Angst vor „Vergreisung der Bevölkerung“

Kirchberg · Wenig Baugrund

Ländliche Idylle in Ziegelberg: Hier darf demnächst gebaut werden, wenn die Behörden mitspielen. 	Foto: sy

Ländliche Idylle in Ziegelberg: Hier darf demnächst gebaut werden, wenn die Behörden mitspielen. Foto: sy

Kirchberg · Die Gemeinde Kirchberg im Holzland ist die kleinste Gemeinde im Kreis Erding, aber wahrscheinlich die erfindungsreichste in ganz Bayern, wenn es darum geht, Baurecht für Einheimische zu erreichen.

Kirchberg · Die Gemeinde Kirchberg im Holzland ist die kleinste Gemeinde im Kreis Erding, aber wahrscheinlich die erfindungsreichste in ganz Bayern, wenn es darum geht, Baurecht für Einheimische zu erreichen.

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Die Problemstellung ist komplex: Die Gemeinde mit ihren knapp 1.000 Einwohnern besteht aus derart vielen kleinen Weilern und Einzelgehöften, dass fast jeder für sich genommen „Außenbereich“ im Sinne des Baugesetzbuches ist. Bauen ist dort fast unmöglich, nicht zuletzt, weil die Behörde eine „Zersiedelung der Landschaft“ vermeiden wollen. Daraus aber erwächst für Kirchberg ein geradezu existenzielles Problem: Die jungen Leute ziehen weg. Schon macht in den Verwaltungsvorlagen das Wort von der „Vergreisung der Bevölkerung“ die Runde. Gleichzeitig ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch in der Gemeinde Kirchberg nicht aufzuhalten mit der Folge, dass auch in diesem Sektor weitere Arbeitsplätze verloren gehen.

Bürgermeister Hans Grandinger war jetzt bei der Regierung von Oberbayern, um dieses Problemfeld anzugehen, und er kam nicht mit leeren Händen zum Gemeinderat zurück. Jetzt wird ein so genannter Rahmenplan aufgestellt, der für jeden der kleinen Orte ein gewisses Entwicklungspotenzial ermöglicht. Drei Häuschen hier, zwei Häuschen dort also. Genau das wird jetzt Zug um Zug realisiert. Den Anfang macht dabei das Dörfchen Ziegelberg, das dem Ortsschild nach zu urteilen sogar mal eine selbstständige Gemeinde war.

Hier können am Ortsrand in Richtung „Einfeld“ einige Häuser errichtet werden. Der Gemeinderat hat darüber hinaus festgelegt, dass größere Baugebiete in den Ortsteilen, die heute die meisten Infrastruktureinrichtungen in der Gemeinde beherbergen, nicht mehr ausgewiesen werden sollen. Die Erfahrungen damit sind nämlich negativ. So hat Konrad Heilmeier, der die Planungen für die Gemeinde Kirchberg erstellt, in der Begründung für diesen Rahmenplan unter anderem festgestellt, dass die Neubürger aus den Neubaugebieten in den Ortsteilen Einfeld und Schröding schlecht oder gar nicht integriert seien.

Als er das in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats vortrug, erntete er keinerlei Widerspruch. Die Gemeinde hat sich darauf festgelegt, Baumöglichkeiten für Einheimische schaffen zu wollen und das in den Bereichen, wo diese jungen Menschen auch herkommen. Einen weiteren Vorteil sprachen Betroffene in der Beratung, bei der die Grundsatzentscheidung für die Entwicklung in Ziegelberg fiel, sofort an: Diese Bauherren werden sich gewiss nicht daran stören, dass in der Nachbarschaft einige glückliche Schweine sich in ihrem Freilauf wohl fühlen. sy

Artikel vom 26.12.2011
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