Kampf dem Verkehr

Feldkirchen setzt auf umfassende Bürgerbeteiligung

Verkehrsgutachter Helmuth Ammerl (Mitte) nahm Anregungen der Bürger entgegen, hier von Andrea Keil und Rainer Pohl.	Foto: sf

Verkehrsgutachter Helmuth Ammerl (Mitte) nahm Anregungen der Bürger entgegen, hier von Andrea Keil und Rainer Pohl. Foto: sf

Feldkirchen · Die Gemeinde Feldkirchen droht im Verkehr zu ersticken. Daher hat der Gemeinderat beschlossen, mit fachlicher Unterstützung und unter Einbeziehung der Bürger ein innerörtliches Verkehrskonzept zu entwickeln.

Im Rahmen eines Workshopverfahrens sollen kurz- und langfristige Maßnahmen erarbeitet werden, die den Ort entlasten. Auftakt war letzte Woche mit einer Informationsveranstaltung im Rathaus, bei der Helmuth Ammerl vom Münchner Ingenieurbüro »Obermeyer planen + beraten« die Ergebnisse der Verkehrszählungen, neuralgische Punkte und erste Lösungsansätze vorstellte. Anschließend waren die rund 70 Besucher aufgerufen, ihre Bedenken oder Anregungen zu äußern und auf vorbereiteten Karten zu notieren.

Weitere Artikel zum Thema

Erste Zweifel kamen bei der genannten Zahl der Busse auf, die täglich in der Bahnhofstraße verkehren. Laut Ammerl sind es 160. Ein Bürger warf jedoch ein, dass man nicht die verschiedenen Fahrzeuge, sondern die Fahrten zählen müsse, und das seien laut Fahrplan 400. Ingo Kühn, Anwohner des Dornacher Weges, bestätigte: »Allein bei uns sind es schon 180 Busse, die da jeden Tag durchfahren.« Auch der Bereich rund um den Bahnhof stößt auf Unmut: »Die Verkehrsführung ist nicht eindeutig«, bemängelte beispielsweise Sebastian Schneider. »Die Autos kommen von vier Seiten und jeder fährt irgendwie – bis es mal rummst.« Barbara Zajonz vom Familienservicezentrum hingegen hält die S-Bahnunterführung für bedenklich. »Hier fahren Radfahrer auf dem Gehsteig, das ist für die Schulkinder gefährlich.« Rainer Pohl wünscht sich eine Verbesserung für den Fahrradverkehr an der Kreuzung B 471/ Kreisstraße M 18, Andrea Keil plädiert für eine Südumfahrung.

Es gibt viele Punkte in der Gemeinde, wo es »brennt«. Die B 471 ist mit 11.500 Fahrzeugen pro Tag eine der meistbefahrenen Verkehrsadern in Feldkirchen, in der Emeramstraße sind es 3.000, in der Bahnhofstraße verkehren täglich 1.500 Fahrzeuge. Insgesamt wälzen sich jeden Tag durchschnittlich 40.000 Fahrzeuge durch den Ort.

Sofortmaßnahmen, die innerhalb eines Jahres umsetzbar wären, seien beispielsweise Beschilderungen, die den Verkehr lenken, Geschwindigkeitsbeschränkungen oder so genannte elektronische Zeigefinger, also Tafeln mit digitaler Tempo-Anzeige, die den Fahrer warnen, wenn er zu schnell fährt, erläuterte Ammerl. Doch nicht alle Probleme könne die Gemeinde selbst lösen. Für Kreis- und Bundesstraßen wie die B 471 sei sie gar nicht zuständig, genauso wenig wie für die Autobahn, die erheblich zu dem hohen Verkehrsaufkommen beitrage. »Wenn es sich hier staut, weichen die Autofahrer über Feldkirchen aus«, so Ammerl. »Generell dient das Maßnahmenpaket, das wir erarbeiten wollen, als Grundlage für den Diskussions- und Genehmigungsprozess bei allen zuständigen Stellen«, erklärte der Verkehrsgutachter weiter.

Ziel am Montag war, weitere Fakten seitens der Bürger zu sammeln und sie zur Mitarbeit zu motivieren. 40 der Anwesenden meldeten sich gleich zu den Workshops an. Der erste findet am Montag, 11. November, um 18.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses statt, ein zweiter Termin wurde für den 27. Januar anberaumt. Beteiligt sind auch Vertreter des Münchner Verkehrsverbund (MVV), des Staatlichen Bauamtes sowie der Kindergärten und Schulen. »Außerdem wird der Landrat den Nahverkehrsplan für den Landkreis München vorstellen, der kürzlich fertiggestellt wurde«, kündigte Ammerl an. Sybille Föll

Artikel vom 05.11.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...