Schilling und Rumschöttel berichteten bei der Bürgerversammlung

Kirchheim · Viel Licht wenig Schatten in Kirchheim

Kirchheim · Sie reisen meist im »Doppelpack« zu den Bürgerversammlungen im Osten des Landkreises München: Landrätin Johanna Rumschöttel und der Leiter der Polizeiinspektion 27 in Haar, Karl-Heinz Schilling. Für die Landkreis-Chefin war es allerdings der erste Besuch in Kirchheim.

Polizeihauptkommissar Schilling ist dagegen ein altbekanntes Gesicht in der Sporthalle der Grund- und Mittelschule an der Heimstettner Straße. Er stand den Besuchern schon vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung im Foyer der Schule Rede und Antwort, ehe er in bewährter kurzweiliger Weise vor den jeweils neuesten Maschen der Diebe und Betrüger warnte.

In diesem Jahr ist es die sprunghaft gestiegene Zahl der Enkeltricks, dem vorwiegend Damen jenseits der 65 zum Opfer fallen, deren im Telefonbuch vermerkte Vornamen auf ihr Alter schließen lassen. Das bedeute aber nicht, dass nur sehr alte oder senile Menschen zu Opfern werden, sondern auch durchaus rüstige, mitten im Leben stehende Senioren. Schilling schilderte, wie die Täter oder Täterinnen mit einer Mischung aus Schmeicheleien und Drohungen dreist an das Ersparte der mitfühlenden Oma geraten. »Vorsicht, wenn es um finanzielle Forderungen geht«, warnte der Polizeibeamte. »Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, sprechen Sie mit Verwandten oder rufen Sie am besten gleich die Polizei unter 110 an.«

Erfreulich dagegen sei der leichte Rückgang der in Kirchheim verübten Straftaten im Jahr 2011 um ein Prozent auf 482. Im Jahr zuvor hatte Schilling noch von einer Zunahme berichten müssen. Deutlich zurückgegangen, und zwar um fast 20 Prozent, ist die Zahl der Diebstähle. Die Häufigkeit der Straftaten pro 1.000 Einwohner verringerte sich leicht von 39,1 auf 38,2 und bewegt sich damit in etwa beim Landkreis-Durchschnitt. Zum Vergleich: In der Landeshauptstadt liegt sie bei 75,6, bayernweit bei 49,8. Die erfreulichste Nachricht aus dem Verkehrsgeschehen: Verkehrstote oder Schulwegunfälle gab es in der Gemeinde in diesem Jahr keine. Bei 233 Verkehrsunfällen wurden 24 Menschen verletzt. 79 Mal machte sich der Unfallverursacher aus dem Staub, drei Mal war Alkohol im Spiel. Mit Superlativen kann regelmäßig Landrätin Rumschöttel bei den Bürgerversammlungen aufwarten. So ist das Münchner Umland Deutschlands wirtschaftsstärkster und mit 330.000 Einwohnern Bayerns bevölkerungsreichster Landkreis. Und er soll bis 2030 noch um 45.000 neue Einwohner wachsen.

Die Kehrseite der Medaille: Es gibt immer weniger bezahlbaren Wohnraum für diejenigen, »bei deren Einkommen die Bäume nicht in den Himmel wachsen«, so Rumschöttel wörtlich. Nicht zuletzt deshalb, weil jeder Einzelne immer mehr Platz für sich beanspruche. Aktuell sind es 40 Quadratmeter pro Kopf. Wohnraumnot auf der anderen Seite herrscht nicht nur für Erzieherinnen, Pflegekräfte oder Polizisten, die Schattenseiten des Booms bekommen auch Asylbewerber zu spüren. 336 sind es zur Zeit im Landkreis, 20 neue stünden vor der Türe, so Rumschöttel. »Wenn wir nichts mehr finden, dann müssen wir Turnhallen wie diese in Beschlag nehmen. Wir können die Menschen ja bei diesen Temperaturen schlecht in Zelten übernachten lassen.« Die Landrätin lobte das große ehrenamtliche Engagement zugunsten der Flüchtlinge, nicht nur im Umfeld der Kirchen. Ohne Obdach sind zur Zeit auch noch die vielen hilfesuchenden Frauen, die sich an die landkreiseigene Fachstelle gegen häusliche Gewalt wenden. Diese neue Einrichtung erfahre »sehr, sehr großen Zuspruch«. Für ein geplantes Frauenhaus habe man jedoch noch keine geeignete Immobilie gefunden.

Der Landkreis ist zur Zeit auch eine große Schulbaustelle. Wichtigstes Vorhaben: Die erste Berufsoberschule im Kreis, die zur Zeit in Unterschleißheim entsteht. Sie wird zwar erst 2014 eröffnet, Vorläuferklassen gebe es jedoch schon ab kommendem Schuljahr. Lob erhielt die Silva-Grundschule für ihr Engagement in Sachen Inklusion. An der Gruber Straße werden Förderklassen des Sonderpädagogischen Förderzentrums Unterschleißheim unterrichtet. Rekordverdächtig ist das Wachstum von 26 Prozent in diesem Haushaltsjahr, was die Kreisumlage um 5,5 Punkte sinken ließ. »Das freut die Bürger, denn so bleibt mehr Geld in den Kommunen.« Claudia Schmohl

Artikel vom 08.01.2013
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