Der Streit geht weiter

Grundwasser-Problematik: Feldmochinger starteten Protestaktion

Protestaktion in Feldmoching: Mit Plakaten machten Martin Obersojer (rechts) und Rolf Deska im Namen der grundwassergeschädigten Bürger ihrem Ärger über die Stadt Luft. 	Foto: ws

Protestaktion in Feldmoching: Mit Plakaten machten Martin Obersojer (rechts) und Rolf Deska im Namen der grundwassergeschädigten Bürger ihrem Ärger über die Stadt Luft. Foto: ws

Feldmoching · Die grundwassergeschädigten Bürger in der Untermühle lassen nicht locker:…

Grundwasser-Problematik in Feldmoching

Mit einer Protestaktion am Eishüttenweg forderten einige Betroffene nun von der Stadt die Begleichung ihrer Schadensersatzansprüche: »Herr Oberbürgermeister tun Sie endlich was!«, stand auf dem Plakat. Und ganz zynisch »Vielen Dank Ude!« – für den Grundwasseraufstau am Nordwestsammelkanal. Er habe allein Schuld an Kellerüberschwemmungen bei Starkregen wie im August 2010 und zuletzt im Juni 2013. Heuer sei in ihrem Keller am Adaloweg das Wasser wieder zehn bis 15 Zentimeter hoch gestanden, berichtete eine Hausbesitzerin. Andere hatten dieses Mal Glück: Ihre Keller wurden nicht überflutet, weil ganz in der Nähe ihrer Häuser die Stadt und das Technische Hilfswerk das Grundwasser abgepumpt hatten. »Sonst wären wir abgesoffen«, sagte ein Feldmochinger erleichtert.

Seit dem Bau des Kanals Ende der 1990er sei das immer wieder der Fall. Zwar ist der Dauerregen vom Juni vorbei. Doch trotz der nachfolgenden langen Trockenheit im Juli und August sei der Grundwasser-Aufstau vor dem Kanal viel zu hoch – um das Sechsfache, berichtete Martin Obersojer. Am Mühlweg und anderswo lässt die Münchner Stadtentwässerung auf beiden Seiten des Kanals oberirdisch den Stand des Grundwassers messen, die Schreibgeräte stehen rund 80 Zentimeter über dem Boden. Das Gerät am Mühlweg zeigte am 29. August mittags gegen 13.00 Uhr auf der anströmenden Seite 2,83 Meter an, das Gerät auf der abströmenden Seite 4,01 Meter. Das heißt, südlich des Kanals fängt das Grundwasser schon zwei Meter unter der Erdoberfläche an, nördlich des Kanals bei 3,20 Meter. Aus der Differenz errechnet sich der Aufstau vor dem Kanal: 1,18 Meter. Die Bürger kritisierten, dass die Stadtentwässerung im vergangenen Winter ein 120 Meter langes Teilstück des Kanals an der Grashofstraße fehlerhaft saniert habe. Zunächst war der Beton auf dem Bauwerk entfernt worden. Dann kamen unter anderem Vlies und Riesel auf den Kanal – doch nicht entsprechend der Vorgaben, behaupteten die Bürger und kritisierten deshalb die Arbeiten als »Bau-pfusch«. Beim städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) weist man die Vorwürfe zurück: »Die aktuelle Sanierung entspricht nach unseren Erkenntnissen dem Stand der Technik«, erklärte RGU-Sprecherin Katrin Zettler am Montag.

Trotz aller Versicherungen durch die Stadt geht in der Untermühle, der Siedlung links und rechts der A 99, auch weiterhin die Angst vor starken Regenfällen und überfluteten Kellern um. Davon waren im August 2010 etwa 30 bis 40 Häuser im Norden Feldmochings massiv betroffen. Seitdem gibt es einen heftigen Streit zwischen Bürgern und Stadt. Dabei geht es immer nur um eins: War allein der Nordwestsammelkanal an dem Wasser in den Kellern Schuld? Nach Ansicht der städtischen Experten hat der Kanal zwar »eine gewisse Sperrwirkung« – aber mehr nicht. Die Allianz, bei der die Stadt München versichert ist, lehnte schließlich 2012 die Schadensersatzansprüche aller Geschädigten ab, weil »der Kausalzusammenhang zwischen dem Kanalbauwerk und dem Schaden« fehle (wir berichteten).

Trotzdem kämpfen die Betroffenen weiter für ihr Recht – und insbesondere für ihr Geld. Erst wenn die Wasserschäden in ihren Kellern beglichen seien, werde man dem Bau neuer Düker an dem Kanal zustimmen, betonte Anwohner-Sprecher Martin Obersojer. Auf seinem Hof an der Grashofstraße sei ein neuer Düker geplant, fünf weitere auf anderen Privatgrundstücken. Dazu sei auf seinem Anwesen ein Schacht mit vier Metern Durchmesser vorgesehen, der bis zwölf Meter tief in den Boden reiche. Zudem seien tief unter der Erde drei sternförmige Drainagerohre geplant. »Das ist eine gewaltige Anlage«, die einen Eingriff in sein Eigentum bedeute, beschwerte sich Obersojer. Auch andere Hauseigentümer in der Untermühle lehnten die neuen Düker auf ihrem Grundstück ab.

Die Bürger forderten bei der Protestaktion die Stadt auf, vor dem Bau neuer Düker erst einmal die vorhandenen zu sanieren sowie den gesamten, drei Kilometer langen Kanal. Schon bei dessen Bau seien Fehler gemacht worden, weswegen es nun seit 15 Jahren die Grundwasser-Probleme in der Untermühle gebe, beschwerten sich die grundwassergeschädigten Feldmochinger nun zum wiederholten Male. »Man darf nicht das ganze Viertel unter Wasser setzen«, betonte Hermine Feichtmaier. Die Düker seien nun weit mehr als zehn Jahre alt und arbeiteten nicht mehr. Eine Bürgerin setzte noch eins drauf: »Die Düker haben noch nie gearbeitet.« Deshalb könne das Grundwasser den Kanal nicht umströmen und es komme zu dem Aufstau. Etwa ein Dutzend Runde Tische gab es seit August 2010. Dabei hatten die Vertreter der Stadt mehrere Male eingeräumt, dass der Kanal »eine gewisse Aufstauwirkung« habe und dass es beim Bau des Kanals Fehler gegeben habe.

RGU-Sprecherin Katrin Zettler bestätigte dies am Montag erneut: »Bauliche Mängel hat die Stadt bereits in der Vergangenheit eingeräumt.« Im Übrigen sei die Münchner Stadtentwässerung derzeit dabei, den Nordwestsammelkanal in mehreren Schritten zu sanieren – dies erfolge in Absprache mit dem Referat für Umwelt und Gesundheit als der Unteren Wasserrechtsbehörde. Dabei würden auch die vorhandenen Düker saniert. Außerdem erfolgten im Zuge der Kanalsanierung auch Grundstücksverhandlungen, so Zettler. Wally Schmidt

Artikel vom 03.09.2013
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