Romanische Kirche wird wiedereröffnet

Zehnjährige Restaurierungsarbeiten in St. Aegidius abgeschlossen

Hauptabteilungsleiter für Kunst Norbert Jocher, Vorsitzende des Fördervereins Roswitha Riess und Ressortleiter für Bauwesen und Kunst im Ordinariat Hans-Jürgen Dennemarck (v.l.n.r.).	Foto: ar

Hauptabteilungsleiter für Kunst Norbert Jocher, Vorsitzende des Fördervereins Roswitha Riess und Ressortleiter für Bauwesen und Kunst im Ordinariat Hans-Jürgen Dennemarck (v.l.n.r.). Foto: ar

Keferloh · Knapp zwei Millionen Euro (1,98 Millionen) haben das Erzbischöfliche Ordinariat und der Förderverein Kirche St. Aegidius für die Renovierung aufgebracht. Der 840-jährigen Weihetag, die Wiedereröffnung und das Ende der Renovierung wird am kommenden Wochenende gefeiert.

Fast ein Jahrzehnt dauerten die Renovierungsarbeiten in St. Aegidus in Keferloh. Viel ist geschehen in den zurückliegenden Jahren. »Und ohne Frau Riess wäre es nicht gegangen«, meint Dr. Norbert Jocher, Hauptabteilungsleiter Kunst im Erzbischöflichen Ordinariat München. Unentwegt kämpfte die Vorsitzende des Fördervereins Roswitha Riess mit ihrem Team für die Renovierung der Kirche. Auch, wenn es am Anfang viele Meinungsverschiedenheiten gab sind alle von dem Ergebnis zufrieden. »Für mich ist die Kirche atemberaubend schön geworden«, so Jocher und Riess ergänzt: »Für mich strahlt der Raum der Kirche ganz viel Harmonie aus und das Ergebnis ist stimmig.«

Im Zuge der Restaurierung der Kirche galt ein besonderes Augenmerk der Revitalisierung der kostbaren mittelalterlichen Fresken, deren fragmentarischer Erhaltungszustand zugleich bewahrt und in ein stimmges Gesamterscheinungsbild eingebettet wurde. Daneben wurde unter Leitung des beauftragten Architekturbüros Hlawaczek eine Vielzahl von baulichen und künstlerischen Arbeiten vorgenommen, unter anderem die umfassende Restaurierung der Raumschale, die Entfeuchtung des Mauerwerks sowie eine Putzsanierung. Die Restaurierung ging einher mit einer liturgischen Neuausstattung, für die der Berliner Bildhauer Michael Schoenholtz und die Nürnberger Silberschmiedin Annette Zey verantwortlich waren. Inspiriert durch die den Raum prägende Quadermalerei der Wände entstanden mit Altar, Ambo, Vortragekreuz und Scheibenkreuz eigenständige, zeitgenössische Interpretationen mittelalterlicher Bildtypen und Gestaltungsformen. »Es bot sich an, ein sogenanntes Scheibenkreuz, was das Licht bündelt, hier zu installieren. So ein Scheibenkreuz wurde seit langer Zeit das erste Mal wieder in einer Kirche aufgestellt«, erklärt Jocher.

Nicht nur die Arbeiten im Inneren der Kirche waren unter denkmalpflegerischen Vorgaben zu bewältigen. Auch der Friedhof wurde nach archäologischen Grabungen wieder instand gesetzt und kann künftig für Bestattungen genützt werden. Dabei bietet er ein besonders freundliches Bild. Alte schmiedeeiserne Kreuze wurden angekauft, restauriert und gesetzt, so dass jeder Interessent bereits eine Grabstelle kaufen kann. »Eine Grabstelle ist bereits verkauft«, berichtet Riess stolz. Auch wurde die Friedhofsmauer auf dem alten Grenzverlauf neu errichtet und mit Schindeln, wie es häufig bei romanischen Kirchen zu finden ist, gedeckt. Die neue Sakristei, ein reiner Zweckbau, wurde mit einem Glasgang mit der Kirche verbunden. Sie bietet nicht nur Räume für den Pfarrer und die Ministranten, sondern enthält auch die Technikzentrale und eine Sanitärzelle.

»Wir hoffen, dass zukünftig die Kirche auch für Ausstellungen, Konzerte oder vielleicht Seminare genutzt wird«, so Riess. Am kommenden Sonntag wird erst einmal von Erzbischof Reinhard Kardinal Marx beim Festgottesdienst der neue Altar geweiht. Ab dem 2. September, um 12.30 Uhr wird es von Montag bis Samstag Mittagsandachten mit Pfarrer Christoph Nobs geben. Und am Freitag, 18. Oktober bietet der zuständige Pfarrverband »Vier Brunnen« von 14 bis 16 Uhr eine spezielle Einführung zur Kirche St. Aegidius Keferloh mit den Referenten Hanns-Martin Römisch und Dr. Michael Stephan gegen eine Gebühr von 10 Euro an.

Die Kirche St. Aegidius wurde am 1. September 1173 vom Freisinger Bischof Albert von Harthausen im Auftrag der Prämonstratenser des Klosters Schäftlarn geweiht. Mit der Gründung Münchens 1168 und der Verlegung der Salzstraße fand sich der Weiler Keferloh im Schnittpunkt bedeutender süddeutscher handelswege wieder und wurde zum Stützpunkt des Klosters Schäftlarn ausgebaut, dessen Bedeutung der stattliche Kirchenbau mit seiner anspruchsvollen Ausmalung in eindrucksvoller Weise untermauert. Spätere Umbauten, die die Kirche ihres romanischen Charakters beraubt hatten, konnten im Zuge einer tief greifenden Re-Romanisierung zwischen 1964 und 1969 rückgängig gemacht werden.

Artikel vom 27.08.2013
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