BA will Radwege zum Schutz der Fußgänger entfernen

Haidhausen · Gefährliche Radler?

Wenn es nach dem Bezirksausschuss geht, sollen Radler künftig ausschließlich auf der Straße fahren dürfen, um Fußgänger nicht zu gefährden.	Foto: Julia Stark

Wenn es nach dem Bezirksausschuss geht, sollen Radler künftig ausschließlich auf der Straße fahren dürfen, um Fußgänger nicht zu gefährden. Foto: Julia Stark

Haidhausen · Während der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) in der Rosenheimer Straße auf die Errichtung eines Radwegs drängt, setzt sich das Stadtteilparlament an anderen Orten im Viertel dafür ein, dass bestehende Radwege verschwinden.

In der Wörthstraße, der Steinstraße und der Kirchenstraße sollen die Radfahrer künftig die Fahrbahn benutzen. Allerdings ist der Beschluss im Gremium umstritten. Auch bei Anwohnern stößt das Vorhaben auf Unverständnis. Eigentlich ist es längst beschlossene Sache: Nach dem Willen des BAs sollen die Radwege in der Wörthstraße zwischen der Pariser Straße und der Metzger- sowie in der Steinstraße zwischen der Inneren Wiener Straße und dem Genoveva-Schauer-Platz sowie der Kirchenstraße wieder entfernt werden. Da die Stadt dem Anliegen bislang noch nicht nachgekommen ist, verlieh das Gremium der Forderung auf seiner jüngsten Sitzung mit einem erneuten Antrag nochmals Nachdruck.

Die Radwege stammten noch aus den Anfängen des Radverkehrs, erklärte die Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD). Inzwischen habe die Nutzung jedoch stark zugenommen: »Es ist gewagt, wie die Radler dort rasen.« Wer zügig fahre, weiche beim Überholen häufig auf den Gehweg aus, berichtete die SPD-Fraktionsvorsitzende Nina Reitz. Immer wieder komme es daher zu gefährlichen Zusammenstößen zwischen Radfahrern und Fußgängern. Besonders riskant sei die Situation für Kinder, Hunde und manchmal auch für die Besucher der Lokale aus der Gegend, argumentierte Barbara-Sylvia Schuster (SPD) etwas eigenwillig: »Wer ein paar Bier zu viel getrunken hat, gerät oft aus Versehen auf den Radweg.«

Zwar sei die Nutzung des Radwegs an diesen Stellen nicht verbindlich vorgeschrieben, räumte Reitz ein. Schnelle Fahrer könnten daher ohnehin die Straße nutzen. Jedoch sei dies den wenigsten Bürgern bekannt. Die Radwege abzubauen, sei deshalb die einzige Lösung. Anderer Auffassung war der stellvertretende BA-Vorsitzende Werner Walter (Grüne). Wenn die Radwege entfielen, würden auch langsame, vorsichtige Fahrer gezwungen, die Straße zu nehmen. Er selbst habe in die Fähigkeiten der vierrädrigen Verkehrsteilnehmer jedoch kein Vertrauen: »Ich möchte auf dem Fahrradweg bleiben und bin froh, dass wir ihn haben.« Dieter Rippel (FDP) äußerte Bedenken, dass durch den Rückbau die Situation für Eltern mit Kindern erschwert werde. Diese müssten nämlich bis zu einem Alter von zehn Jahren auf dem Bürgersteig fahren: »Dann benutzt das Kind den Gehweg und die Mutter die Straße, das ist nicht praktikabel.«

Wenig Begeisterung erntet das Vorhaben auch bei den Haidhausern. »Der Radweg soll bleiben«, findet etwa die Anwohnerin Susanne Rutz. Sie selbst fahre dort regelmäßig. Probleme mit Fußgängern habe sie noch nie beobachtet. Zwar komme es vor, dass Kinder über die Abmarkierung laufen: »Aber dann muss man eben aufpassen.« Eine weiterer Anwohner erklärte zwar selbst wenig schuldbewusst: »Ich schaue nicht immer, wo ich gehe, und manchmal werde ich von Radfahrern geschnitten.« Eine Entfernung des Radwegs halte er jedoch nicht für gerechtfertigt. Der BA indes sprach sich mehrheitlich dafür aus, den bereits beantragten Rückbau nun auch tatsächlich umzusetzen. Julia Stark

Artikel vom 31.10.2011
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