In Haidhausen und Berg am Laim werden Maibäume aufgestellt

Haidhausen/Berg am Laim · Nicht klauen lassen!

Ein Maibaum passt hervorragend zum dörflichen Ortskern von Haidhausen. Der alte, der hier auf dem Foto zu sehen ist, hat das Feld schon lange geräumt. Sein Nachfolger lagert noch an geheim gehaltenem Ort.	Foto: privat

Ein Maibaum passt hervorragend zum dörflichen Ortskern von Haidhausen. Der alte, der hier auf dem Foto zu sehen ist, hat das Feld schon lange geräumt. Sein Nachfolger lagert noch an geheim gehaltenem Ort. Foto: privat

Haidhausen/Berg am Laim · Zum Maibaumaufstellen brauchen die Haidhauser und die Berg-am-Laimer heuer nicht raus aufs Land zu fahren. Vor ihrer Haustür können sie dem bayrischen Brauchtumsspektakel zuschauen.

Zum sechsten Mal wird in Haidhausen am 1. Mai ein Maibaum aufgestellt. Noch nicht ganz so lang gepflegt wird der Brauch in Berg am Laim, wo das weiß-blaue Wahrzeichen zum vierten Mal in die Senkrechte gehievt wird. Beide Stadtteile haben auch Erfahrung mit der Tradition des Maibaumklaus, wurden doch ihre Bäume in den vergangenen Jahren von auswärtigen Burschenvereinen gestohlen, berichten die Organisatoren.

Seit 1983 organisiert der Verein »Freunde Haidhausens e.V.« das Aufstellen des Maibaums am Wiener Platz. Um 14 Uhr wird die Münchner Berufsfeuerwehr den weiß-blau bemalten und mit Ständetaferln verzierten Stamm mit einem Kran in die Senkrechte befördern. Bereits ab 11 Uhr wird auf dem Platz der »Niederbayerische Musikantenstammtisch« traditionelle Blasmusik spielen, aufgebaut werden außerdem Bierbankgarnituren und Stände mit Würstchen, Grillfleisch und Salaten. »Bei schönem Wetter rechnen wir mit bis zu 1.000 Besuchern«, sagt Andreas Micksch vom Vorstand des Vereins. Zwar stehe bayerisches Brauchtum im städtischen Haidhausen nicht so hoch im Kurs wie in ländlichen Gegenden: »Aber das Maibaumaufstellen nehmen immer viele Bürger zum Anlass, Dirndl und Lederhosen aus dem Schrank zu holen.« Ab 15 Uhr treten Reinhardt Reissner und die »Pfalz-Neuburger Musikanten« auf, und um 16 Uhr veranstaltet der Haidhausen-Experte Johann Baier eine Führung durch das Viertel.

In Berg am Laim, wo das Maibaum-Brauchtum seit 15 Jahren gepflegt wird, beginnt das Ereignis um 10 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück für die örtlichen Vereine auf dem Gelände des alten Rosenheimer Bahndamms an der Baumkirchner Straße, dem derzeitigen Lagerort des Baums. Eingeladen seien dazu auch die Bürger, sagt Johann Bachhuber, Vorstand des Berg-am-Laimer Maibaumvereins: »Jeder kann kommen, und wenn die Weißwürste aus sind, dann sind sie eben aus.« Anschließend wird der Maibaum, begleitet von Delegierten der Vereine, die größtenteils in festlicher Tracht kommen, zu seinem Standort neben der Kindertagesstätte St. Michael gefahren und um 12 Uhr mit dem Kran aufgestellt. Dazu gibt es Blasmusik der »Heufelder Musikanten«, und die Trachtenvereine führen Tänze vor. Danach geht es im Weißen Bräuhaus mit Musik und Tanz weiter. Dass das Fest in Berg am Laim in diesem Jahr überhaupt stattfinden kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Mai beginnen nämlich die Bauarbeiten zur Umgestaltung des neuen Stadtplatzes, der dort entstehen soll, wo auch der Maibaum steht. Die Stadt habe jedoch auf den Brauch Rücksicht genommen und die Termine so gelegt, dass das Fest stattfinden könne, sagt Bachhuber: »Sonst hätten wir den Maibaum erst im nächsten Jahr aufstellen können.« Und das wäre doch schade gewesen, wo die Berg-am-Laimer doch heuer ihr 100-jähriges Jubiläum der Eingemeindung feiern können.

Bis zur Feier am 1. Mai werden beide Maibäume noch von Vereinsmitgliedern und ehrenamtlichen Helfern bewacht. In Berg am Laim sei das Wahrzeichen in früheren Jahren schon zweimal entwendet worden, berichtet Bachhuber: »Beide Male waren es die Ismaninger Burschen.« Aber von der Seite droht diesmal keine Gefahr, denn die Ismaninger sind mit ihrem eigenen Maibaum beschäftigt. Der Haidhauser Maibaum sei Mitte der 90er- Jahre auch einmal »abhanden« gekommen, erzählt Micksch: »Bei uns waren es die Unterbrunner, die sind dafür bekannt.« Wo sich der Baum derzeit befinde, wolle er daher nicht verraten.

An der Berg-am-Laimer Maibaumwache, die rund um die Uhr läuft, beteiligen sich zahlreiche Gruppen aus dem Viertel und benachbarten Stadtteilen. Nachtschichten übernommen haben etwa der Ortsverband der SPD und der VdK, mit dabei sind aber auch die Truderinger Böllerschützen und der Untergiesinger Maibaumverein. »Die befreundeten Vereine helfen bei uns mit und wir bei ihnen, wenn sie etwas zu feiern haben«, erklärt Bachhuber.

Auch in Haidhausen gebe es Helfer, die auf den Maibaum aufpassen, so Micksch. In seinem derzeitigen Versteck sei er »gut gesichert«. Heikel sei jedoch die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, räumt er ein. Dann befinde sich der Baum nämlich bereits an seinem Standort am Wiener Platz, »und das ist auch noch die Freinacht«. Daher werde der bereits bemalte und geschmückte Stamm in dieser Zeit besonders streng bewacht.

Grund zur Sorge, dass die Maifeier aufgrund von Übergriffen auf den Baum ausfallen könnte, besteht indes nicht. Schließlich hat das Maibaumstehlen in Bayern Tradition. Die Polizei wird in solchen Fällen nicht gerufen. Stattdessen lösen die Vereine das Diebesgut bei den Übeltätern gegen reichlich Bier und Brotzeiten aus. Und was Gutes hat es für die Bestohlenen auch: Die Diebe helfen traditionell beim Aufstellen. Julia Stark

Artikel vom 23.04.2013
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