Nah einkaufen und Perspektive für Langzeitarbeitslose

Johanneskirchen · Bonus-Markt ab September?

Davor Filipasic vom Schreibwarengeschäft in der Gartenstadt Johanneskirchen: »Kommt der Markt, kommen wieder mehr Kunden.«	Foto: ikb

Davor Filipasic vom Schreibwarengeschäft in der Gartenstadt Johanneskirchen: »Kommt der Markt, kommen wieder mehr Kunden.« Foto: ikb

München-Johanneskirchen · »Der Bonus-Markt ist praktisch in trockenen Tüchern, er ist zu 99 Prozent sicher, wenn’s gut geht, öffnet er schon Ende September, aber in jedem Fall noch in diesem Jahr.«

Strahlend verkündete SPD-Stadträtin Christiane Hacker, ehemalige Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) und Kämpferin in Sachen Lebensmittelladen, im Gremium den aktuellen Stand zur von den Anwohnern heiß ersehnten Einrichtung in Johanneskirchen, an der Kardinal-Wendel-Straße. Am 5. Juli soll die Maßnahme – notwendig ist eine städtische Bürgschaft – im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft beschlossen werden.

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Bis Mitte Oktober vergangenen Jahres hatte 25 Jahre lang für die mehr als 1.000 Haushalte der Umgebung eine funktionierende Nahversorgung bestanden, ehe das Geschäft schloss. Die Folge: Vor allem Senioren, Behinderte und Mütter ohne Auto haben wegen der lange Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln ihre Probleme.

Bonus – die Abkürzung steht für »Berufliche Orientierung, Nachbarschaftsläden und Service« – ist eine 2003 in Stuttgart gegründete gemeinnützige Kette mit Filialen in Ottobrunn und Kirchheim. Ziel ist, »die Fähigkeiten von Menschen zu verbessern, die nur geringe Chancen am Arbeitsmarkt haben«. Die Einrichtung der Märkte wird meist von den Kommunen via Bürgschaft gefördert unter der Voraussetzung, dass es – wie in der Gartenstadt der Fall – keinen Nahversorger gibt. Laut Hacker gibt es für den Markt einen einjährigen Probelauf. Die Stadträtin stellte dazu klar: »Wenn die Menschen den Lebensmittelladen nicht annehmen, anderswo zum Einkaufen gehen, Bonus zu wenig Umsatz macht, dann ist er in einem Jahr wieder weg.«

Die Situation vor Ort beschreibt Davor Filipasic, Chef des Schreibwarenladens kombiniert mit dem »Getränke-Paradies«: »Es ist hart hier als Geschäftsmann, ich habe seit Langem viel weniger Kunden. Vor allem der Lottoumsatz freitags und samstags ist regelrecht eingebrochen.« Der Mann zeigt seine täglichen Computerausdrucke: »30 bis maximal 60 Kunden zu Spitzenzeiten kommen noch.« Filipasic, der mit den Bonus-Verantwortlichen Kontakt hat, regt an: »Eine Sortimentsanpassung untereinander wäre sinnvoll, damit jeder beispielweise verschiedene Bier- oder Wassermarken anbietet. Und eine Postagentur wäre wichtig, denn wer zum Hauptamt in die Meistersingerstraße muss, der kauft auch gleich dort in der Umgebung ein.«

Stuart Jones, der sich gerade ein paar Semmeln beim Bäcker geholt hat, sieht’s aus Verbrauchersicht: »Wer ein Auto hat, fährt zum Einkaufen in einen großen Markt in der Umgebung. Da gibt’s alles auf einem Fleck. Für viele ältere Leute ist dies unheimlich schwierig. Ich hoffe, dass der Markt bald kommt, damit hier mal wieder was los ist.« ikb

Artikel vom 27.06.2011
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