Neue Pläne für den Stadtpark: Spielplatz und mehr

Erding · Auf keltischen Spuren

Erding · Ab Herbst 2012 können sich die Kinder und Jugendlichen auf eine keltische Siedlung im Stadtpark freuen, die den bisherigen Spielplatz ersetzt.

Bestehend aus einem dominierenden Turm, etwa 12 bis 15 Meter hoch, einem Baumhaus mit Rutsche, einer Seilbahn, einer Slackline, reetgedeckten Holzhäuschen – ebenerdig wie auch auf Stelzen – sowie zahlreichen neuen Spielgeräten soll der Platz für Babys und Kleinkinder ebenso geeignet sein wie auch die Jugendlichen bis 18 anlocken. „Heute muss man mehr bieten als nur Schaukel und Rutsche – und das werden wir!“, versprach Martin Rist vom beauftragten Landschafts-Architekturbüros Narr-Rist-Türk aus Marzling. Am 17. Januar soll alles im Stadtrat abgesegnet werden und schon ab der dritten Januar-Woche die Bauarbeiten beginnen.

„Luft, Licht und Platz“ ist das Motto der versierten Planer für den gesamten Stadtpark, betroffen von der Veränderung wird aber nur ein Drittel des gesamten Areals sein, der größte Teil bleibt in seiner derzeitigen Form erhalten. „Es geht hier um eine sanfte Durchforstung des in den vergangenen Jahrzehnten stark verwilderten und zugewachsenen Stadtparks“, erläuterte Bürgermeister Max Gotz. Im Konzept der leider verlorenen Bewerbung zur Landesgartenschau 2018 seien die Ziele, durch viel Grün und in sich verbundene Grünzüge den Wohlfühlcharakter des Stadtgebiets zu erhöhen, enthalten gewesen. „Die Modernisierung des Stadtparks ist nun ein erster Schritt auf diesem Weg“, so Gotz, „denn wir haben außer dem Stadtpark keine weitere grüne Lunge in Erding.“ Durch den Ankauf des 1,5 Hektar großen Mayr-Wirt Areals wird der 1822 im Stile des Englischen Gartens in München angelegte Park auf eine Größe von rund 20 Hektar erweitert. Architekt Rist sagte, der Park habe in den vergangenen Jahrzehnten ungestört wuchern können: „Wir haben ein unübersichtliches Wegenetz, aufgrund fehlender Freiflächen nur eine eingeschränkte Nutzung und auch die ökologische Vielfalt fehlt.

Das Sempt-Ufer ist stark in Mitleidenschaft gezogen, der Spielplatz unzeitgemäß.“ Einer der ersten Schritte ist jetzt die gezielte Beseitigung des Wildwuchses, um eine Lichtdurchflutung zu erreichen, die Schaffung von Liege- und Spielwiesen, aber auch die Errichtung von Sitzgelegenheiten. Und vor allem wird der Spielplatz grundlegend modernisiert: Das Motto lautet „Kelten“, angelehnt an die Frühgeschichte von Erding. Historisch fachlich unterstützt wurde Rist in der Planung vom Archäologen Harald Krause, dem Bürgermeister Gotz ausdrücklich für sein Engagement dankte. „Das Problem beim heutigen Spielplatzbau sind auf der einen Seite die immer strengeren Sicherheitsvorschriften und auf der anderen Seite die Kinder und Jugendlichen, deren Spielverhalten immer anspruchsvoller wird, da muss sich was tun, das muss kreativ, interessant und spannend sein.

Spagat zwischen Sicherheitsrichtlinien und Kinderwünschen

Und wir als Planer wehren uns schließlich dagegen, einfach nur den Katalog eines Spielgeräteherstellers zu öffnen und da möglichst teure Geräte auszusuchen. Uns geht es um die Stimmung des Platzes, wir wollen ganz im Sinne des ‚Genius Loci‘ um den Geist des Ortes, um die Atmosphäre. Außerdem war es uns ganz wichtig, dass wir offene Spielabläufe schaffen, die einzelnen Bereich und Geräte sollen ein offenes, durchlässiges System für alle Altersgruppen bilden – jedes Alter nutzt eben etwas anderes. Mit dem Grundthema ‚Kelten‘ können wir dieses große Spannungsfeld wohl ganz gut vereinen“, erläuterte Martin Rist. Eingesetzt werden sollen Materialien von Holz über Sand, Metall und Stein – „und erst dann wollen wir Spielgeräte kaufen, aber solche, die es noch nicht im Katalog gibt, möglichst etwas ganz Neues für Erding!“

Die ganze Spielplatzform, gespannt von Sempt-Ufer über die Wiesen wieder zum Sempt-Ufer, soll an eine Knospe erinnern, ein altes keltisches Zeichen, umrahmt von zahlreichen Liege- und Ruheplätzen für die Eltern und Großeltern. „Aber wir wollen kein keltisches Disney-Land, sondern eher ein gallisches Dorfes wie aus den Asterix & Obelix-Heften“, so Rist. Aufgelockert und unterbrochen wird das ganze durch Palisaden-Flechtzäune, Klötzchen- und Zugbrücken, Balancierseile und –stämme, mehrere Sandkästen für die Kleinsten, einen (Sand)-Brunnen, viele große Steine (Findlinge) sowie bearbeitete Holzstämme. „Das Highlight wird natürlich der Keltenturm sein – aber keine Angst, wir halten da schon alle Sicherheitsvorschriften ein!“, sagte Rist. Etwas abseits vom Spieltrubel soll auf dem zugekauften neuen Parkbereich ein „Grünes Klassenzimmer“ entstehen, aus der bisherigen Halbinsel wird durch Ausbaggern einer Furt eine Insel mit Brücke. Unter einer zeltähnlichen Plane soll dann hier Biologie- oder Heimatkundeunterricht vor Ort stattfinden. „Jäger, Fischer, Lehrer und Förster sind begeistert von der Idee, spielerisch kann man den Kindern so die Natur nahebringen“, ergänzte Gotz.

Neuer Stadtpark: Alle Fraktionen begeistert

Nicht nur der Bürgermeister war von dem Konzept angetan, sondern alle Fraktionen lobten die harmonische Einpassung in das Ensemble Stadtpark. Laut Rist müssten für den Spielplatz keinerlei Bäume gefällt werden, was die Grünen beruhigte, und die CSU-Bedenken wegen des gefährlichen Turm wurden durch Gotz beschwichtigt: „Wenn wir so einen Turm, der sich an alle Vorschriften hält, nicht bauen dürften, dann könnte man auch kein Schwimmbad mit Sprungturm mehr bauen!“ Ein anderes Thema, das genau zu beachten sei, ist der drohende Vandalismus. „Wollen wir wirklich alles verhindern, dann dürften wir nur noch in Beton und Stahl bauen. Das wollen wir aber nicht!“, so Stadtbaumeister Sebastian Henrich. „Gibt es wirklich zu viele Zerstörungen, dann müssen wir darüber nachdenken, den Park nachts ganz zu schließen. Das wäre sehr schade, aber vielleicht geht’s nicht anders“, ergänzte Gotz. Am 17. Januar soll aber neben dem Gesamtkonzept Spielplatz auch darüber entschieden werden, ob man den Park nicht vielleicht beleuchten und so nachts attraktiver machen könnte. Wird alles verabschiedet, rollen ab Ende Januar die Bagger und Lastwagen und der Spielplatzbereich und die Hauptwege dorthin werden komplett gesperrt. bb

Artikel vom 21.12.2011
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