Viel Hintergründiges im Stück „Aufruhr im Altersheim“

Langenpreising · Authentische Charaktere

Vorsitzende Claudia Wöhrl als die des Diebstahls verdächtigte Schwester Dragica mit Gisela Straßer als Lilly Schulze, dem BuFDi Kevin (Manuel Janke) und dem pensionierten Kriminalbeamten Max Männle (Peter Link, v.li.).	Foto: sy

Vorsitzende Claudia Wöhrl als die des Diebstahls verdächtigte Schwester Dragica mit Gisela Straßer als Lilly Schulze, dem BuFDi Kevin (Manuel Janke) und dem pensionierten Kriminalbeamten Max Männle (Peter Link, v.li.). Foto: sy

Langenpreising · Er hat den Kulturpreis des Landkreises Erding erhalten: Der Theaterverein Langenpreising. Und jetzt stehen die Darsteller des Vereins wieder auf der Bühne. Wer das aktuelle Stück „Aufruhr im Altersheim“ sehen will, der muss sich beeilen:

Es sind zwar noch Karten an der Abendkasse zu erhalten, aber nicht mehr allzu viele. Am 21., 22., 23., 29., und 30. Oktober, sowie am 4. und 5. November immer um 19 Uhr spielen die Aktiven das Stück im Zanklstadel neben der Schule im Ortskern von Langenpreising. Die Gäste sehen die Schauspieler erstmals unter neuer Leitung: Für Bettina Böck und Julia Straßer ist es das Debüt als Regisseure. Was diese aus dem Stück von Eva Hatzelmann gemacht haben, ist unbedingt sehenswert, auch wenn einem das Lachen oft im Hals stecken bleiben mag.

Zu authentisch, zu echt, sind die Charaktere, die sie da vor den Gästen aufbauen, so echt, dass Gäste, die in einer solchen Einrichtung arbeiten, in der Pause nur feststellen konnten: „Genau so ist es!“ Die beiden jungen Frauen haben also nichts überzeichnet, auch wenn sie genau wissen, dass Theater oft genau davon lebt. Da ist der ständig geile Heimbewohner, der auch dem weiblichen Personal nach stellt. Da ist die ehemalige Opernsängerin, die ständig Pillen nimmt und außer ihrer Vergangenheit und ihren Zipperlein keine anderen Themen mehr hat. Da sind die beiden befreundeten Damen, die die einzige Ausländerin, Schwester Dragica, des Diebstahls verdächtigen, und da ist der Sohn einer der beiden Freundinnen, der es nur auf das Geld abgesehen hat, das die Mutter wohl (noch) hat. Da ist noch der pensionierte Kriminalbeamte, der es offenbar auf die ehemalige Opernsängerin abgesehen hat, aber zunächst noch zu schüchtern ist. Damit waren alle Zutaten beisammen, fehlte nur noch die spannende Handlung. Diese hat die Stück-Autorin eingeführt in Form eines Banküberfalls, bei dem der Täter von einer Heimbewohnerin niedergeschlagen wird, aber dann die Beute fehlt. Sie taucht später im Heim auf, aber bis es so weit kommt, gibt es viel zu lachen, eine Menge starker Sprüche, und vor allem: Viel Hintergründiges.

Große Klasse ist vor allem, wie die beiden Regisseure es schaffen, das Stück, das schon ein paar Jahre auf dem Markt ist, an die neue Zeit anzupassen: Aus dem Zivildienstleistenden wird ein Mann vom Bundesfreiwilligendienst, und der ist allein sehenswert. Mit seinem imposanten Irokesenschnitt und seiner coolen Art schafft er es irgendwie, über dem sich langsam aber sicher entwickelnden Chaos zu stehen, wobei seine Witze fast schon als grenzwertig anzusehen sind. Die Art und Weise, wie die beiden Freundinnen die Schwester des Diebstahls überführen wollen, erinnert an Bauerntheater und ist einfach nur urkomisch. Das Ensemble gibt alles, und es zeigt, dass es den Kulturpreis nicht umsonst bekommen hat. sy

Artikel vom 21.10.2011
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