: ws/Archiv

Milbertshofen · Die Wände im Keller und Erdgeschoss sind seit längerer Zeit feucht und verschimmelt. Denn das Gebäude am Alten St.-Georgs-Platz 4/ Moosacher Straße ist mehr als 180 Jahre alt. Es beherbergt seit 1987 das Stadtteilzentrum Milbertshofen.

Die Stadt möchte nun diesen Standort aufgeben und ein neues Haus an der Ecke Schleißheimer-/Piccoloministraße bauen – als Anbau an das Kulturhaus Milbertshofen. Der Stadtrat soll für das 8,1 Millionen Euro teure Vorhaben am 3. Dezember den Projektauftrag erteilen.

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Falls das weitere Planungs- und Genehmigungsverfahren glattläuft, könnte der Neubau voraussichtlich 2016 fertiggestellt sein, kündigt der städtische Kommunalreferent Axel Markwardt an. Der Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart stimmte dem Projekt vorab im Grundsatz zu, hat aber in einigen Fragen noch Klärungsbedarf an die Verwaltung: zu Anfahrt und Anlieferung, Stellplätzen, Verbindung zwischen Neubau und Kulturhaus, Betrieb der Disco und anderem. »Wir wollen diesen Bau lieber gestern als morgen, aber diese Fragen müssen vorab geklärt werden«, betonte Stadträtin und Bezirksausschussmitglied Jutta Koller (Grüne). Gremiumschefin Antonie Thomsen (SPD) äußerte größte Bedenken, weil Kinderkrippe und Stadtteilzent-rum jeweils Eingänge an der Schleißheimer Straße bekommen. Davor warnte Thomsen ausdrücklich. Dies könne zu Verkehrsbehinderungen führen, etwa durch das Bringen und Abholen der Krippenkinder.

Besser sei es, die Eingänge an der Piccoloministraße unterzubringen, einer kleinen Seitenstraße der Schleißheimer Straße. CSU-Sprecher Erich Tomsche sah das genauso: »Die Anfahrt für die Krippe ist nicht geklärt. Wo halten die Eltern?« Zudem macht er sich Sorgen um den Lärmschutz für die Anwohner, insbesondere wegen der geplanten Disco. Auch die Stellplatzfrage für die Besucher des künftigen Stadtteilzentrums sei unzureichend, glaubt Tomsche. Das Gebäude am Alten St.-Georgs-Platz wurde dem städtischen Kommunalreferat zufolge 1830 errichtet und steht unter Denkmalschutz. Es war 1984 vom Verein Stadtteilarbeit mit Kosten von einer Million Mark durch Spenden und Eigenleistungen generalsaniert worden. Trotzdem habe das Baureferat immer wieder die dringlichsten Schäden beseitigen müssen, so Markwardt. Insbesondere Wasserschäden im Erdgeschoss und im Keller. Wegen »der massiven Baumängel und den hohen Kosten für immer wiederkehrende aufwendige Sanierungs- maßnahmen« sei die Verlagerung des Stadtteilzentrums Milbertshofen notwendig. Wegen der schlechten Bausubstanz werde zudem die soziale Arbeit in dem Haus beeinträchtigt.

Der Kommunalreferent hält die Einrichtung für wichtig: »Das Stadtteilzentrum Milbertshofen ist ein interkultureller, altersübergreifender und stadtteilbezogener Begegnungs-, Spiel-, Lern- und Aktionsort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.« Drei gemeinnützige Träger sind unter einem Dach angesiedelt: Der Verein Stadtteilarbeit macht offene Teenie- und Jugendarbeit wie Nightball Milbertshofen, bietet Lernhilfen, berät bei der Berufswahl, unterstützt im Bewerbungsverfahren und macht Jugendberatung. Die Arbeiterwohlfahrt als zweiter Träger ist intensiv mit Schülerförderung beschäftigt: Es gibt Hausaufgabenbetreuung, intensive Lernhilfe, Sprachförderung und lernorientierte Freizeitangebote für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Dritter Träger ist der Verein Fraueninitiative Milbertshofen. Er organisiert Mutter-Kind-Gruppen, Deutschkurse für Migrantinnen und bietet sozialpädagogische Beratung für Frauen.

Vielfältiges Angebot soll weiterhin bestehen bleiben

An dem vielfältigen Angebot solle sich auch nach dem Umzug nichts ändern. Weil der neue Standort nur ein paar 100 Meter von dem alten entfernt ist, könnten die jetzigen Besucher des Stadtteilzentrums den geplanten Neubau fußläufig erreichen, so Markwardt.

Das Haus werde voll unterkellert und verfüge über fünf Geschosse. Disco und Musikübungsraum werden im Keller angesiedelt. Die dreigruppige Kinderkrippe mit 36 Plätzen und die »Mobile Tagesmutter« sind in Erdgeschoss und erstem Stock, Fraueninitiative und Stadtteilarbeit im zweiten Obergeschoss, Schülerförderung und Stadtteilarbeit im dritten Stock. In der vierten Etage ist ein Loft mit Mehrzwecksaal vorgesehen sowie ein Café als offener Treff für Jugendliche und junge Erwachsene. In dem Neubau soll alles größer, schöner und moderner werden als im jetzigen Stadtteilzentrum Milbertshofen. An dem neuen Standort an der Piccoloministraße werde es »eine sinnvolle Ergänzung« zum benachbarten Kulturhaus Milbertshofen geben. Markwardt hofft, dass an dieser Ecke des Viertels ein »Quartiermittelpunkt« entsteht. Wally Schmidt

Artikel vom 19.11.2013
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