Bürgermeisterin Kruppa kämpft um Top-Gewerbegebiet

Moosinning · „Konkurrenz im Nacken“

Beim Thema Gewerbegebiet und dritte Startbahn kennt Moosinnings Bürgermeisterin  Pamela Kruppa kein Pardon. Sie will bis zum Schluss für ihre Forderungen zum Wohle der Bevölkerung an den höchsten Stellen kämpfen. 	Foto: bb

Beim Thema Gewerbegebiet und dritte Startbahn kennt Moosinnings Bürgermeisterin Pamela Kruppa kein Pardon. Sie will bis zum Schluss für ihre Forderungen zum Wohle der Bevölkerung an den höchsten Stellen kämpfen. Foto: bb

Moosinning · Kämpferisch, leidenschaftlich und beharrlich präsentierte sich die Moosinninger Bürgermeisterin Pamela Kruppa vergangenen Mittwoch bei der Bürgerversammlung im erst kürzlich eingeweihten Eichenrieder Bürgersaal.

Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos

Keine Zurückhaltung zeigte Kruppa bei den Themen Infrastruktur und dritter Startbahn sowie bei dem Gewerbestandort „Am Isarkanal“. „Hier werden wir für unsere Position auch weiterhin an vorderster Front kämpfen. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage.“ Zusätzlich zum Themenbereich der großen, in diesem Jahr fertig gestellten Baumaßnahmen, wie Feuerwehrhaus mit Bürgersaal, Schützenheim sowie Rathaus und Grundschule, gab es in der Gemeinde Moosinning den großen Komplex Flächennutzungsplan.

Vor zwei Jahren startete der Bürgerbeteiligungsprozess, der auch viele zukunftsweisende und solide Vorschläge für die Gemeindepolitik hervorgebracht habe, „nun befinden wir uns auf der Zielgeraden“, betonte Kruppa. Die größte Hürde stelle derzeit die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets dar, „das wir unbedingt brauchen. Wir liegen auf der Achse zwischen Ismaning und Erding, die Konkurrenz sitzt uns also im Nacken. Nur mit einem Top-Gewerbegebiet an dem einzig attraktiven Standort können wir uns ein Stück von dem Kuchen abschneiden“, so die Rathauschefin. Und die einzig akzeptable Fläche hierfür liege, wie auch von Gutachten bestätigt, an der Isar, östlich des Gemeindegebietes. Denn nur hier sei auch die dafür nötige Infrastruktur gegeben. Die Region um den Flughafen boome, die Kommunen müssten das Wachstum auffangen, „ob sie wollen oder nicht“, und gleichzeitig werde das „Wie“ des Auffangens in ­unerträglicher Weise eingeschränkt. „Unsere Region ist nicht zu vergleichen mit anderen bayerischen Regionen, wir unterscheiden uns maßgeblich in der rasanten Entwicklung – und zwar mit allen positiven und negativen Konsequenzen“, betonte Kruppa. „Diese außergewöhnliche Entwicklung erfordert aber auch besondere Maßnahmen von Seiten der Regierung, die uns mit der nötigen Flexibilität ausstatten.“

In Bezug auf Moosinning bedeute es, das Anbindungsgebot von Gewerbe an Siedlungsgebiete zu kippen. Kruppa scheue sich nicht, diese Forderung ständig und bei jeder Gelegenheit bei den Ministern, Staatssekretären und auch Horst Seehofer mündlich, aber auch in Form von Brandbriefen vorzubringen. Und damit verbinde sie auch die Hoffnung, dass viele betroffene Gemeinden sich an den oberen Stellen melden, damit diese realisieren, „was uns hier auf den Nägeln brennt. Und ich bin mir sicher, unsere Hartnäckigkeit und Geduld wird sich auszahlen. Ich werde mit aller Leidenschaft und Geduld bis zum Schluss kämpfen.“

Ähnlich unbeugsam in ihrer Haltung zeigte sie sich beim Thema dritte Startbahn, deren Ablehnung sie auch weiterhin mit der fehlenden Infrastruktur der Umlandgemeinden begründet. Der Ausbau des Flughafens habe bei der Regierung äußerste Priorität, die Infra­strukturmaßnahmen, wie etwa Straßen, spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle, „dafür habe ich absolut kein Verständnis“. Sicherlich hätten auch viele andere Gemeinden dringliche Anliegen, um in den Bedarfsplan für Bundesfernstraßen aufgenommen zu werden. Da dieser Bedarfsplan in dieser Legislaturperiode jedoch nicht weiter fortgeschrieben werde, sei Moosinning für viele weitere Jahre die Grundlage entzogen, in diesen Plan überhaupt aufgenommen zu werden. Vielmehr werde in Kauf genommen, „dass die Bürger noch jahrzehntelang den schier unerträglichen Belastungen ausgesetzt sind.“

Und gleich setzte sie noch einen Seitenhieb auf die Regierung hinzu, nämlich die Unsinnigkeit europaweiter Ausschreibungen, womit sich der Staat bei den Vergaben selbst so enge Wertgrenzen gesetzt habe, die „gerade für eine Gemeinde wie uns mit einem unglaublichen Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwand verbunden sind. Das Gebot, den Auftrag an den güns­tigsten Bieter zu vergeben, macht im Nachhinein den Auftrag oftmals teurer, als wenn wir ihn an einen lokalen Anbieter vergeben hätten“, bedauerte Kruppa. Nach den umfangreichen Baumaßnahmen sieht die Bürgermeisterin dem Jahr 2012 relativ gelassen entgegen. Nun geht die Gemeinde mit Tatendrang an die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts, das mit den Nachbarn Oberding und Eitting im Oktober dieses Jahres auf den Weg gebracht wurde. Sie appellierte dabei zugleich an die Bürger, sich von der „Ich-bin-dagegen“ Mentalität zu verabschieden, denn wenn man sich zu regenerativen Energien bekenne, dann in vollem Umfang, „ein bisschen schwanger geht eben nicht.“

Bereits 2009, also lange vor Fukushima, habe die Gemeinde den Fokus auf erneuerbare Energien, vor allem der Windenergie, gelenkt, und um sich vor „schwarzen Schafen“ und unrealistischen renditeversprechenden Investoren zu schützen, eine Standortanalyse in Auftrag gegeben. Bis Jahresende erwartet Kruppa die Ergebnisse. „Sollte sich zeigen, dass Moosinning sich für die Aufstellung von Windkraftanlagen eigne, werden wir die Fäden in der Hand halten und die Wertschöpfung bei uns in der Gemeinde halten“, so Kruppa.

Artikel vom 10.11.2011
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