Dritte Startbahn: Internationale Anwohnerkonferenz

Erding/Landkreis · Die warnende Hand

Die „warnende Hand“ von Ägidius Knops in Berglern – „sponsored by FMG“: Für Bürgermeister Herbert Knur ein tolles Kunstwerk und ein gelungener Gag zugleich.            Foto: sy

Die „warnende Hand“ von Ägidius Knops in Berglern – „sponsored by FMG“: Für Bürgermeister Herbert Knur ein tolles Kunstwerk und ein gelungener Gag zugleich. Foto: sy

Erding · Konferiert wurde in Attaching bei Freising – in einem Sportheim, das einer dritten Startbahn weichen müsste, wenn sie denn gebaut würde, „was Gott und die Gerichte verhindern mögen.“

Flughafen München im Erdinger Moos

  • Münchner Flughafen
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So äußert sich der Bürgermeister, der bisher am konsequentesten dagegen gekämpft hat: Herbert Knur aus Berglern. Eine „internationale Anliegerkonferenz“ haben die Gegner der dritten Startbahn für den Münchner Flughafen kürzlich auf die Beine gestellt.

Eine der Hauptverantwortlichen ist Helga Stieglmeier, grüne Kreisrätin aus Erding. Stieglmeier wird im Bayerischen Rundfunk mit diesen Worten zitiert: „Ein Kernanliegen ist ein einheitliches Nachtflugverbot. Alle Menschen haben ein Recht auf acht Stunden Schlaf.“ Sie kandidiert für die Grünen auch für den Landtag und konnte hier vorführen, dass sie etwas aufstellen kann. Dass die Startbahngegner sich jetzt international vernetzen, ihre Erfahrungen austauschen und untereinander nutzbar machen, stärkt den Widerstand gegen das Großprojekt, das beispielsweise in den Gemeinden Wartenberg und Berglern zu vielen Austritten aus der CSU geführt hat. Bürgerinitiativen und Aktivisten aus ganz Europa sind versammelt, darunter auch aus England, wo Bürgerproteste die dritte Startbahn in Heathrow verhinderten. Sie bekommen zu hören, dass Lärm nicht nur krank macht, sondern auch das Lernen beeinträchtigt – einfach weil die Lesefähigkeit lärmgeplagter Kinder abnimmt.

Ökologischer Ausgleich ist für die Startbahngegner „ein Witz“. Für die Landkreisgemeinde Eitting ist es weit mehr: Hier wird der Landwirtschaft derart viel Fläche entzogen, dass es für manche Betriebe an die Existenz geht. Und man befasste sich in Attaching auch mit Formen des Widerstandes, der stark an die Friedensbewegung Anfang der 80er-Jahre erinnert: Sitzblockaden. Das Wegtragen-lassen will geübt sein, die Startbahngegner taten es. Dass jetzt erst die dritte Bahn – gegen den Protest der Freisinger oder Erdinger, und auch gegen einen entsprechenden Bürgerentscheid in der Stadt München – im Landesentwicklungsplan festgelegt worden ist, ist auf der Konferenz natürlich der Aufreger. Und Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher von der Wählergemeinschaft „Freisinger Mitte“, ein Gewinner des Trends, der zu einem regelrechten Eindampfen der örtlichen CSU geführt hat, handelt sich mit der Frage, wie man so was machen könne, Beifall ein. Einer reibt sich zufrieden die Hände. Er hat – fernab vom jetzt internationalisierten Protest – der Flughafengesellschaft ein Ei ins Nest gelegt: Herbert Knur aus Berglern. Wie berichtet, gab es ein Bildhauer-Symposium im Kreis Erding. Und Ägidius Knops aus Berlin hatte sich schlau gemacht und dann eine „warnende Hand“ für Berglern geschaffen, die jetzt an einem zentralen Platz in der Gemeinde steht. Diese „warnende Hand“ aus Holz weist auf ein darüber hinweg donnerndes Flugzeug.

Das Kunstwerk ist in Berglern hervorragend angekommen. Dass die Münchner Flughafengesellschaft das Symposium, und damit auch das Werk, sponserte, ist für Knur ein Grund, verschmitzt zu grinsen. „Die haben uns ausdrücklich verboten, sie als Sponsor zu nennen“, erzählt der Bürgermeister. Aber es werde noch genügend Gelegenheiten geben, darauf hinzuweisen. sy

Artikel vom 27.06.2013
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